Andres Gut, Vorsitzender des Geschäftsleitenden Ausschusses und VR-Präsident Precious Woods: Mit Hartholz und CO2-Rechten haben wir hochinteressante Produkte.

Andres Gut, Vorsitzender des Geschäftsleitenden Ausschusses und VR-Präsident Precious Woods: Mit Hartholz und CO2-Rechten haben wir hochinteressante Produkte.

Von André Schäppi

Moneycab: Herr Gut, Sie sind nun seit 1997 Vorsitzender des Geschäftsleitenden Ausschusses und Präsident des Verwaltungsrats. Bei anderen Firmen wie etwa der Nestle hat eine derartige Machtkumulation zu massiven Reaktionen seitens der Aktionäre geführt. Sind Precious Woods-Aktionäre unkritischer?


Andres Gut: Der operative Verwaltungsratsausschuss wurde 1997 gegründet, um die oberste operative Verantwortung für Precious Woods nicht einer Einzelperson zu übertragen, sondern einem kleinen Kollektiv. Der VR-Präsident war ex officio Mitglied dieses kleinen Gremiums, also bereits mein Vorgänger, Dr. Fritz Leutwiler. Die Idee dahinter war gerade nicht die Macht-Kumulation, sondern das gemeinsame Beraten aller wichtigen Fragen in einem kleinen, hoch engagierten Gremium.


Precious Woods ist nun auf der Suche nach einem CEO. Wie weit ist die Suche fortgeschritten und welches sind die Fähigkeiten, die den Kandidat auszeichnen sollen?


Wir haben viele hochinteressante CV?s erhalten; der Prozess, die richtige Auswahl daraus zu treffen, ist im Gang. Die wichtigsten persönlichen Anforderungen sind Integrität, Teamfähigkeit und Motivation. Von den Erfahrungen her ist es wichtig, erfolgreich Firmen in Schwellenländern geführt zu haben, am liebsten in Lateinamerika. Dazu kommen eine gute Ausbildung und Vielsprachigkeit.


Und wann konkret rechnen Sie damit, den neuen CEO im Amt zu sehen?


Das hängt davon ab, wie schnell wir den Auswahlprozess abschliessen können und wann der ausgelesene Kandidat verfügbar ist. Ich nehme an, spätestens auf Mitte nächstes Jahr.


Sie setzten und setzen sich mit Herzblut für Precious Woods ein. Von der geplanten Änderung in der Organisation sind Sie auch betroffen. Fällt es Ihnen nicht schwer, einen Schritt zurückzutreten?


Nein, im Gegenteil: Ich freue mich sehr darauf, mich nicht mehr mit so vielen Details herumschlagen zu müssen. Es bleiben genug strategische Aufgabenstellungen. Und als VR-Präsident habe ich vor, weiterhin motivierend und integrierend zu wirken in unserer wachsenden Firma, ohne den operativ Verantwortlichen «reinzupfuschen».


Aber die Figur des Andres Gut ist doch sozusagen das Aushängeschild von Precious Woods. Wird es Ihr Nachfolger nicht schwer haben, da zu bestehen?


Wir, das bestehende geschäftsleitende Team – das sind Hans Stout, Ted Scheidegger und Andres Gut – suchen eine starke Ergänzung. Wir wollen einem CEO die Möglichkeit geben, sich positiv zu profilieren, ohne dass das bisher Bewährte über Bord geworfen wird. Unsere Gesellschaft wächst so schnell und braucht so viel Kraft, dass für uns Bisherige neben einem starken CEO noch genügend hochinteressante Aufgaben bleiben.


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Die Erhöhung des Aktienkapitals war erfolgreich. Ein Teil des Geldes soll dazu verwendet werden, um Precious Woods mit 10.5 % an der grössten kongolesischen Forstgruppe zu beteiligen. Dadurch kann sich Precious Woods eine bedeutende Rohstoffbasis erschliessen. Allerdings sind die Einflussmöglichkeiten beschränkt, denn es handelt sich um eine Minderheitsbeteiligung. Wo liegen da die Vorteile für Precious Woods?


