Anton Gäumann, CEO Neue Brünnen AG und Gesamtprojektleiter Westside

von Patrick Gunti


Herr Gäumann, am 8. Oktober öffnet das Freizeit- und Einkaufszentrum Westside im Westen von Bern seine Pforten. Ist alles bereit?

Westside ist parat und erwartet am 8. Oktober um punkt 10.00 Uhr seine ersten Besucherinnen und Besucher.


Nach dem Bundesgerichtsentscheid erfolgte im 2005 der Spatenstich für das grösste private Bauprojekt der Schweiz. Nur etwas mehr als drei Jahre später jetzt die Eröffnung: Gab es Momente, in denen Sie gezweifelt haben, ob sich das ambitionierte Projekt in dieser Zeit realisieren lässt?

Gezweifelt haben wir nie. Wir waren stets sehr fokussiert auf diesen 8. Oktober 2008 und wussten, dass das Ziel ambitioniert, aber erreichbar ist. Dank unseren Partnern und einem hervorragenden Team war das ehrgeizige Projekt überhaupt realisierbar. Ich kann mich gar nicht genug bedanken bei meinen Mitarbeitenden, die in den letzten Jahren immer wieder Aussergewöhnliches geleistet haben.


Welches waren die schwierigsten Momente?

Es standen immer wieder Schwierigkeiten an: Es gab komplexe Vertragsverhandlungen oder personelle Wechsel und wir sahen uns mit Projektänderungen sowie baulichen Herausforderungen konfrontiert. Aber schliesslich haben wir immer wieder Lösungen gefunden.


Wie schwierig war es, die zahlreichen Interessen und Bedürfnisse aller Beteiligten unter einen Hut zu bringen?

Mit dem Team von Sulzer+Buzzi als Bauherrenvertreter haben wir extra eine Schnittstelle geschaffen zu Totalunternehmer und Architektenteam. Wir wussten von Anfang an, dass die Anzahl Akteure viel Koordinationsaufwand mit sich bringt. Deshalb haben wir das Gesamtpaket in handhabbare Aufgaben aufgeteilt und eben diese Schnittstelle geschaffen.


«In Westside wird Shopping zum Erlebnis. Freizeit und Einkauf verschmelzen und die grossartige Architektur schafft eine einmalige, dynamische und doch wohnliche Atmosphäre.» (Anton Gäumann, CEO Neue Brünnen AG und Gesamtprojektleiter Westside)


Mit Westside entsteht eine neue Form von Einkaufs- und Freizeiterlebnis.

Das ist richtig. Westside ist die moderne Interpretation des klassischen Marktplatzes – die Verschmelzung von Einkaufen und Freizeit, von Konsum und Unterhaltung. Shopping ist nur ein Teil. Die Besucherinnen und Besucher können ihren Einkauf zum Beispiel mit einem Kinobesuch verbinden oder sie verbringen ein paar Stunden im Erlebnisbad.


Was bedeutet Westside für Sie persönlich?

Ein Projekt von dieser Grössenordnung macht man eigentlich nur einmal im Leben. Das Ganze war eine schon fast unglaubliche Herausforderung. Immerhin haben wir in zweieinhalb Jahren ein Hotel, Kino, Einkaufszentrum, Erlebnisbad und eine Altersresidenz gebaut. Aber wir alle haben es immer als Chance gesehen. Jeder Tag hier war und ist etwas Besonderes.


Wie beurteilen Sie die Wichtigkeit von Westside als Teil der Berner Stadtentwicklung?

Das Freizeit- und Einkaufszentrum ist ein wichtiger Teil Berns. Zum einen sind wir das neue Stadttor von Westen und gleichzeitig ein attraktiver Teil von Stadt und Region Bern. Westside setzt mit Architektur und Konzept Zeichen für ein modernes, lebendiges und entwicklungsfähiges Bern. Was lange währt, wird endlich gut.


Was unterscheidet Westside von anderen Shoppingzentren?

In Westside wird Shopping zum Erlebnis. Freizeit und Einkauf verschmelzen und die grossartige Architektur schafft eine einmalige, dynamische und doch wohnliche Atmosphäre. Darum sind wir mehr als bloss ein Einkaufszentrum; Westside ist eine Erlebnisdestination, ein Ort zum Verweilen.


Westside wurde vom Stararchitekten Daniel Libeskind geschaffen. Wie wichtig sind die einzigartige Architektur und das Design als Differenzierungsmerkmal?

Sehr wichtig. Westside hat durch seine visionäre Architektur eine hohe Beachtung weit über die Landesgrenzen hinaus. Bereits der Name Daniel Libeskind weckt viel Interesse im In- und Ausland. Wer Westside einmal mit eigenen Augen gesehen hat, der weiss, warum dieses Gebäude internationale Strahlkraft besitzt und breite Anerkennung findet.


