CH-Verlauf: Verluste nach schwachen US-Vorgaben – Warten auf EZB

Die Wall Street hatte nach Europaschluss und Aussagen von Fed-Gouverneur Plosser noch in die Verlustzone gedreht. Er sagte unter anderem, dass eine übermässig aggressive Zinssenkungspolitik die Inflation zu sehr anheizen würde.


Der Blick der Anleger richte sich nun auf die am Nachmittag anstehende Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), heisst es. Die EZB dürfte Ökonomen zufolge heute noch keinen Zinsschritt vornehmen. Umso mehr werden die Anleger auf Hinweise der EZB achten, die Aufschluss über den künftigen Kurs der Geldpolitik geben könnten.


In der Schweiz stehen unter anderen Givaudan, Clariant und Ciba nach Herabstufungen durch Goldman Sachs unter Druck. Auf der Gegenseite verhindern die defensiven Novartis einen noch stärkeren Rückschlag.


Bis um 12.00 Uhr verliert der SMI 70,85 Punkte oder 0,94% auf 7’494,60 Punkte. Der gekappte SLI gibt 1,11% auf 1’143,46 Punkte nach, der breiter gefasste SPI 0,77% auf 6’120,86 Punkte.


Clariant (-4,7% auf 8,34 CHF) und Givaudan (-4,8% auf 992,50 CHF) wurden heute Morgen von der US-Investmentbank Goldman Sachs auf SELL von zuvor NEUTRAL zurückgestuft. Die Analysten begründeten diesen Schritt mit weiterhin hohen Rohstoffkosten und der sich abschwächenden Konjunkturentwicklung in den USA und Europa. Auf Clariant sehen sie zudem Probleme in der Schuldenrefinanzierung zukommen und bei Givaudan sei die Bewertung im Sektorvergleich zu hoch.


Für Ciba (-2,4% auf 42,48 CHF) hat Goldman Sachs in dieser Sektorstudie das Kursziel auf 42 (alt: 54) CHF gesenkt und das Rating mit NEUTRAL bestätigt.


Noch deutlicher als Clariant verlieren bei den Bluechips im Vorfeld der morgigen Jahreszahlen nur Julius Bär (-5,0% auf 72,05 CHF) an Wert. Die Grossbanken UBS (-0,5% auf 42,20 CHF) und CS (-1,0% auf 57,20 CHF) halten sich im Vergleich dazu und zur US-Konkurrenz gestern Abend relativ gut.


Mit drei Prozent und mehr stehen noch ABB (-3,0% auf 26,18 CHF) und Richemont (-3,3% auf 59,70 CHF) im Minus.


Auf der Gegenseite führen die Aktien von Petroplus (+3,4% auf 71,85 CHF) und Nobel Biocare (+3,7% auf 267,75 CHF) die Liste der Gewinner an. Die Raffineriebetreiberin Petroplus hatte am Morgen über den Erwartungen liegende Geschäftszahlen 2007 vorgelegt und eine Dividende in Form einer Nennwertrückzahlung angekündigt. Nobel Biocare profitiert von den guten Zahlen der Konkurrentin Straumann (+4,4%). Ausserdem hat das Medtechunternehmen die Übernahme der israelischen Marktführerin für Zahnimplantate AlphaBioTec angekündigt. Dieser Schritt wird von Analysten begrüsst.


Marktstützend entwickeln sich Novartis (+2,2% auf 55,15 CHF), die neu von Dresdner Kleinwort zum Kauf empfohlen werden. Die Konkurrenzpapiere von Roche steigen mit 0,1% auf 196,30 CHF leicht an.


Syngenta (-2,2% auf 273,00 CHF) sind nach gutem Start und wohlwollend aufgenommenen Jahreszahlen in die Verlustzone gerutscht. Das vom Agrochemieunternehmen am Morgen vorgelegte Jahresergebnis hat den AWP-Konsens auf der ganzen Linie übertroffen und auch die optimistischsten Vorhersagen der Analysten geschlagen. Der Umschwung an der Börse dürfte auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen sein.


Im breiten Markt tendieren Kudelski (-2,1%) gegen Mittag – nach kleinen Kursgewinnen zu Handelsbeginn – schwächer. Gestern war der Kurs um über 13% eingebrochen war. Der Grosskunde Premiere hatte gestern von erfolgreichen Hackerangriffen auf ein von Kudelski entwickeltes Verschlüsselungssystem gesprochen.


Weiter haben Lem (+7,5%) und Micronas (+6,2%) mit Zahlen die Anleger überzeugt. Micronas musste zwar einen Verlust von 543,8 Mio CHF ausweisen, dieser lag allerdings unter den schlimmsten Befürchtungen. (awp/mc/pg)

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