CH-Schluss: Verluste im späten Geschäft etwas reduziert

Erst im späten Geschäft sorgte die vergleichsweise gut behauptete Performance der Wall Street für eine leichte Reduktion der Abschläge. Die Stimmung bleibe aber negativ gefärbt, meinte ein Händler, die Bärenmarktrally sei erst einmal vorbei.


Als grösste Belastung wurde im Handel der schwache Dollar und der hohe Ölpreis genannt. Wenig Einfluss auf den Verlauf hätten hingegen die Leitzinsentscheidungen der Bank of England und der EZB gehabt, die wie erwartet ausgefallen seien. Auch die jüngsten Konjunkturdaten seien beinahe spurlos am Markt vorbeigegangen. In den USA waren die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe kräftiger als erwartet gesunken, das Handelsdefizit hat sich dagegen entgegen der Erwartungen erhöht. Nach Börsenschluss in Europa wird in den USA noch der Haushaltssaldo für den März publiziert.


Bei Börsenschluss um 17.30 Uhr stand der SMI um 1,22% oder 90,43 tiefer auf 7’312,65 Punkte. Der SLI gab um 1,14% auf 1’126,42 Stellen nach. Der Gesamtmarkt – gemessen am SPI – sank um 1,21% auf 6’034,90 Zähler.


Mit den grössten Verlusten im SLI gingen Nobel Biocare (-5,5% auf 44,76 CHF) aus dem Handel, belastet durch eine Kurszielsenkung seitens Citigroup. Die Bank rechnet mit schwachen Umsatzzahlen der Medizinaltechnikerin für das erste Quartal und hat deshalb ihre EPS-Prognosen für das laufende Jahr um 3% zurückgenommen. Synthes (+1,3% auf 141,70 CHF) gingen dagegen als SLI-Kurssieger aus dem Handel.


Daneben wurden auch Clariant (-4,3% auf 8,79 CHF) und Ciba (-3,0% auf 34,78 CHF) massiv verkauft. Gemäss Händleraussagen lasteten die gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise auf diesen Werten. Investoren hätten zunehmend Zweifel, dass die Chemieunternehmen die höheren Einkaufspreise an die Kunden weitergeben könnten, hiess es.


Am unteren Tabellenende schlossen auch die schwergewichtigen Novartis (-2,8% auf 48,24 CHF). Das nach der Einschätzung von VR-Präsident und CEO Daniel Vasella unverändert schwierige Pharma-Umfeld und die Pharmapipeline würden trotz des Ausbaus des Gesundheitsgeschäfts weiterhin auf die Kurse drücken, so Marktbeobachter. Auch Roche (-1,0% auf 180,70 CHF) wurden zeitweise überdurchschnittlich verkauft, während Nestlé (-0,7% auf 131,50 CHF) am ehesten ihrem defensiven Charakter gerecht wurden.


Auch die Luxusgüterwerte standen am Berichtstag im Angebot. Richemont verloren 2,5% auf 56,10 CHF und Swatch 1,8% auf 257,75 CHF. Exane BNP Paribas hat ihre Prognosen für die europäischen Luxusgüterbranche überarbeitet und dabei das Kursziel für Swatch und Richemont gesenkt. Dicht auf Richemont folgten Logitech (-2,4% auf 24,96 CHF), die unter dem derzeit eher negativen Sentiment für Technologiewerte litten.


Über weite Strecken des Tages standen die Finanzwerte massiv unter Druck, konnten sich im späten Handel jedoch etwas von ihren Tiefstständen lösen. Im Handel wurde auf neue Sorgen über die Liquiditätslage des Sektors verwiesen, nachdem Gerüchte kursierten, wonach Lehman Brothers drei Investmentfonds liquidiert haben soll. Credit Suisse (-1,7% auf 54,70 CHF) und UBS (-0,6% auf 34,38 CHF) schlossen im Minus, Julius Bär (+0,2% auf 72,40 CHF) zählten hingegen zu den wenigen Gewinnern im SLI.


Im Gesamtmarkt zählten Arpida mit -11,1% zu den grössten Verlierern. Die Abgaben wurden im Handel insbesondere auf eine Studie von Helvea zurückgeführt, die das Potenzial von Iclaprim gegen schwere Erkrankungen des Hautgewebes anzweifelte. Zudem hat die Bank das Rating auf «Reduce» zurückgenommen.


Valora (Aktie: -1,2%) hat heute den Verkauf von drei ihrer fünf Produktionsbetriebe an die Investmentgesellschaft Argos Soditic bekanntgegeben. Die Transaktion wurde bereits seit längerem erwartet und kam deshalb nicht überraschend.


Auf der Gegenseite gingen Eichhof (+10,8%) nach dem vom Verwaltungsrat unterstützten Übernahmeangebot des Heineken-Konzerns für den Getränkebereich mit den grössten Aufschlägen aus dem Handel. Edipresse (+1,8%) und Esmertec (+0,4%) rückten nach Jahreszahlen vor. (awp/mc/pg)

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