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Immer mehr Einkaufszentren, immer grössere Verkaufsflächen – die Umsatzzahlen bleiben aber oftmals hinter den Erwartungen zurück. Wie zuversichtlich sind Sie, dass das im Westside nicht der Fall sein wird?

Wir sind sehr zuversichtlich. Einerseits bieten wir einen idealen Mietermix, andererseits ist Westside eben mehr als «nur» ein Einkaufszentrum. Die Leute kommen in den Westen von Bern, um sich zu unterhalten, um etwas zu erleben. Das Angebot ist einzigartig für die Schweiz, darum wird es auch erfolgreich sein. Westside ist aber auch bestens mit dem ÖV erschlossen.


Mit wie vielen Besuchern und welchem Einzugsgebiet rechnen Sie?

Wir rechnen mit rund 3.5 Millionen Besucherinnen und Besuchern im Jahr, hauptsächlich aus dem Grossraum Bern. Ich bin mir jedoch sicher, dass Westside Publikum aus der ganzen Schweiz anziehen wird, besonders auch aus der Romandie.


Wie präsentiert sich der Mietermix im Westside?

Der Mietermix ist ein entscheidender Faktor, wenn es um den Erfolg oder Misserfolg bei einem Einkaufszentrum geht. Wir waren in der glücklichen Lage auswählen zu können; daher ist das Angebot heute umfassend und wirklich sehr attraktiv. Unser Zentrum bietet alles für den täglichen Bedarf und darüber hinaus ein paar Berner oder gar Schweizer Premieren. Wir haben grosse internationale Brands im Haus wie Levi’s, Swarovski, H&M oder Tommy Hilfiger, bieten aber auch Traditionelles aus der Heimat wie Sprüngli, Orell Füssli oder den grossen Globus.


Wie gross war die Nachfrage nach den Ladenlokalitäten?

Die Vermietung lief sehr gut und nach Plan. Im Frühjahr 2008 hatten wir bereits praktisch alle Mietverträge unter Dach und Fach.


Welchen Stellenwert nimmt der Verpflegungsbereich ein?

Ein wichtiges Thema. Westside verfügt über zehn Gastrobetriebe und mit dem Food Court über einen eigenen Gebäudeteil für die Gastronomie. Das Angebot ist vielfältig und international: McDonalds, eine japanische Nudelbar, cha cha mit seiner ausgewogenen, leichten Thai-Küche und vieles mehr. Selbstverständlich fehlt auch das Migros-Restaurant nicht, das in Westside im neuen Design daherkommt.


Die gute Erreichbarkeit ist für den Erfolg zwingend. Westside liegt direkt an der Autobahn – wie beurteilen Sie die Anbindung mit den ÖV?

Die ÖV-Anbindung könnte besser kaum sein. Die S-Bahn fährt in acht Minuten vom Berner Hauptbahnhof direkt vor die Eingangstüre und auch mit dem Bus ist Westside direkt erreichbar. Ab 2010 wird diese sogar durch eine direkte Tramverbindung ersetzt.


Herr Gäumann, wir bedanken uns für das Interview.





Über Westside/Neue Brünnen AG
Das Freizeit- und Einkaufszentrum Westside ist das Herzstück des neuen Stadtteils Bern-Brünnen mit einer Gesamt-Investitionssumme von rund 500 Millionen Franken. Bauherrin von Westside ist die Neue Brünnen AG, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Genossenschaft Migros Aare. Westside schafft gegen 800 neue Arbeitsplätze in der Region. Von weiteren Investoren wird auf 21 Baufeldern Wohnraum für rund 2700 Personen geschaffen. In den nächsten fünf Jahren werden in Bern-Brünnen insgesamt 1,2 Milliarden Franken investiert.


Zahlen zum Projekt:
-Nutzfläche gesamt: 141’500 qm
-Shopping: 55 Fachgeschäfte und Boutiquen
-Gastronomie: 10 Restaurants und Bars/Lounges
-Multiplexkino: 11 Säle mit insgesamt 2400 Plätzen
-Hotel: 144 Zimmer, 11 Seminarräume
-Altersresidenz: 95 Wohnungen, 20 Pflegezimmer
-Parking: 1275 Autoparkplätze


Zur Person
Anton Gäumann, Jahrgang 1960, eidg. dipl. Marketingleiter, ist seit 1986 in verschiedenen Marketingfunktionen in der Migros tätig. Von 1998 bis 2001 leitete er die Fusion der Migros Genossenschaften Bern und Aargau/Solothurn zur heutigen Genossenschaft Migros Aare. Seit 2001 ist er Mitglied der Geschäftsleitung Migros Aare und Leiter der Direktionsbereiche Fachmarkt und Einkaufscenter. Seit dem 1. Januar 2006 ist Anton Gäumann CEO der Neue Brünnen AG und als Gesamtprojektleiter für die Realisierung von Westside verantwortlich.

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