CS-Kredithandbuch: Schweizer Unternehmen spüren die Krise

Die für die Kreditvergabe massgeblichen Ratings dürften sich in der Industrie, der Bauwirtschaft und dem Chemie-Sektor in den nächsten Monaten noch verschlechtern, wie aus dem am Dienstag vorgestellen Kredithandbuch der CS hervorgeht. Von den rund 50 wichtigsten Schweizer Unternehmen, die von der CS bewertet werden, haben die Analysten innert Jahresfrist bei elf das Rating um mindestens eine Stufe herabgesetzt. Zu ihnen gehören der Spezialitätenchemieproduzent Clariant, die Versicherer Swiss Life, Swiss Re und Zurich sowie die Industriekonzerne Rieter und Holcim.


Höhere Refinanzierungskosten am Kapitalmarkt als Folge
Keine der untersuchten Firmen erfuhr indessen eine Verbesserung in der Bewertung. Die CS rechnet damit, dass es vorerst dabei bleibt. Als Folge schlechterer Ratings steigen für die Unternehmen die Kosten für die Refinanzierung am Kapitalmarkt. Diese als Risikoaufschläge bezeichneten Aufwendungen werden dagegen am moderatesten bei den Versorgern, in der Pharmabranche, der Nahrungsmittelindustrie und Teilen des Detailhandels zunehmen.


Risikoaufschläge auf historisch hohem Niveau
«Die Finanzprofile sind aber über die ganze Wirtschaft gesehen unter Druck», sagt John Feigl, CS-Chefanalyst für Kreditwesen. Die Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen stehen auf historisch hohem Niveau: Beim Zementkonzern Holcim betrugen sie zeitweise 7%.


Industrie und Spezialiätenchemie am stärksten betroffen
Mit Ausnahmen von Schweizer Bundesanleihen und Pfandbriefen wird die Situation gemäss den CS-Analysten auch weiterhin von Schwankungen geprägt sein. Beeinträchtigt wird die Bonität vieler Firmen, wenn auch in stark unterschiedlichem Ausmass, derzeit durch geringere Absatzvolumen, die nicht gänzlich mit höheren Preisen aufgefangen werden können. Am stärksten betroffen davon sind die Industrie und die Spezialiätenchemie.


Gleichzeitig hoher Ratingdruck und wirtschaftliche Belastungen
Rieter, Georg Fischer und Holcim oder auch Clariant gehören laut CS zu jenen Unternehmen, die gleichzeitig unter hohem Ratingdruck und wirtschaftlichen Belastungen stehen. Die Pharmariesen Novartis und Roche wie auch Swisscom und Migros sind hingegen in der am ehesten geschützten Ecke versammelt. Wirtschaftliche Turbulenzen könnten Firmen zudem zu Herabstufungen ihres geschätzten Firmenwertes (Goodwill-Abschreibungen) zwingen. Rieter hat einen solchen Goodwill-Abschreiber von 100 Mio CHF bereits Ende 2008 vorgenommen.


Pensionskassen belasten Kreditwürdigkeit von Unternehmen 
Diese drohen teils wegen jüngst erfolgten Zukäufen verstärkt auch den SMI-Konzernen UBS, Swiss Life, Zurich Financial Services, Swisscom und Adecco, auch wenn sie unter niedrigerem Ratingdruck stehen. Hohes Wertberichtigungsriskio gekoppelt mit starkem Ratingdruck macht zum Beispiel Georg Fischer das Leben schwer. Schliesslich belasten auch die Pensionskassen die Kreditwürdigkeit der Unternehmen: Deren Unterdeckung beziffert CS-Analyst Feigl mit 8 Mrd CHF. An diesem Wert dürfte sich 2009 nichts ändern, und weil Unternehmen in mageren Zeiten zusätzlich Geld an die Vorsorgekassen überweisen müssen, steigt etwa die Verschuldung. (awp/mc/ps/24)

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