Alexander Hagemann, CEO Schaffner Holding AG

von Patrick Gunti


Herr Hagemann, Schaffner hat im Geschäftsjahr 2006/07 den Umsatz um 23,6% auf 170,3 Mio. Franken gesteigert und auch der Gewinn stieg von 3,6 auf 5,4 Mio. Franken. Sind Sie mit diesem Ergebnis zufrieden?


Das letzte Jahr war für Schaffner ein Jahr des Umbaus. Wir sind nach der erfolgreich abgeschlossenen Devestition der Division Testsystems jetzt auf das Komponentengeschäft fokussiert, und wir haben im zweiten Halbjahr ein ordentliches operatives Ergebnis erzielt. Das zeigt sich in einem Nettoergebnis von 7,6 Mio. Franken in den weitergeführten Geschäften. Die aufgegebene Division Testsysteme hat das Ergebnis letztmals mit 2,2 Mio. Franken belastet, hier sind keine weiteren Kosten mehr zu erwarten. Insgesamt bin ich zufrieden mit dem Ergebnis, das den Status in unserem Veränderungsprozess widerspiegelt. In der absoluten Höhe bin ich jedoch mit dem Ergebnis noch nicht zufrieden. Schaffner hat ein viel grösseres Potenzial, und wir arbeiten daran, dass sich dieses auch in unserem Ergebnis reflektieren wird.


Die EBIT-Marge sank von 7,4 auf 6,0%. Wo liegen die Gründe?

Im zweiten Semester konnten wir bereits wieder eine EBIT-Marge von 7,5% erwirtschaften. Im ersten Halbjahr hatten wir jedoch unter Remanenzkosten gelitten, das waren Fixkosten, die in der Vergangenheit von der Division Testsystems gedeckt worden waren. Diese Remanenzkosten sind inzwischen deutlich reduziert. Darüber hinaus hatte unser Geschäft im Automobilbereich im ersten Quartal 2006/2007 noch negativ abgeschlossen, und auch Anlaufkosten neuer Produkte in China belasteten die Margen im ersten Semester 2006/2007.


«In der absoluten Höhe bin ich jedoch mit dem Ergebnis noch nicht zufrieden. Schaffner hat ein viel grösseres Potenzial, und wir arbeiten daran, dass sich dieses auch in unserem Ergebnis reflektieren wird.» (Alexander Hagemann, CEO Schaffner)


Das mittelfristige Ziel von Schaffner liegt bei 250 Mio. Franken Umsatz und einer EBIT-Marge von 10%. Ist Schaffner auf Kurs, diese Vorgaben bis zum Geschäftsjahr 2010/2011 zu erreichen?

Absolut. Im abgelaufenen Geschäftsjahr haben wir unseren Umsatz um 23,3% steigern können. Um das von Ihnen genannte Ziel zu erreichen, müssen wir in den nächsten vier Jahren ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 10% erzielen. Wir haben auch bereits die notwendigen Massnahmen zur EBIT-Steigerung definiert und sind in der Umsetzung. Da sind wir klar auf Kurs!


Wie weit wird das Wachstum organisch sein, welche Rolle werden Akquisitionen spielen?

Wir werden akquirieren. Die Zukäufe sollen die Hälfte zum angestrebten Umsatzwachstum beitragen, die andere Hälfte wird aus organischem Wachstum kommen.


Erneuerbare Energien und Motorantriebe haben im abgelaufenen Geschäftsjahr bereits 31% zum Umsatz beigetragen. Welche Funktionen erfüllen Schaffner-Komponenten im Bereich der erneuerbaren Energien?

Der elektrische Strom von Windkraftanlagen oder Solaranlagen muss für die Einspeisung in das Netz mithilfe elektronischer Anlagen konditioniert werden. Diese Anlagen erzeugen jedoch auch unerwünschte Störsignale. Vereinfacht gesprochen säubern Komponenten von Schaffner die elektrische Energie von diesen schädlichen Bestandteilen, bevor sie in das Stromnetz eingespeist wird.


Von welchen Wachstumsraten gehen Sie in diesen Bereichen aus?

Im Bereich erneuerbare Energien werden wir deutlich zweistellig wachsen, das können etwa 20% pro Jahr sein. Der Sektor Motorantriebe soll gut 10% pro Jahr wachsen.


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Der asiatische Markt steuerte im vergangenen Geschäftsjahr bereits 17% zum Umsatz bei. Was kennzeichnete das Schaffner-Geschäft in China?

