Credit Suisse verhandelt IT-Dienstleistungspreise nach

Credit Suisse verhandelt mit sämtlichen Schweizer IT-Dienstleistern die Rahmenverträge nach. Die ‹SonntagsZeitung› berichtete, die Grossbank habe Briefe verschickt, in denen die Senkung der Tagesansätze verlangt werde. Credit-Suisse-Sprecherin Esther Gerster präzisiert: Richtig sei, dass mit allen Informatik-Dienstleistern individuell Neuverhandlungen der Rahmenverträge stattfinden, so Gerster zu inside-it.ch. Gerster: «Die Credit Suisse hat keine uniformen Ansätze, sondern passt sie entsprechend der Nachfrage nach oben und unten an.» Für die Grossbank seien nicht die Qualifikation der Mitarbeiter eines Dienstleisters, sondern die Anforderungen in einem Projekt entscheidend, so Gerster.
 
Klare Forderungen
Dienstleister, mit denen wir gesprochen haben, widersprechen aber. Es sei zwar richtig, dass die Grossbank individuelle Gespräche führe. Allerdings würden zum Schluss der Diskussion klare Forderungen nach einer Senkung der Tagessätze um 10 Prozent gestellt. Die neu von Credit Suisse geforderten Tagessätze reichen von 720 Franken (Projektsupport) bis zu 1550 für «Senior Managers».
 
Machen die Dienstleister mit?
Offen ist, ob die und wenn ja welche Dienstleister auf die Forderungen von Credit Suisse eingehen. Patrick Burkhalter von Ergon sagt klipp und klar, er akzeptiere die Forderungen der Grossbank nicht. Andere halten sich bedeckt und möchten den Vorgang zur Zeit nicht kommentieren.
 
Nachfrage weiterhin steigend
Im erwähnten Zeitungsartikel wird der Schluss gezogen, Credit Suisse «verabschiede» sich «vom Schweizer IT-Markt». Dies wird von Gerster heftig dementiert. Die Bank habe seit 2003 rund 800 neue interne und externe IT-Arbeitsplätze in der Schweiz geschaffen und habe weiterhin ungefähr 200 offene IT-Stellen im Heimmarkt.
 
«Aufbrechung der Wertschöpfungskette»
Gleichzeitig aber sei die «Aufbrechung der Wertschöpfungskette» (Verlagerung von bestimmten Tätigkeiten wie Programmierung in Tieflohnländer) eine Tatsache und zwar nicht nur bei Credit Suisse, so Gerster. Business-nahe Tätigkeiten (Beratung, Erarbeitung von Spezifikationen) sowie Projekte, bei denen die Grossbank das Know-how in der Schweiz erhalten will, werde man aber weiterhin in der Schweiz behalten. Gemäss Gerster liegt der Anteil von Offshore erbrachten IT-Dienstleistungen in der Credit Suisse heute bei ungefähr 25 Prozent.&Da auch in Zukunft eine grosse Anzahl Projekte vollständig in der Schweiz durchgeführt würden, ändere sich am Engagement der Bank für die Nachwuchsförderung (informatica08) nichts, betont Gerster.
 
Lagert Credit Suisse das Offshoring aus?
Tatsäche und im Kern auch unbestritten ist, dass die Grossbank von allen Schweizer IT-Dienstleistern generell tiefere Tagessätze verlangt. Tatsache ist ebenfalls, dass die Qualifikationen für die akzeptierten Tagessätze einzig in Jahren Berufserfahrung quantifiziert werden.
 
Der Druck des Grosskunden könnte dazu führen, dass nur noch Dienstleister wie Elca oder die Multinationalen, die selbst grosse Offshore-Entwicklungszentren haben, sowie sehr kleine Firmen, die einen kleinen Overhead haben, es sich leisten können, für die Grossbank zu arbeiten. Dass Credit Suisse heute vom «Gesetz von Angebot und Nachfrage» spricht und gleichzeitig eine Senkung der Tagessätze für Informatik-Ingenieure verlangt, ist auf jeden Fall kein gutes Zeichen für die IT-Konjunktur in der Schweiz. (Inside-IT/mc)

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