Blocher: «Die Leute haben ein verzerrtes Bild von mir»


Ems-Chemie-Chef Christoph Blocher ist bekannt für seine markigen Sprüche. Im Moneycab-Interview spricht er über seinen Rückzug aus dem Unternehmen, Sinn und Unsinn von Prognosen und den Lohn von Daniel Vasella.

Von Lukas Schweizer


Christoph Blocher reduziert seinen Stimmenanteil nur der Ems zuliebe. (keystone)
Moneycab: Sie haben bekannt gegeben, dass Sie Ihren Stimmen- und Kapitalanteil an der Ems-Gruppe reduzieren werden. Wann geben die Sie die Macht ab?
Christoph Blocher: Ich gehe nicht unter 50,1 Prozent der Stimmenanteile, ausser eine Firmenexpansion mache dies notwendig. In den nächsten Jahren wird dies nicht der Fall sein. Aber wie gesagt, wenn es dem Wohl der Firma dient, verzichte ich auf die Stimmenmehrheit.

Sie schränken Ihre Macht freiwillig ein. Das passt doch nicht zu Ihnen…
Das haben Sie natürlich Recht, das mag überraschen. Aber man kennt mich eben schlecht. Die Leute haben ein verzerrtes Bild von mir. Ich reduziere meinen Stimmenanteil im Interesse der Firma, sonst haben wir keine Chance, Kapital zu bekommen, wenn das Unternehmen stark wachsen müsste. Die Ems Chemie ist einfach zu gross für ein Familienunternehmen. Ich muss mich daran gewöhnen, dass ich im Unternehmen weniger zu sagen habe. Aber wenn es nicht im Sinne der Firma wäre, würde ich es nicht tun.

Ihr Vorgehen ist also nicht als schrittweiser Rückzug aus dem Unternehmen zu verstehen?
Nein, nein, sicher nicht…

… aber ihre Kinder rücken nach. Sagen sie dem Vater nicht, es sei jetzt genug, er solle den Sessel räumen?
Zwei meiner Kinder sind bereits im Unternehmen tätig. Die brauchen jetzt noch etwas Zeit. Aber wenn ich sehe, dass sie ihr Geschäft beherrschen, ziehe ich mich zurück.

Die Ems Chemie will sich auf den Bereich «polymere Werkstoffe» konzentrieren. Heisst das, die Bereiche Feinchemikalien und Engineering werden verkauft?
Das kann ich mir vorstellen, geplant ist es aber nicht. Klar ist hingegen, dass wir diese Bereiche nicht stark ausbauen werden.

Wie sieht denn ihr Ausblick für das Jahr 2003 aus?
Ich mache keine Prognosen. Schauen Sie, in den USA hat kürzlich ein Experte einen Preis für seine treffsicheren Zukunftsprognosen bekommen. Er hatte in 48 Prozent aller Fälle Recht gehabt. Hätte er immer das Gegenteil gesagt, hatte die Trefferquote bei 52 Prozent gelegen. Eines aber kann ich Ihnen versichern: Eine Katastrophe zeichnet sich für Ems nicht ab.

Ein anderes Thema. Die Ems-Chemie hat wieder einen Vertreter im Verwaltungsrat der Lonza. Mit welchen Hintergedanken?
Wir haben etwa 900 Millionen Franken in Lonza-Titel investiert. Da schaue ich nicht einfach von aussen zu. Ich will wissen, was bei Lonza abgeht.

Sie haben erwähnt, dass es im Lonza-VR noch weitere Wechsel geben wird. Nehmen Sie selber wieder einen Sitz ein?
Nein. Ich weiss, dass der VR verstärkt wird. Aber das muss Lonza selber kommunizieren.

Und wie sieht es mit der Beteiligung an Lonza aus? Wollen Sie diese weiter erhöhen?
Wir halten heute 11,9 Prozent der Lonza-Aktien. Zudem verfügen wir über Putoptionen, um weitere zirka 8 Prozent zu einem Preis zwischen 70 und 80 Franken pro Aktie zu kaufen. Maximal wollen wir 33 Prozent, mehr nicht.

Managerlöhne sind derzeit in aller Munde. Wie viel verdient ein Christoph Blocher?
Jemand hat einmal gesagt, ich würde aus der Ems soviel herausnehmen, dass ich davon meine Steuern bezahlen könne. Das stimmt nicht, denn das müsste so viel sein, wie Daniel Vasella (CEO Novartis) verdient. 2001 habe ich 360’000 Franken bekommen. Auf die Boni musste ich verzichten, weil ich die Ziele nicht erreicht habe. 2002 habe ich die Ziele erreicht, es wird einen Bonus in der Höhe von 400’000 bis 500’000 Franken geben.

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