CH-Eröffnung: Massive Abgaben – «Panik» durch Finanzkrise

In den USA hatten Aussagen von Fed-Chef Bernanke zur Wirtschaftslage die Wall Street im späten Handel belastet. Weder eine so gut wie angekündigte Leitzinssenkung noch die Stützung des Commercial-Paper-Marktes durch die US-Notenbank konnten den Abwärtsdruck in Summe aufhalten. In Japan schloss der Nikkei gar über 9% im Minus. Damit sind die führenden Indizes in New York und Tokio auf den schwächsten Stand seit fünf Jahren gefallen.


So stehen am heutigen Tag einmal mehr die Finanzwerte im Fokus. Der Rettungsplan für den britischen Finanzsektor kann hierzulande zunächst nicht zur Beruhigung beitragen. Die dortige Regierung will bis zu 200 Mrd GBP an Liquidität zur Verfügung stellen. Von der CS dürfte es zudem Neuigkeiten von einer mehrtägigen Investorenveranstaltung in London geben. Dort werden auch die Versicherer Swiss Re und ZFS Präsentationen halten; Swiss Life ist am Donnerstag an der Reihe. Von Konjunkturseite kommen am Nachmittag aus den USA neue Zahlen vom Immobilienmarkt und Daten zu den Rohöllagerbeständen.


Bis um 9.30 Uhr sinkt der SMI um 3,68% oder 236,71 Stellen auf 6’191,05 Punkte. Die 6’000er-Marke wird nach Meinung von Händlern immer mehr zum Thema. Der SLI verliert 3,90% auf 883,41 Zähler und der marktbreite SPI gibt um 3,62% auf 5’140,49 Stellen nach. Deutliche Abschläge gibt es bei UBS (-6,2% auf 18,20 CHF), CS (-6,1% auf 47,17 CHF) und Julius Bär (-5,3% auf 40,62 CHF). Wie am Dienstagabend bekannt wurde, erwartet David Solo, CEO der Asset Management Gesellschaft der Bank Julius Bär für 2008 ein enttäuschendes, aber «nicht katastrophales» Jahr. Die im SPI gelisteten Vontobel (-8,0% auf 28,70 CHF) stehen noch stärker unter Druck.


Auch die Versicherer rutschen ab, allen voran Swiss Re (-8,0% auf 45,80 CHF). Swiss Life (-5,1% auf 143,30 CHF), Bâloise (-3,9% auf 65,75 CHF) und ZFS (-4,9% auf 263,50 CHF) sowie in der zweiten Reihe Helvetia (-7,6% auf 209,50 CHF) tendieren ebenfalls deutlich leichter. Givaudan verlieren dagegen nur 0,5% auf 881,50 CHF. Der Aromen- und Riechstoffhersteller hat mit dem heute bekannt gegebenen Umsatz der ersten neun Monate die Erwartungen der Analysten in etwa getroffen und den Ausblick bestätigt. Insbesondere die Margen-Ziele bis 2010 und die Umsatzprojektionen für die nächsten fünf Jahre dürften die Investoren wohl etwas beruhigen, heisst es im Handel.


Auch andere defensive Werte wie Roche (-1,7% auf 172,10 CHF) und Nestlé (-3,3% auf 44,46 CHF) sind auf dem Rückzug, liegen jedoch wie am Vortag dank ihres Status als «sichere Häfen» über dem Markt. Novartis notieren 2,2% leichter bei 59,25 CHF. Der Pharmakonzern hat heute über frühe positive Studiendaten zur Behandlung der Lungenkrankheit PAH mit dem Krebsmedikament Glivec informiert, das primäre Endziel jedoch vorerst nicht erreicht. Ähnlich halten sich auch Actelion (-2,3% auf 56,05 CHF). Das Unternehmen ist mit dem Konkurrenzprodukt Tracleer am Markt.


ABB geben am Tabellenende im SMI/SLI 9,6% auf 16,28 CHF ab und bauen damit die jüngsten Verluste aus. Gleich zwei Banken haben das Kursziel für die Valoren gesenkt – UBS auf 26 (35) CHF bei einem bestätigten «Buy», JPMorgan auf 24,50 (33,50) CHF und der Einstufung «Neutral». Industrietitel seien zuletzt immer stärker unter die Räder gekommen, so Händler. Dies trifft auch Sulzer (-5,9% auf 84 CHF) und Georg Fischer (-4,9% auf 325 CHF) aus dem breiten Markt.


Syngenta notieren 2,0% tiefer auf 195 CHF, obschon die Citigroup das Anlagerating auf «Buy» von «Hold» hochgestuft und das Preisziel bei 320 CHF bestätigt hat. Die Bank sieht weiterhin hohe Wachstumsraten für Agrochemieunternehmen. Konkurrent Monsanto wird am frühen Nachmittag Geschäftszahlen vorlegen. Synthes (+0,1% auf 149,50 CHF) tragen als einziger Titel im SMI/SLI positive Vorzeichen und stehen damit an der Tabellenspitze.


In der zweiten Reihe verlieren Geberit 6,9% nach Investitionsplänen in China sowie einer Kurszielsenkung von 170 (190) CHF und einer Bestätigung des «Buy»-Ratings durch die Deutsche Bank. Angesichts der Wirtschaftslage haben die Analysten ihre Prognosen 2009 und 2010 für das Sanitärtechnikunternehmen reduziert. Meyer Burger (-13,5%) stehen trotz eines Folgeauftrags in China über 30 Mio CHF deutlich im Minus, grössere Verluste gibt es noch bei Ascom (-21,6%) und Card Guard (-13,6%). (awp/mc/ps/17)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert