Daniel Borel, Gründer und VR-Präsident Logitech: «Wir haben Produkte, die bei den Leuten ankommen»

Von André Schäppi


 


Herr Borel, Logitech feiert dieses Jahr sein 25jähriges Bestehen und ist äusserst erfolgreich. Überrascht Sie das, wenn Sie ans Jahr 1982 zurückdenken?


 


Daniel Borel (Lacht): Ja, schon ein wenig. Sehen Sie, die Computermaus war schon 1963 erfunden worden. Und was wir 1981 gemacht haben, war nichts anderes, als eine Software für die einfache Nutzung zu schreiben. Ursprünglich sollte Logitech ja ein Softwareunternehmen werden, daher auch der Name Logitech, der auf dem französischen Wort für Software, Logiciel, basiert. In der Folge hat unsere effiziente Software der Maus zum Durchbruch verholfen. 1982 folgte mit der P4-Maus die erste Serienmaus der Welt. Zwei Jahre später erhielten wir den ersten großen Auftrag von Hewlett Packard – die wollten eine bessere Maus als bisher, zusammen mit der nötigen Software. Von da an ging alles seinen Weg.


 


Wissen Sie, wie viele Mäuse die Hallen von Logitech bis heute verlassen haben?


 


Das werden bald 750 Millionen sein, was doch schon recht erstaunlich ist. Bis ins Jahr 2010 soll die Milliardengrenze erreicht werden.


 


Logitech-Mäuse sind an der oberen Preisskala zu finden und sind trotzdem heiss begehrt. Wie erklären Sie sich das?


 


Das hängt damit zusammen, dass die Konsumenten eben genau dieses Produkt wollen und dafür auch den entsprechenden Preis zahlen. Das ist fast ein wenig wie mit Schweizer Uhren: Sie können eine billige Nachahmung kaufen, aber wenn es möglich ist, kaufen Sie sich doch das Original. Vieles findet auf der emotionalen Ebene statt und da bieten wir offensichtlich Produkte, die bei den Leuten ankommen.


 


Könnten Sie sich überhaupt eine Welt ohne die Computermaus vorstellen?


 


Ja, damit hätte ich keine Probleme, wenn es etwas Besseres gäbe. Aber zurzeit ist die Maus – neben der Tastatur – wohl eine der besten Varianten um mit einem Computer zu kommunizieren. So hat beispielsweise die Spracherkennung und Ausführung von Befehlen den breiten Durchbruch nicht geschafft und bis dahin ist es noch ein langer Weg. Insofern wird die Maus wohl noch eine Zeitlang existieren. Und wenn es bessere Möglichkeiten geben wird, werden wir sicher mit zu den Anbietern gehören.


 


Logitech hat seit einiger Zeit die Angebotspalette auf Komponenten für das Heimkino, Joysticks für Spielkonsolen, Kopfhörer und Fernbedienungen erweitert. Das muss Sie als Vater der Computermaus doch schmerzen.


 


Lassen Sie es mich folgendermaßen umschreiben: Wenn man sein erstes Kind hat, dann liebt man es mit ganzem Herzen. Und wenn ein neues dazukommt, dann liebt man das zweite ebenso. Es ist vielleicht ein wenig anders, aber man hat es trotzdem gerne. Für mich ist das bei Produkterweiterungen ähnlich.


 


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In den 70er Jahren haben Sie vor Ihrer Firmengründung ein Jahr im Silicon Valley verbracht. Wie hat Sie dieser Amerika-Aufenthalt beeinflusst?


 


Ich erlebte schon einen grossen Unterschied zur Schweiz: Die Schweiz war für mich ein goldener Käfig, gemütlich, aber zu traditionell. In den USA zu sein, war, als ob man plötzlich die Tür dieses Käfigs geöffnet hatte, Licht hereinließ, und ich das wahre Leben kennen lernen konnte. Ich habe gesehen, wie verrückte Ideen einfach ausprobiert werden, Leute auf das Neue setzen und auf sich selbst vertrauen. Ein gute Portion von diesem Geist konnte ich mitnehmen und das hat mir sicher dabei geholfen, dass ich heute da bin, wo ich bin.


 


Apropos USA. Im Jahr 1983 hat ein gewisser Bill Gates Interesse an Ihren Mäusen gezeigt. Zum Deal ist es aber nie gekommen. Wie sieht die Zukunft von Logitech aus? Könnten Sie sich vorstellen, mit einer anderen Firma zusammenzugehen?