Wir sind gegenwärtig daran, den Vertrag auszuhandeln. Unsere kongolesischen Partner haben in Precious Woods ausdrücklich nicht nur einen Finanzpartner gesucht, sondern auch unsere Erfahrung in der Zertifizierung, im Finanzwesen und in anderen Bereichen. Sie suchen unsere Mitarbeit und Mitverantwortung. Auch abgesehen davon gibt es durchaus Möglichkeiten, die Mitsprache der Minderheit zu regeln und ihre Rechte zu sichern. Wenn das nicht so wäre, gäbe es in der Wirtschaft generell nur 100%-ige Töchter.


Das aktuelle Verhältnis des BRL/USD liegt bei 2.27 und damit immer noch wesentlich unter dem von Ihnen für Precious Woods Brasilien zu Grunde gelegten Verhältnis von 2.95. Welche Auswirkungen wird dieser anhaltende Trend auf das Jahresergebnis haben?


Das Resultat der brasilianischen Tochterfirmen wird schlecht ausfallen, wie wir das schon seit längerer Zeit kommunizieren. Dazu kommen die Verzögerungen der Erntebewilligungen, die dazu führen könnten, dass wir die Angestellten von PW Pará demnächst in die Zwangsferien schicken müssten. Es sieht im Moment allerdings recht positiv aus, dass wir die Bewilligungen allernächstens erhalten werden. Auf der Website orientieren wir laufend über die neuesten Entwicklungen. Zum mutmasslichen Jahresergebnis der Gruppe können und wollen wir noch nichts sagen – da sind noch zu viele Fragen offen, im negativen wie im positiven Sinn.


Mit Prime Forestry ist jüngst ein Mitbewerber auf dem Markt aufgetaucht. Was bedeutet das für Precious Woods?


Prime Forestry ist kein Mitbewerber. Prime Forestry hat ein völlig anderes Geschäftsmodell, bei dem frisch bepflanzte Teak-Parzellen mit erheblichem Gewinn an einzelne Investoren verkauft werden. Solche Modelle gibt es seit Jahren viele. Wenn schon, wären die einzelnen Investoren, die von Prime Forestry Teakpflanzungen gekauft haben, unsere Konkurrenten. Aber die – einige hundert oder auch tausend Hektaren umfassenden – Teakpflanzungen in Zentralamerika sind eine Kleinigkeit im weltweiten Teak-Markt. Generell sind Baum-Pflanzungen nur im Weichholzbereich eine ernst zu nehmende Konkurrenz im Markt, da es hier um Millionen von Hektaren geht, die nach 5-8 Jahren geerntet werden können. Hartholzpflanzungen brauchen mindestens 18 Jahre bis zur Erntereife. Da wird viel Kapital für lange Zeit gebunden, was gerade für Lateinamerikaner keine Option ist.


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Aber wenn mehr Firmen mit dem gleichen Modell wie Precious Woods auf dem Markt auftauchen, respektive mehr FSC-Hartholz angeboten wird, dürfte doch der Preis mittelfristig sinken, oder?


Dazu kann folgendes gesagt werden: Hartholz wächst im Tropenwald und diese Basis ist in den letzten Jahrzehnten arg verkleinert worden. Dazu kommt, dass vorhandene Bestände immer besser geschützt werden, was das Angebot aus rücksichtsloser Ernte und aus Rodungen einschränkt. Das heisst also, weniger Fläche und gesetzliche Beschränkungen führen zu einem Rückgang des Angebots. Und auch wenn künftig mehr FSC-Hartholz aus Pflanzungen angeboten wird, wird die Nachfrage das Angebot übersteigen. Deshalb rechnen wir damit, dass Hartholz in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren ein gutes Geschäft sein wird.


Precious Woods pflanzt seit 1990 hochwertige Bäume, die frühestens ab 2015 zur Nutzung verfügbar sein werden. Ist deshalb die Precious Woods Aktie für kurzfristig auf Gewinnmaximierung ausgerichtete Anleger nicht attraktiv?


Erstens: Teak werden wir teilweise schon nach 18 Jahren ernten. Welcher Erntezeitpunkt in welcher Lage genau welche Vor- und Nachteile hat, müssen wir noch erfahren. So oder so wird es bis zu den ersten Endernten nicht mehr 10 Jahre dauern. Allerdings hat Precious Woods von 1990 bis 1994 nur wenig Teak gepflanzt, weshalb diese Endernten noch nicht stark ins Gewicht fallen werden.
Zweitens: Ob man kurzfristige oder langfristige Anlagen vorzieht, ist Geschmacksache bzw. eine Frage der Asset-Allokation. Precious Woods hat kaum kurzfristig ausgerichtete Aktionäre; wenn doch, dann werden diese früher oder später wieder aussteigen, da sie «im falschen Film» sitzen.


