André Dosé: «Schuld sind nicht die Banken, sondern das frühere Management»


Jetzt nimmt auch André Dosé Stellung zum Swissair-Debakel: «Ich will möglichst viele Swissair-Angestellte übernehmen. Aber die Mitarbeiter müssen mitmachen», sagt er im Moneycab-Interview.

Von Christof Moser


(Foto: Keystone)Moneycab: Herr Dosé, wie die Banken sind auch Sie und Herr Suter derzeit im Volk und beim Swissair-Personal nicht mehr sehr beliebt.
André Dosé: Ich weiss. Das bedaure ich sehr. Die Eskalation war unnötig. Und ich hoffe, dass sich die Situation bald wieder beruhigt. Der Imageschaden für die neue Airline wird sonst immer grösser.

Man misstraut Ihnen. Bilder von wütenden Passagieren und verzweifelten Swissair-Angestellten gingen um die Welt, und vor allem Herr Suter ist seit Montag fast vollständig von der Bildfläche verschwunden.
Das ist gut so. Würde er eine aktivere Rolle einnehmen, dann würde das noch mehr polarisieren.

Wie wollen Sie ohne Vertrauen der Swissair-Angestellten die Swissair in Crossair integrieren? Das wird unglaublich schwierig.
Das kann man wohl sagen. Ich muss einfach betonen, dass ich schon letzte Woche bei meinem Antritt als Swissair-Chef gesagt habe, dass jetzt einschneidende Massnahmen — auch beim Personal — nötig sein werden. Daran hat sich nichts geändert, auch wenn ich jetzt wieder Crossair-Chef und die Swissair in die Crossair integrieren werde.

Es hat sich aber einiges geändert: die Situation ist eskaliert, Ihre Rolle in diesem Coup ist undurchsichtig.
Schauen Sie: Meine Pläne, die letzte Woche noch «New Crossair» hiessen, heissen jetzt einfach «Phoenix». Und dass die Swissair am Boden bleiben musste, bedaure ich sehr. Das ist auch für die Crossair nicht gut.

Wann haben Sie das erste Mal von diesen UBS-Plänen gehört?
Am Wochenende. Freitagnacht haben wir noch intensiv nach Lösungen gesucht.

Haben Sie vor Mario Corti vom Bankendeal gehört?
Herr Corti war genauso in die Verhandlungen integriert wie ich.

Mario Corti behauptet das Gegenteil. Lügt er also?
Ich habe Ihnen gesagt, wie es war.

Haben Sie Angst, dass beispielsweise die Swissair-Piloten nicht für die Airline fliegen wollen? Es gibt Anzeichen, dass Herr Suter im Ausland Piloten rekrutiert.
Das ist nicht so. Ich will möglichst viele Swissair-Angestellte in die Crossair integrieren. Daran halte ich fest.

Aus gut informierten Quellen hört man, es sei praktisch unmöglich, einen sauberen Übertrag der SR Operation auf die Crossair zu bewerkstelligen. Es sei kompliziert, die ganzen Leasing- und Finanzierungsverhältnisse auf die neue Airline zu verschieben. Schaffen Sie das überhaupt bis Ende Oktober?
Es muss möglich sein und ist machbar. Die Angestellten der Swissair müssen einfach mitmachen. Sie müssen sich auch für die neue Gesellschaft einsetzen.

Uns liegen aber E-Mails vor, die zeigen, dass die Crossair gar nicht an einer Zusammenarbeit mit SR Operation interessiert ist. Das lässt den Schluss zu, sie möchten, dass die Flugzeuge weiter von der Swissair operiert und geleast und gegen Gebühr von der Crossair betrieben werden.
Ich halte daran fest, dass wir einen Grossteil der Swissair-Flotte übernehmen werden.

Alle bereits Ende Oktober?
Ich kann überhaupt nichts garantieren.

Kommunikationsexperten bezeichnen Sie und Herrn Suter seit Montag zumindest als «moralisch» verantwortlich für das, was mit der Swissair passiert. Markenexperten glauben, dass unter dem Totalausfall der Swissair auch das Image der neuen Airline stark leidet. Warum haben Sie beide nicht bei der UBS interveniert, als das Geld nicht floss?
Das habe ich gemacht. Aber es sei eben eine Frage der Mittel. Man kann nicht einfach Millionenbeträge ohne definitive Verträge überweisen.

Wer trägt Ihrer Ansicht nach die Hauptschuld am Debakel?
Die Schuld liegt nicht bei den Banken. Schuld ist das frühere Swissair-Management.

Und Herr Suter? Wieviel Schuld trägt er? Ist eine Integration der Swissair mit ihm als Crossair-VR-Präsidenten überhaupt zu bewerkstelligen?
Moritz Suter trägt hier keine Schuld. Und als Geschäftsführer der Crossair greife ich sicher nicht den eigenen Verwaltungsratspräsidenten an.

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