Billag zur Defensive gezwungen

Der neue Billag-Verwaltungsratspräsident Werner Marti hat mithilfe einiger Linksblätter eine Charme-Offensive gestartet, um das miserable Image der arrogant auftretenden Firma aufzupolieren. Der Ex-Preisüberwacher hat teuere Lobbyisten in die Wüste geschickt und Kostensenkungsprogramme eingeleitet. Der Hauptbrocken: Die Rechnungen sollen nur einmal statt viermal pro Jahr verschickt werden, was eine Ersparnis von sechs Millionen Franken bringt. Marti möchte jedoch auch Kompromisse mit den Gegnern suchen: Nächste Woche wird er Gespräche mit der sgv-Spitze in Bern führen.

Gewerbedirektor Hans-Ulrich Bigler ist durchaus bereit, dem Billag-Chef zuzuhören. «Schnelle Lösungen kann es aber bestenfalls in jenen Bereichen des Inkassos geben, in welchen die Billag illegal operiert und ihre exzessive Praxis umgehend aufgeben kann», betont Bigler. Grundsätzliche Differenzen liessen sich jedoch nur durch Änderungen der rechtlichen Grundlage bewerkstelligen, also auf dem langwierigen politischen Weg. «Unsere Richtlinie ist die Resolution «gegen den Gebührenwahnsinn» der Gewerbekammer vom 28. Januar 2010. Wir arbeiten dabei eng mit Nationalrätin Natalie Rickli und Ständerat Rolf Büttiker zusammen; die Beiden werden in der laufenden Frühlingssession erste Vorstösse deponieren.» Martis Sparmassnahmen findet der sgv-Direktor «längst überfällig»; er kritisiert die Tatsache, dass die Millionen nicht an die Gebührenzahler sondern an die SRG fliessen: «Das ist eine Gebührenerhöhung durch die Hintertür!»


Mittlerweile machen immer mehr Gewerbler Gebrauch von den Musterbriefen, die der sgv auf seiner Internetseite aufgeschaltet hat. Mit den Schreiben kann u.a. den Billag-Inspektoren ein Hausverbot erteilt werden oder ein voreiliges Eingehen auf die Begehren der Inkassofirma rückgängig gemacht werden. Hans-Ulrich Bigler freut sich: «Viele Nadelstiche tun sogar der Billag weh.»

Patrick M. Lucca / Schweizerischer Gewerbeverband sgv

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