 


Nein, wir sind zufrieden mit der jetzigen Situation und wollen daran auch nichts ändern. Wir liefern Herstellertunabhängige Produkte, die von den Endverbrauchern nach eigenem Gutdünken eingesetzt werden können. So, wie sich die Situation jetzt präsentiert, haben wir viel mehr Möglichkeiten, uns und unsere Produkte zu entwickeln.


 


In welche Richtung wird sich Logitech entwickeln?


 


Unser Alltag immer mehr computerisiert. Aber der Computer ändert die Sache an sich ja nicht. Wenn wir essen, bleibt der Vorgang gleich. Der Computer kann aber das «wie» verändern. Wir haben heute im Handumdrehen mehr Möglichkeiten, beispielsweise bei Rezepten, die wir uns im Internet ansehen können. Oder wir haben ein riesige Auswahl an Pizzas, die wir übers Netz bestellen können. Da liegt auch unsere Zukunft: Fast alle zukünftigen Anwendungen brauchen Navigationsdevices, die es dem Menschen ermöglichen, mit einer Maschine zu kommunizieren. In naher Zukunft werden wir auch unsere Haustechnik, Heizung, Licht, Rollladen mit Hilfe von PC?s steuern. Also ein breites Anwendungsfeld, für die wir das entsprechende Know-how besitzen oder es uns erarbeiten. Die Maus für das Haus wird den Namen Logitech tragen.


 


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Sie selber engagieren sich stark in der Förderung von Start-up?s. Finden Sie, dass erfolgreiche Unternehmer sich in diesem Feld engagieren sollten?


 


Ja, das finde ich schon und deshalb bin ich auch aktiv. Ich möchte meine Erfahrung weitergeben und andere an meinem Wissen teilhaben lassen. Seit ich nicht mehr CEO von Logitech bin, kann ich mich mehr um derartige Projekte kümmern. Nicht zuletzt macht es aber auch Spass, mit den jungen Leuten zusammenzuarbeiten.


 





Zur Person


Daniel Borel ist Schweizer und verfügt über ein Ingenieursdiplom der Ecole Polytechnique Federale de Lausanne und ein Master’s Degree in Computer Science der Stanford University. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in London. Der passionierte Wasserskifahrer hat als Mitglied des schweizerischen Wasserski-Nationalteams zahlreiche Weltmeistertitel geholt.


Daniel Borel war 1981 maßgeblich an der Gründung von Logitech beteiligt, das mittlerweile der weltweit größte Anbieter von Produkten und Tools an der Schnittstelle zwischen Mensch und Technologie ist. Während der frühen Jahre von Logitech widmete sich Borel dem Mausgeschäft im US-Markt: von den Ursprüngen als teures, in geringer Stückzahl hergestelltes Spezialprodukt für Ingenieure, vertrieben an Systemhersteller, bis zum jetzigen Status als weit verbreitetes Gerät an nahezu jedem PC, das sowohl an Retail- als auch OEM-Kunden vertrieben wird.
Von 1987 bis 1998 war Borel President of Logitech S.A. in Romanel-sur-Morges, Schweiz, wo er europaweit den Vertrieb, das Marketing und das operative Geschäft, einschließlich einer zusätzlichen Fertigungsstätte in Irland, verantwortete. 1988 wurde ihm zusätzlich die Verantwortung als Chairman und Chief Executive Officer der Groupe Logitech International S.A. übertragen. In dieser Rolle führte er Logitech an die Swiss Stock Exchange und leitete später den Börsengang an der NASDAQ im Jahr 1997.

Zusätzlich zu seinen Verpflichtungen bei Logitech ist Borel aktiv an der Unterstützung innovativer Start-up Firmen in der Schweiz beteiligt. Sein Fokus liegt dabei auf Firmen mit interessanter neuer Technologie, die auch einen klaren Mehrwert liefern. Sein Ziel ist es, diese Unternehmen fit für den Weltmarkt zu machen.


 


Zum Unternehmen


Seit 25 Jahren entwickelt, produziert und vermarktet Logitech weltweit Computer-Peripheriegeräte. Basierend auf dem Erfolg der Maus bietet das Unternehmen Produkte, die den Umgang mit der Digitalen Welt persönlicher und effektiver machen, sowohl für Retail- als auch für OEM- und Businesskunden. Im Geschäftsjahr 2005/06 wurde ein Umsatz von 1’796,7 (VJ 1’482,6) Mio USD erzielt, entsprechend einem Anstieg um 21%.

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