Endernten bedeuten ja auch einen erhöhten Umsatz und damit Gewinn. Dürfen die Aktionäre ab diesem Zeitpunkt auf eine Dividende hoffen?


Ja, wenn wir in die grösseren Endernten in Costa Rica kommen – was etwa 2010-2012 der Fall sein dürfte – werden wir Dividenden ausschütten. Vorläufig ist Precious Woods v.a. eine Wachstumsaktie, die laufend ins Kerngeschäft investiert. Ich glaube, dass unsere Aktionäre das so wollen und Precious Woods so verstehen.


Hauptabnehmer von Precious Woods Teak sind Inder, weil in Indien eine grosse Nachfrage besteht und Bestände früher abgeholzt wurden. Hat Precious Woods keine Absichten, in Indien auch aktiv zu werden? Das wäre ja auch vom ökologischen Standpunkt gerechtfertigt.



Wir haben zwar in der Vergangenheit nach Indien geliefert, das ist richtig. Aber im Moment haben wir unsere Ausrichtung geändert und wollen in Zentralamerika verkaufen, denn hier geht man einem starken Mangel an edlerem Holz entgegen. Zudem können wir auch hier gute Preise erzielen.


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Aber man könnte ja trotzdem nach Indien gehen.


Als kleine Firma wollen wir unsere Aktivitäten nicht über die ganze Welt verzetteln, weshalb wir diesen Schritt nicht erwägen. Schon unser Engagement in Afrika erachten wir als grosse Herausforderung.


Früher war einmal von einer Diversifikation in andere Bereiche, zum Beispiel die Kreation von Kosmetika aus dem Material der Baumkronen die Rede. Was ist aus diesen Plänen geworden?


Ein erstes Kosmetik-Produkt aus Kronenmaterial ist auf dem Markt. Dabei sind wir nur die Lieferanten des Rohmaterials. Precious Woods will sicher nicht in den Kosmetik-Markt einsteigen. Das Programm läuft weiter. Ob es ökonomisch einmal stark ins Gewicht fallen wird, kann man heute nicht sagen. Hingegen machen wir aus Sägemehl und Restholz Elektrizität und versorgen damit eine Stadt mit 78’000 Einwohnern zu 75% mit Strom. Das ist auch wirtschaftlich wichtig.


Welchen Einfluss wird der Handel mit CO2-Zertifikaten in nächster Zukunft für Precious Woods haben?


Es sieht sehr gut aus für die CO2-Rechte aus dem genannten Kraftwerk, wo nachhaltig wachsende Biomasse grosse Mengen von Diesel ersetzt. Diese Rechte werden vielleicht Ende 2005 oder Anfang 2006 rechtsgültig in unserem Besitz sein und damit frei für den Verkauf.
Für die CO2-Kredite aus den Pflanzungen in Nicaragua ist auch ein Meilenstein erreicht, indem das Land sein OK gegeben hat. Aber die internationalen bürokratischen Hürden sind vorläufig noch immer enorm und sehr konsumierend. Langfristig wird sich das ändern, wenn die Welt die Dringlichkeit einer weltweiten Aufforstungsinitiative stärker wahrnehmen wird. Dazu müssen die Wirbelstürme wohl noch etwas häufiger und verheerender werden – so brutal das tönen mag.


Sind Sie immer noch überzeugt, dass sich das Modell von Precious Woods langfristig rechnet, oder funktioniert das nur, weil ein paar Schweizer Idealisten wie die Grossaktionäre Bâloise, Swiss Re, Roche-Pensionskasse oder Zürcher Beamtenversicherungskasse unverwüstlich an Sie glauben?


Ja, wir sind mehr denn je überzeugt von unserem Geschäftsmodell, denn wir haben zwei hochinteressante Produkte: Hartholz und CO2-Rechte. Damit glauben wir in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren in einem positiven Megatrend zu liegen.


