Airbus-Werksverkauf bis Jahresende

Die Interessenten könnten bis zum 26. Juli ihre Bewerbungen einreichen, sagte der Chef der EADS-Tochtergesellschaft , Louis Gallois der Wirtschaftszeitung «Les Echos» (Donnerstag). Die Auswahl der Bewerber für exklusive Verhandlungen werde einen Monat dauern. Der Konzernbetriebsrat werde Ende August vor der Bekanntgabe zusammentreten. «Die definitiven Unterschriften dürften vor dem Jahresende erfolgen», sagte Gallois. In Deutschland stehen die Werke in Laupheim in Baden-Württemberg (1200 Mitarbeiter) sowie in Varel (1300) und Nordenham (2200) in Niedersachsen zur Disposition.

Staatliches Vetorecht in Form einer «Goldene Aktie»
Mit Blick auf die anstehende Reform des EADS-Aktionärspakts unterstützte der künftige alleinige EADS-Chef Überlegungen zur Einführung eines staatlichen Vetorechts beim Flugtechnikkonzern in Form einer «Goldenen Aktie». «Persönlich finde ich, dass dies ein gutes System ist», sagte Gallois der «Financial Times Deutschland». Es sei nicht vorstellbar, dass die Regierungen ihr Interesse an EADS verlören. «Aber sie dürfen sich nicht ins Management einmischen.»

Aktionärsschützer kritisieren dieses System
Zuvor hatte auch die Bundesregierung eine «Goldene Aktie» als eine Möglichkeit bezeichnet, um die strategischen Interessen des Unternehmens zu schützen. Darüber würden in den nächsten Monaten Fachleute beraten. Aktionärsschützer kritisierten diese Überlegung scharf. «Eine Goldene Aktie ist eine Katastrophe», sagte der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Jürgen Kurz, der dpa. Sonderrechte für staatliche Anteilseigner seien kein sinnvoller Lösungsansatz zur Weiterentwicklung von Unternehmen.

Airbus wird Einsparungsziel für 2007 erreichen
Die Verhandlungen über das Sanierungsprogramm «Power8» dürften in Frankreich, Spanien und Grossbritannien im September zum Erfolg führen, sagte Gallois. «In Deutschland ist der Prozess dagegen komplizierter, und die Leitung ist nicht Herr des Zeitplans. Das kann schneller gehen, aber auch länger dauern.» Airbus werde aber sein Einsparungsziel von 300 Millionen Euro für 2007 erreichen.

Fertigungskapazität bis 2010 verkauft
«Power8» sieht auch den Abbau von 10.000 Stellen in der Verwaltung vor. «Aber wir stellen für die Produktion in Deutschland und Frankreich ein», sagte Gallois. Die Fertigung läuft derzeit auf Hochtouren; Airbus will in diesem Jahr 440 bis 450 Maschinen ausliefern. «Wir haben schon unsere gesamte Fertigungskapazität bis einschliesslich 2010 verkauft», sagte Gallois. Lackiert mit der Aufschrift «Singapore Airlines» ist am Donnerstag in Hamburg der erste für die Auslieferung an den Kunden bestimmte Airbus A380 gestartet. An der ersten Serienmaschine des weltgrössten Passagierflugzeugs sollen im französischen Toulouse noch Systemtests durchgeführt werden, bevor der A380 im Oktober an Singapore Airlines ausgeliefert wird.

Unklarheit über künftige Machtbalance
Nach der beschlossenen Abschaffung der deutsch-französischen Doppelspitze bei EADS herrscht indes weiter Unklarheit über die künftige Machtbalance. Das neue Führungsmodell geht nicht zwingend mit der Einführung eines Rotationsprinzips einher. Das machte der designierte alleinige EADS-Präsident Rüdiger Grube im Gespräch mit der Finanzzeitung «La Tribune» deutlich. «In einer nächsten Etappe werden wir in der Lage sein, die besten für jede Stelle zu benennen», sagte Grube. «Die Zeit ist vorbei, wo die französischen Aktionäre die französischen Führungskräfte benannt haben und die deutschen die deutschen.» Künftig würden der Präsident und der Chefmanager ihre Nachfolger selbst vorschlagen.

Sonderrecht für Gallois
Die Bundesregierung sieht trotz eines Sonderrechts für Gallois das Machtgleichgewicht zwischen Deutschland und Frankreich im Unternehmen gewahrt. «Ich sehe nach wie vor ein ausgewogenes, dem Gedanken der deutsch-französischen Balance Rechnung tragendes Ergebnis in Toulouse», sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm. Er bestätigte Aussagen von Gallois, er habe gemeinsam mit Grubee in Vorschlagsrecht für die künftig vier unabhängigen Mitglieder im Verwaltungsrat. Es gilt als ungewöhnlich, dass ein Vorstandschef, der vom Aufsichtsrat kontrolliert wird, offiziell Einfluss auf die Zusammensetzung des Gremiums nehmen kann. (awp/mc/ar)

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