Clariant leidet unter Nachfrageeinbruch und baut weitere 1’000 Stellen ab

Die Stellenreduktion folgt unmittelbar auf die 2006 angekündigten Restrukturierungsmassnahmen, durch welche bei Clariant in den letzten zwei Jahren bereits rund 2’200 Stellen verschwunden sind. Wie viele Stellen in der Schweiz der Restrukturierung zum Opfer fallen werden, konnte Clariant-Sprecher Arnd Wagner nicht sagen. Derzeit liefen die letzten Abklärungen darüber, welche Stellen konkret eingespart werden könnten. Danach werde man mit den Gewerkschaften und den betroffenen Mitarbeitern in Kontakt treten.


Anpassungen an die Wirtschaftslage
Die Kostenreduktion im Verkauf und in der Administration bezeichnet Clariant im Communiqué als Anpassungen an die Wirtschaftslage und an die für 2009 erwartete Ertragslücke. Im vergangenen Jahr hat der Spezialitätenchemiekonzern seinen Umsatz in Lokalwährungen gerechnet noch leicht um 1% steigern können. In Franken gerechnet ist der Umsatz um 5% auf 8,1 Mrd CHF zurückgegangen. Im vierten Quartal des Jahres habe Clariant den Rückgang der globalen Wirtschaft erheblich zu spüren bekommen, schrieb das Unternehmen dazu. Namentlich die Lage in der Textil-, Leder-, Automobil- und Bauindustrie habe Clariant getroffen.


Sorgen um Liquidität
In Zusammenhang mit den düsteren Aussichten in der Textil- und Lederindustrie hat Clariant Ende Jahr auch eine Abschreibung in der Höhe von rund 180 Mio CHF getätigt. Zudem sorgt sich das Unternehmen darum, im 2009 über genügend flüssige Mittel zu verfügen. Neben den Sparmassnahmen will der Konzern im laufenden Jahr daher auch keinerlei Zahlungen an die Aktionäre leisten. Gemäss Communiqué beantragt der Verwaltungsrat der Generalversammlung, auf die Dividende zu verzichten.


Laut Konzernsprecher Wagner wäre die Liquidität in einer normalen Rezession für ein Unternehmen wie Clariant kein Problem und Geldengpässe könnten mit Krediten gedeckt werden. Derzeit sei das Geld aber auf dem Markt schlicht nicht verfügbar, weshalb der Liquidität im Unternehmen ein besonderes Augenmerk gelte.


Gewerkschaften fordern Kurzarbeit
Zurzeit sei überhaupt nicht abschätzbar, wann sich die Nachfrage nach Clariant-Produkten erholen werde, sagte Wagner weiter. Laut Communiqué hat Clariant bereits mit der Entlassung von temporären Arbeitskräften, Überzeitabbau, zusätzlichen Ferien und Kurzarbeit auf den Nachfragerückgang reagiert. Genau solche Massnahmen wurden am Dienstag auch von den Angestelltenvertretern gefordert. Das oberste Ziel müsse der Erhalt von Arbeitsplätzen sein, sagte etwa Harald Friedl, Sekretär der Gewerkschaft Unia. Wie der Verband Angestelle Schweiz und die Angestelltenvertretung Clariant unterstützt Unia daher alle Alternativen zum Stellenabbau.


Zu den Vorschlägen, welche die Personalverbände in einem Communiqué aufführen, gehören etwa ein Einstellungsmoratorium, eine Job-Börse, Kurzarbeit und Altersteilzeit. Die Angestellten hätten mit dem Verzicht auf eine Lohnerhöhung «bereits ein Opfer bringen müssen. Die Geschäftsleitung müsse daher unverzüglich damit beginnen, über die Vorschläge zu verhandeln, wurde gefordert.


Historisches Tief überwunden
An der Börse lagen die Clariant-Titel nach Bekanntgabe der Umsatzzahlen und der neuen Restrukturierungsmassnahmen am Dienstag erstmals seit Langem wieder im Plus. Am Morgen starteten die Aktien mit einem Plus von 1,8 Prozent in den Handelstag. Gegen 11 Uhr standen sie mit 5,53 CHF nch rund 1,3% über dem Schlusskurs des Vorabends. Der Gesamtmarkt (Swiss Market Index) lag derweil mehr als ein Prozent im Minus. Damit fanden die anhaltenden Verluste der Clariant-Aktien ein Ende. Diese hatten seit Anfang Jahr fast ein Viertel ihres Werts verloren und zu Wochenbeginn einen historischen Tiefstand erreicht. (awp/mc/pg/ 07)

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