Daimler holt sich Abu Dhabi als neuen Grossaktionär

Der Anteil Kuwaits wird dadurch verwässert und fällt von 7,6 auf 6,9 Prozent. Die staatlich kontrollierte Investmentgesellschaft Aabar zahlt 20,27 Euro pro Daimler-Aktie und damit rund fünf Prozent weniger als der Schlusskurs vom Freitag. Der Preisnachlass habe jedoch nur eine sehr untergeordnete Rolle bei der Entscheidung gespielt, sagte der Aabar-Chef Khadem Al Qubaisi am Sonntagabend zur Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Ausschlaggebend seien vielmehr das hervorragende Daimler-Management, die guten Autos der Stuttgarter und ihre Technologiekompetenz gewesen. In das Tagesgeschäft wollen sich die Scheichs nicht einmischen, so der Manager weiter. Vielmehr sei man an dem Aufbau einer langfristigen Partnerschaft interessiert.


Grundkapital um zehn Prozent aufgestockt
«Wir freuen uns sehr, in Aabar einen neuen Grossaktionär begrüssen zu können, der unsere Unternehmensstrategie unterstützt und mit uns gemeinsam strategische Projekte auf den Weg bringt», sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche. Der Aufsichtsrat stimmte der notwendigen Kapitalerhöhung – das Grundkapital wird um zehn Prozent aufgestockt – am Sonntag zu. Bisherige Daimler-Aktionäre konnten bei der Kapitalerhöhung keine Aktien erwerben.


Anhaltende Spekulationen beendet
Über einen Einstieg von Abu Dhabi war bereits seit Monaten spekuliert worden. Aabar wird von der staatlichen International Petroleum Investment Company (IPIC) kontrolliert. Diese ist unter den deutschen DAX-Konzernen keine Unbekannte: Im Oktober hatte IPIC die Mehrheit an der Dienstleistungssparte Ferrostaal des Münchener Lkw-Herstellers MAN übernommen. Das Investment-Portfolio von IPIC wird derzeit auf mehr als 14 Milliarden Dollar geschätzt.


Festigung der Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland
Mit den Investitionen bei Daimler und MAN will die staatliche Investmentgesellschaft auch die Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland festigen. Befürchtungen, deutsches Know-how könnte an den Golf abgezogen werden, trat der Aabar-Chef und IPIC-Geschäftsführer Al Qubaisi entschieden entgegen. «Wir planen so etwas in keinster Weise. Ganz im Gegenteil: Wir brauchen die deutsche Technologie, um uns zukunftsfähig zu machen.»


Zusammenarbeit auch im Tagesgeschäft
Daimler will mit seinem neuen Grossaktionär auch im Tagesgeschäft zusammenarbeiten: Gemeinsam soll die Entwicklung von Elektroautos sowie von Verbundwerkstoffen vorangetrieben werden. «Über konkrete Projekte wird gerade gesprochen», sagte ein Sprecher auf Anfrage. Auch Al Qubaisi bekräftigte, genaue Inhalte der künftigen Partnerschaft müssten nun nach und nach sondiert werden. In Abu Dhabi selbst sollen junge Leute für die Autoindustrie ausgebildet werden.


Daimler erwartet Verlust im ersten Quartal
Wie andere Automobilhersteller auch, stehen die Stuttgarter vor einem schweren Jahr und kalkulieren mit weniger Verkäufen und dadurch auch weniger Gewinn. Für das erste Quartal hat Zetsche bereits einen operativen Verlust angekündigt. In den ersten zwei Monaten des Jahres war der Pkw-Absatz um über ein Viertel zurückgegangen. Die Lkw-Sparte bereitet sich gar auf ein Absatzminus von bis zu 50 Prozent vor. Trotz geplanter milliardenschwerer Einsparungen will Daimler-Chef Zetsche will aber Produktinnovationen nicht vernachlässigen.


2008: Gewinn um zwei Drittel eingebrochen
Bereits im vergangenen Jahr hatte Daimler gelitten: Während der Umsatz leicht auf 95,9 Milliarden Euro zurückging, brach der Überschuss um fast zwei Drittel auf 1,4 Milliarden Euro ein. Das schreckte den neuen Investor aber nicht ab. «Daimler ist eine Marken-Ikone und ein finanziell starkes Unternehmen, das weltweit für Spitzenleistungen bekannt ist», begründete Aabar-Chef Khadem Al Qubaisi das Engagement. Der bisher grösste Anteilseigner Kuwait ist seit 1974 im Unternehmen engagiert. Zuletzt hatte es auch hier Spekulationen gegeben, das Emirat könne seinen Anteil ausbauen.  (awp/mc/ps/01)

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