Anlässlich der Kapitalerhöhung konnten wir zahlreiche renommierte Aktionäre wie Fonds, Pensionskassen, Versicherungen, Family-Offices und Stiftungen hinzu gewinnen. Diese sind wie die bisherigen Grossaktionäre an einer längerfristig guten Performance interessiert. Sie haben primär den Auftrag, Geld zu verdienen. Das tun sie als kritisch rechnende Profis. Mit Aktien von Precious Woods wollten sie ihr bestehendes Portefeuille sinnvoll ergänzen und diversifizieren.


Viele grosse wie kleine Anleger – institutionelle und private – haben sich zudem Leitbilder gegeben, die eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Anlagepolitik fordern. Ein Beispiel sind Versicherungsgesellschaften, die immer grössere Schäden infolge der Klimaerwärmung bezahlen müssen. Wenn sie mit ihrer Anlagepolitik die Klimaerwärmung nicht noch fördern, sondern bekämpfen wollen, hat das mit belächeltem Idealismus nichts zu tun, sondern mit Vernunft.


Precious Woods hat sich nicht nur die Ökologie, sondern auch soziales Engagement auf die Fahne geschrieben. Was sind die Beweggründe dazu?


Echte Nachhaltigkeit hat immer eine wirtschaftliche, eine ökologische und eine soziale Komponente. Man kann auf die Dauer keine Forstwirtschaft betreiben ohne gesunden Wald. Und ebenso wenig ohne gesunde Gewinne. Und beides weder ohne Mitarbeiter, die ein menschenwürdiges Leben führen noch ohne politisches Umfeld, das die Strukturen (Schulen, Gesundheitsversorgung, Verkehrswege, etc.) dafür bereitstellen kann.


Herr Gut, angenommen, Sie hätten zwei Wünsche frei. Was würden Sie sich wünschen?


Ich nehme an, Sie wollen nur realistische Wünsche hören, nicht beispielsweise sofortiger Friede auf der ganzen Welt, oder dass ab heute niemand mehr Hunger leiden muss. In diesem Sinn:
Kurzfristig: Dass wir die Erntebewilligungen in Brasilien in wenigen Tagen erhalten.
Langfristig: Dass der FSC-Gedanke einer profitablen Nutzung der Wälder im Einklang mit der Natur und zum Nutzen der lokalen Bevölkerung einen weltweiten Siegeszug erlebt. Und dass dabei Precious Woods eine wichtige Rolle spielt.




Andes Gut:
Jahrgang 1945

Werdegang bei Precious Woods
2001- Länderverantwortlicher Precious Woods Zentralamerika
1997 – Verwaltungsratspräsident und Vorsitzender des Geschäftsleitenden Ausschusses des Verwaltungsrates von Precious Woods Holding AG
1997 Mitglied des Verwaltungsrates von Precious Woods Ltd.
1993 – Mitglied des Verwaltungsrates von Precious Woods (Schweiz) AG
1993 – 1994 Akquisition von Neuaktionären der Precious Woods Ltd.


Andere Funktionen
1984 – 2004 Mitglied der Verwaltung des Migros Genossenschaftsbundes
1978 – Mitglied des Verwaltung Migros St. Gallen, später Migros Ostschweiz,
seit 2001 Präsident
1976 – 1988 Mitglied des Grossen Rates des Kantons St. Gallen


Beruflicher Werdegang
1975 – 2001 Arzt mit eigener Praxis


Ausbildung
1972 Dr. med.
1964 – 1971 Studium der Medizin, Zürich


  Precious Woods
Das Motto von Precious Woods lautet: Die beste Art, tropische Wälder zu schützen, ist, diese nachhaltig zu nutzen.
Für die Bewirtschaftung tropischer Urwälder in Amazonien und Para wurde ein einzigartiges Bewirtschaftungssystem entwickelt, um diese Wälder nachhaltig zu nutzen und gleichzeitig langfristig zu schützen. Dieses System wird seit Jahren erfolgreich mit zunehmendem Erfolg umgesetzt. In Zentralamerika wurde auf brachliegenden und von Bodenerosion bedrohten Flächen mit hochwertigem Teak sowie einer Vielzahl einheimischer Arten neue Forstpflanzungen begründet.


Das Unternehmen erzielte 2004 einen Umsatz von rund 17 Mio. USD und beschäftigt rund 1300 Mitarbeiter.

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