Chemieindustrie: Kreditkrise bremst Konsolidierung

Zu diesem Ergebnis kommt die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) in ihrer jüngsten Marktanalyse «Chemical Compounds», die am Donnerstag vorgestellt wurde.


Strategische Käufer am Drücker
«Die Zahlen des ersten Quartals lassen sich zwar nicht ohne Einschränkungen auf das Gesamtjahr hochrechnen, dennoch ist für 2008 mit einem deutlich niedrigeren M&A-Volumen als im Vorjahr zu rechnen», sagte Volker Fitzner, verantwortlicher Partner für den Bereich Chemicals bei PwC Deutschland. «Bei grösseren Deals dürften vor allem strategische Käufer zum Zuge kommen, während sich grosse Private-Equity-Fonds aufgrund der Auswirkungen der Kreditkrise zumindest vorübergehend zurückhalten werden.» Insgesamt war das Transaktionsvolumen von 55 Mrd USD im Jahr 2006 auf 112 Mrd USD im Vorjahr gestiegen.


Bedeutung der Finanzinvestoren nicht vollständig widerspiegelt
Die Auswirkungen der Kreditkrise zeigten sich in der Chemiebranche mit Hinblick auf die M&A-Aktivitäten erst zu Beginn des Jahres 2008: Auf Private-Equity-Fonds und andere Finanzinvestoren seien im Auftaktquartal nur noch rund 10% des Transaktionsvolumens entfallen, während ihr Anteil in den Jahren 2006 und 2007 jeweils deutlich über 20% lag. «Allerdings spiegeln diese Zahlen die Bedeutung der Finanzinvestoren nicht vollständig wider. So zählen einige Chemieunternehmen als strategische Käufer, obwohl sie selbst in Private-Equity-Besitz sind», so Fitzner.


154 Deals im 1. Trimester
Von Januar bis März 2008 wurden 154 Deals verzeichnet: Nur 20 Übernahmen hatten ein Volumen von mehr als 50 Mio USD. Im ersten Quartal wurden vier so genannte Mega-Deals mit einem Wert mehr als einer Milliarde US-Dollar abgeschlossen. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2007 gab es 19 Fusionen und Übernahmen dieser Grössenordnung, jeweils drei Transaktionen in 2007 hatten Volumina von mehr als 5 beziehungsweise über 10 Mrd USD. Bei Übernahmen mit vergleichsweise geringen Transaktionsvolumina sind Finanzinvestoren weiterhin stark engagiert. Insgesamt beteiligten sich Private-Equity-Gesellschaften im ersten Quartal an 37 Transaktionen, von denen 20 ein Volumen unter 50 Mio USD hatten.


Investoren aus Region Asien-Pazifik
Bei drei der vier grössten Transaktionen des ersten Quartals 2008 traten Investoren aus der Region Asien-Pazifik als Käufer in Erscheinung. Während es sich bei der Übernahme der chinesischen Qinghai Salt Lake durch die Qinghai Digital Net sowie der australischen Dyno Nobel durch Incitec Pivot um Zusammenschlüsse auf nationaler Ebene handelte, war die Übernahme des US-Konzerns General Chemical durch die indische Tata Chemicals der einzige internationale Mega-Deal. Die grösste Transaktion des ersten Quartals gab es in Ägypten: Hier übernahm der Düngemittel­Hersteller OCI den Chemiebereich der Beteiligungsgesellschaft Abraaj Capital für knapp 3,4 Mrd USD.


Intakter Trend zur Restrukturierung
Der Übernahmemarkt dürfte sich weiter beleben, sobald die Finanzmärkte die Auswirkungen der Kreditkrise verarbeitet haben: «Viele Private-Equity-Fonds verfügen noch über Kapital von Anlegern, das sie wegen der unsicheren Lage bislang nicht investiert haben. Zudem ist der Trend zur Restrukturierung in der globalen Chemieindustrie intakt. Die Unternehmen setzen weiterhin auf die Fokussierung ihrer Kompetenzen und stossen bevorzugt zyklische und nicht zum Kerngeschäft zählende Geschäftsfelder ab», sagte M&A-Experte Fitzner. (awp/mc/ps)

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