Der chinesische Markt ist vielleicht der weltweit anspruchsvollste und muss deswegen auch mit besonderer Aufmerksamkeit bearbeitet werden. Erfolgreich sind wir immer dann, wenn wir technologisch hoch stehende Produkte mit höchster Geschwindigkeit und Effizienz in allen Abläufen anbieten. Das Tempo in China ist atemberaubend, dies gilt für alle Sektoren der Privatwirtschaft. Darüber hinaus ist es entscheidend, sehr nahe bei den Kunden und den Lieferanten zu sein, was in einem Land mit einer Fläche von 9,6 Mio. Quadratkilometern und einer Verkehrsinfrastruktur, die mit dem Wirtschaftswachstum kaum Schritt halten kann, nicht einfach ist. Aufgrund der hohen Inflation und eines steigenden Yuan ist der Kostendruck enorm, dem kann nur mit überdurchschnittlicher Produktivitätssteigerung begegnet werden. Unser Erfolgsrezept lautet grösstmögliche Lokalisierung aller Unternehmensfunktionen und ein möglichst hoher Anteil chinesischer Mitarbeiter und Kader.


Sie kennen Asien sehr gut, haben vor ihrem Wechsel zu Schaffner in Singapur gearbeitet: Welche Pläne verfolgen Sie, um das Geschäft in den dynamischen Märkten Asiens weiter auszubauen?

Im für uns wichtigsten asiatischen Markt China werden wir aus eigener Kraft wachsen. Wir weiten unsere Vertriebspräsenz mit eigenen Mitarbeitern an heute fünf Standorten innerhalb Chinas deutlich aus und werden in wenigen Jahren auch die Wachstumsregionen im Hinterland gut abgedeckt haben. Die Produktionskapazitäten haben wir bereits im vergangenen Geschäftsjahr deutlich ausgebaut, damit sie mit dem Absatzwachstum Schritt halten können.


«Am wichtigsten für mich war es, Schaffner Anschub für nachhaltiges organisches Umsatzwachstum und eine EBIT-Margenverbesserung zu geben.» (Alexander Hagemann)


Sie sind seit 10 Monaten CEO von Schaffner – welches waren die vordringlichsten Aufgaben, die Sie in Angriff genommen haben?

Am wichtigsten für mich war es, Schaffner Anschub für nachhaltiges organisches Umsatzwachstum und eine EBIT-Margenverbesserung zu geben. Da sind wir auf gutem Weg. In diesem Jahr werde ich mich verstärkt auch um Ergänzungsakquisitionen kümmern, die uns helfen werden, das kommunizierte Umsatzziel von 250 Mio. Franken zu erreichen.


Was hat Sie an der neuen Aufgabe besonders gereizt, mit welchen Zielen haben Sie Ihr Amt angetreten?

Besonders gereizt hat mich die Chance, das enorme Potenzial von Schaffner gemeinsam mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu entwickeln, im Interesse unserer Aktionäre, Kunden und Mitarbeitenden. Dass ich meine Erfahrung in der Führung international tätiger Komponentenhersteller dazu nutzbringend bei Schaffner einsetzen kann, freut mich dabei sehr.

Herr Hagemann, besten Dank für das Interview.





Zum Unternehmen:
Schaffner ist die weltweit führende Unternehmensgruppe im Bereich elektromagnetischer Verträglichkeit und Power Quality. Sie unterstützt mit ihren Komponenten Lösungen für eine effiziente und zuverlässige Nutzung elektrischer Energie. Mit ihren Produkten und Dienstleistungen trägt die Schaffner Gruppe massgeblich zur Förderung von Technologien zur Gewinnung erneuerbarer Energien bei, stellt die zuverlässige Funktion von elektronischen Geräten und Systemen in Übereinstimmung mit allen bedeutenden Qualitäts- und Leistungsstandards sicher und erfüllt die Anforderungen nach steigender Energieeffizienz.


Zur Person:
Alexander Hagemann ist seit 1. März 2007 CEO der Schaffner Holding AG. Hagemann ist deutscher Staatsbürger. Nach dem Abschluss seines Maschinenbaustudiums an der RWTH Aachen übernahm er bei der BMW AG Aufgaben im Bereich Produktion und Logistik. Ab 1994 war Hagemann Mitglied des Managements der global tätigen Schott Gruppe; die letzten vier Jahre zeichnete er als Executive Vice President verantwortlich für den Geschäftsbereich Optics for Devices mit 1200 Mitarbeitenden an vier Produktionsstandorten in Deutschland, der Schweiz, den USA und in Malaysia.

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