ABB-CEO Jörgen Centerman versucht die Anleger zu beruhigen


Die ABB-Aktie leidet unter chronischer Schwindsucht. Allein seit Anfang Jahr beträgt das Minus 40 Prozent. Nun wendet sich CEO Jörgen Centermann mit beruhigenden Worten an die Anleger.

Von Thomas Müller


Jörgen Centermann
Die Aussichten in der Automation – für ABB mit einem Anteil von 30 Prozent ein Hauptbereich – sind düster. Rockwell Automation kündigte heute den Abbau von 45 Arbeitsplätzen in Aarau an. Weltweit will der Konzern wegen der sich verschlechternden Wirtschaftslage in den USA fast fünf Prozent oder 1000 Stellen streichen. Anderen ABB-Konkurrenten geht es nicht besser. Emerson meldet einen rückläufigen Auftragseingang, Eaton Corporation veröffentlicht eine Gewinnwarnung. Analysten haben deshalb die Gewinnschätzung für ABB reduziert oder erwägen es.

Vergleiche hinken
Die Situation der Konkurrenz lasse sich nicht eins zu eins auf ABB übertragen, sagt ABB-Sprecher Thomas Schmidt. «Rockwell zum Beispiel ist stärker vom US-Markt abhängig als ABB. Zudem sind wir nur im Bereich Automation vergleichbar, in anderen ABB-Tätigkeitsgebieten wie zum Beispiel der Stromverteilung überhaupt nicht.»

In einem heute vorab veröffentlichten Interview mit dem Magazin «Stocks» beruhigt CEO Jörgen Centerman die Anleger: Bis 2005 werde ABB ein jährliches Umsatzwachstum von mindestens 6 Prozent erreichen und die operative Marge von 6 Prozent im Jahr 2000 auf 12 Prozent im Jahr 2005 steigern. Damit bestätigt Centermann lediglich die bereits früher gemachten mittelfristigen Ziele. Zu aktuellen Gerüchten über eine Gewinnwarnung nimmt er nicht Stellung.

Das entspreche den Informations-Gepflogenheiten des Konzerns, sagt Schmidt. Die Einschätzungen der Ertragsziele würden nur mit der Präsentation der Quartalszahlen aktualisiert, also zum nächsten Mal am 24. Juli, denn «es wäre nicht richtig, bei jeder Anfrage die Ziele neu zu kommentieren».

Verunsicherung durch neue OrganisationDen Kursrückgang um 40 Prozent seit Jahresbeginn erklärt Schmid mit drei Gründen. Zum einen sei das Marktumfeld im Technologiebereich allgemein schwierig. Als zweiten Grund nennt er den CEO-Wechsel, die neue Strategie und die neue Organisation von ABB, «die sich erst einmal bewähren müssen». Die Nervosität der Anleger sei deshalb grösser als in einer langjährig eingespielten Organisation, und Nachrichten hätten stärkere Kursausschläge zur Folge. Als dritten Grund nennt Schmidt die Zahlen für das Jahr 2000, die unter den Erwartungen lagen.

Vergleiche in Übergangszeit schwierigDie Kritik einer mangelnden Informationspolitik und damit schlechter Transparenz weist er mit den Worten von Jörgen Centerman zurück: «Wir haben auf US-GAAP umgestellt, den transparentesten Rechnungslegungsstandard überhaupt. Zwecks Vergleichbarkeit weisen wir die Zahlen auch rückwirkend nach diesem Standard aus. Bezüglich Transparenz hat sich ABB nichts vorzuwerfen.» Dennoch anerkennt Schmidt, dass Vergleiche schwieriger geworden sind: «Das liegt aber an der Umstrukturierung. Es handelt sich um ein Umstellungsproblem, das bald wieder verschwinden wird.»

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