Aktienfokus: Swisscom-Aktie gefragt nach News zur Vodafone-Beteiligung

Swisscom hatte am Mittwochabend nicht ganz unerwartet mitgeteilt, mit dem britischen Mobilfunkriesen würden Verhandlungen über einen Rückkauf von dessen 25%-Anteil an Swisscom Mobile aufgenommen. Entsprechende Spekulationen hatten bereits seit einiger Zeit die Runde gemacht.


Mehr Flexiblitität und finanzielle Vorteile
Analysten zeigen sich von der Ankündigung wenig überrascht und reagieren mit positiven Kommentaren. Swisscom selbst verspricht sich von einer Transaktion finanzielle Vorteile und mehr Flexibilität in der Umsezung ihrer Strategie. Die bisherige finanzielle Verflechtung mit Vodafone soll durch eine kommerzielle Vereinbarung abgelöst werden.

Verschuldungsgrenze bleibt beim anderthalbfachen EBITDA
Die Verhandlungen werden möglich, nachdem der Bundesrat als Swisscom-Mehrheitsaktionär beschlossen hat, einen allfälligen Rückkauf der in seinen strategischen Zielen für Swisscom festgelegten Verschuldungsgrenze nicht anzurechnen. Die Verschuldungsgrenze von Swisscom liegt damit auch nach einer möglichen Transaktion beim anderthalbfachen EBITDA.


Swisscom-Aktie steigt
Die Swisscom-Aktie klettert gegen 11.10 Uhr um 1,9% auf 451,80 CHF, der Gesamtmarkt (SMI) steht knappe 0,04 im Plus.


Kaufpreis zwischen 3,5 Mrd und 4,0 Mrd
Der Kaufpreis für den Anteil wird von Analysten zwischen 3,5 Mrd und 4 Mrd CHF gesehen, im Vorfeld waren in der Presse ähnliche Summen genannt worden. Vodafone hatte die Beteiligung seinerzeit für 4,5 Mrd CHF erworben.


Sinnvolle Verwendung der Verschuldungskapazität
Für Panagiotis Spiliopoulos von der Bank Vontobel stellt der Schritt «eine äusserst sinnvolle Verwendung der Verschuldungskapazität in der Bilanz» dar. Bei einem geschätzten Kaufpreis von 3,5 bis 3,75 Mrd CHF sieht er Potenzial für eine Erhöhung seiner EPS-Schätzungen 2007 von 11-12%.


Positiv: Erhöhte strategische Flexibilität
Bei der ZKB rechnet Thomas Germann ebenfalls mit einer Zunahme auf Basis Gewinn je Aktie von rund 10%. Faktisch liege die Verschuldungsrate nun beim 2,5-fachen EBITDA, was in der Telekombranche einem A-Rating entspreche, schreibt er weiter. Sein Fazit: Der Rückkauf wird die Ausschüttungen an die Aktionäre nicht tangieren und zu einer Optimierung der Kapitalstruktur führen. Zudem wertet er Swisscoms erhöhte strategische Flexibilität nach einer Transaktion positiv.


Ratings bleiben – Nachricht erwartet
An ihren Ratings und Kurszielschätzungen für die Swisscom-Aktie nehmen die Analysten keine Änderungen vor. Die Neuigkeit sei erwartet worden und bereits grösstenteils eingepreist, weshalb nicht mit grösseren Kursbewegungen zu rechnen sei, schreibt Tomas Hilfing von Helvea. Er bewertet den Schritt als finanziell sinnvoll, da Swisscom jeweils einen bedeutenden Gewinnanteil an Vodafone abliefert (im Jahr 2005 waren es rund 13,8%).


Positive News zur Abonenntenzahl dürften beflügeln
Für Spiliopoulos könnten allenfalls künftige positive News zur Abonenntenzahl beim kürzlich lancierten «BluewinTV» den Swisscom-Valor weiter beflügeln. Das Digital-TV-Angebot habe dem Vernehmen nach kundenseitig für einige Aufmerksamkeit gesorgt, nach nur drei Wochen hätten sich offenbar bereits einige Tausend Kunden für den Dienst entschieden, schreibt er in seinem Kommentar.


Auch international Thema
Auch international ist Swisscom ein Thema: Dexia-Analyst Rob Goyens empfiehlt Swisscom-Aktien zu kaufen, während er in Belgacom zu Verkäufen rät. Der belgische Telekomkonzern hatte im August die Vodafone-Beteiligung an seiner Mobile-Tochter Proximus zurückgekauft. Die Belgacom-Aktie habe nach dem Deal deutlich zugelegt, sei aber mittlerweile überbewertet, so der Analyst. (awp/mc/ar)

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