Clearstream-Affäre: EADS beurlaubt Forschungsdirektor

Der Informatiker habe selbst darum gebeten, um das Unternehmen zu schützen, teilte EADS mit. Lahoud wird verdächtigt, Kundendaten der Deutsche-Börse-Tochter Clearstream besorgt oder manipuliert zu haben, die zur Verleumdung von Innenminister Nicolas Sarkozy, dem ehemaligen Thomson-Chef Alain Gomez, dem damaligen Airbus-Manager Philippe Delmas und anderen benutzt wurden. Zuvor hatte EADS bereits seinen Forschungschef Vizepräsident Jean-Louis Gergorin beurlaubt. Gergorin hatte die manipulierten Listen Premierminister Dominique de Villepin zugespielt und Lahoud bei EADS eingeführt.


Spuren von El-Kaida-Finanzsströmen untersucht
Der französische Geheimdienst DGSE erklärte, er habe Lahoud weder bezahlt noch mit etwas beauftragt. Lahoud soll Clearstream-Listen für den DGSE nach Spuren von El-Kaida-Finanzsströmen untersucht haben.

Keine offiziellen Anschuldigungen erhoben
Der Geheimdienstgeneral Philippe Rondot, der für Villepin wegen der Clearstream-Listen ermittelt hatte, hält nach eigener Aussage Lahoud und Gergorin für die Hintermänner der Verleumdung. Lahoud bestreitet, die Listen manipuliert zu haben oder der Verleumder zu sein. Er erlitt einen depressiven Anfall und wurde ins Krankenhaus gebracht. Sein Rechtsanwalt erklärt, er wolle sich nicht der Justiz entziehen und sei zu Aussagen bereit. Auch Gergorin weist jede Schuld von sich. Die Justiz hat bei beiden Hausdurchsuchungen vorgenommen, aber keine offiziellen Anschuldigungen erhoben.


Machtkämpfe
Die Clearstream-Affäre hat die französische Regierung stark erschüttert. Pariser Medien sehen als Ursprung jedoch Jahre zurückliegende Machtkämpfe in der französischen Rüstungsindustrie zwischen Thomson CSF (heute Thales) und Lagardère (heute EADS). Ausserdem wird ein Zusammenhang gesehen zu angeblicher Korruption bei Fregattenlieferungen durch Thomson/Thales an Taiwan. Diese Vorwürfe können nicht aufgeklärt werden, weil entscheidende Dokumente von der Regierung als geheim eingestuft wurden. (awp/mc/gh)

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