Dario Fumagalli, Hotel Eden au Lac, Zürich: «Weil wir nie die gleichen Infrastrukturen haben werden wie die anderen grossen Hotels, legen wir viel mehr Wert auf unsere Dienstleistungen»

Dario Fumagalli, Hotel Eden au Lac, Zürich: «Weil wir nie die gleichen Infrastrukturen haben werden wie die anderen grossen Hotels, legen wir viel mehr Wert auf unsere Dienstleistungen»

Von Helmuth Fuchs


Moneycab: Herr Fumagalli. An der Street Parade haben Sie dank der Lage des Eden au Lac am See sozusagen einen Logenplatz direkt an der Route des Umzuges. Ist dies ein Fluch oder ein Segen?


Dario Fumagalli: Seit drei Jahren ganz klar ein Segen! Als die Route für den Umzug der Love-Mobiles neu in die umgekehrte Richtung führte, nahm das Seefeld Quartier für die Street Parade an Bedeutung zu. Die Love-Mobiles starten ca. 200 Meter vom Eden au Lac entfernt und fahren somit bis ca. 19.00 Uhr abends am Hotel vorbei. Dank unserer Position direkt am Utoquai sind wir eine sehr gefragte Location für diesen Tag geworden. An dem Tag werden Teile des Hotels wie zum Beispiel die Terrassen oder einzelne Zimmer an verschiedene Gäste oder Veranstalter vermietet, die bei uns eine Street-Parade Party organisieren. Da während diesem Tag nur das Utoquai für den Tag blockiert ist, können unsere Hotelgäste das Hotel trotzdem bequem erreichen. 



«Im April 2009 wird das Hotel Eden au Lac 100 Jahre alt, sicher eine gute Gelegenheit, das Gebäude einer umfassenden Renovation zu unterziehen.» Dario Fumagalli, Eden au Lac, Zürich


Das Eden au Lac wurde im letzten November von der Victoria-Jungfrau AG übernommen. Die Übernahme ging offenbar sehr still und sehr schnell über die Bühne. Was hat den Ausschlag für diese Lösung gegeben und welche anderen Optionen standen zur Diskussion?


Für uns war und ist diese Lösung die Beste. Als Mitglied der VICTORIA-JUNGFRAU COLLECTION behalten wir unsere Individualität, wir verfolgen aber alle das gleiche, hohe Ziel der Qualität und perfekten Dienstleistung für den Gast. Die Hotels gehören zur Vereinigung der Swiss Deluxe Hotels,  die gemeinsam Marketing und PR betreiben.
 
Zuvor gehörte das Eden au Lac mehrheitlich Ihren Schwiegereltern, Hanni und Ruedi Bärtschi. Hatten Ihre Frau und Sie keine Lust, selbst Hotelbesitzer zu werden und das Erbe als Familienunternehmen weiter zu führen?


So einfach war das nicht. Das Hotel gehörte nicht nur dem Ehepaar Bärtschi. Die Nachfolgeregelung zwischen verschiedenen Aktionären und einer Stiftung wäre sehr kompliziert gewesen.
Über mehrere Monate hatten wir uns zusammen mit dem Verwaltungsrat mit diesem Thema beschäftigt. Angesichts des zunehmenden Wettbewerbs und der immer steigenden Kosten wollten wir eine Lösung suchen, die für das Hotel, die Mitarbeitenden und die Aktionäre die Beste war.
 
Sie gehören jetzt zu einer kleinen Luxus-Hotelgruppe zusammen mit dem Victoria-Jungfrau in Interlaken, dem Palace Luzern und dem Bellevue Bern.  Was hat sich seit der Übernahme verändert und welche Vorteile sehen Sie in der neuen Konstellation?


Optisch hat sich noch nicht viel verändert, die Hotels sollen auch ihre Individualität behalten. Die grössten Vorteile sind, dass wir jetzt auf ein eingespieltes Team von Marketing, Sales, PR und Einkaufleuten zurückgreifen können, die uns helfen alle diese Aufgaben zu erledigen. Früher konnten wir uns diese Personen nicht einmal leisten, und Sie wissen wie wichtig es ist, ständig am Markt präsent zu sein und überall Verkaufsaktivitäten zu betreiben. Wir profitieren nicht nur vom Team des Victoria-Jungfrau sondern auch von dessen Image.
 
Durch die Zugehörigkeit zur Victoria-Jungfrau AG werden auch die finanziellen Investitions-Möglichkeiten  verbessert. Welche Projekte sind für die kommenden Jahre geplant (Umbau, Sanierungen, Erneuerungen?)?
 
Wir arbeiten bereits an einem Bauprojekt. Das Hotel Eden au Lac wurde in der Vergangenheit immer gut unterhalten und über Jahre wurde das erwirtschaftete Geld immer wieder investiert. Grössere Renovationen sind nicht für das ganze Hotel nötig. Im April 2009 wird das Hotel Eden au Lac 100 Jahre alt, sicher eine gute Gelegenheit, das Gebäude einer umfassenden Renovation zu unterziehen. Die Gruppe hat ja bereits viel Erfahrung gesammelt was das Bauen betrifft, unter anderem auch im PALACE LUZERN, welches rechtzeitig zum 100-jährigen Jubiläum in neuem Glanz erscheint.


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Mit 50 Zimmern führen Sie ein kleines Hotel mit fast schon familiärer Atmosphäre. Ansonsten gelten Betriebe dieser Grössenordnung in der Luxushotellerie als zu klein, um rentabel betrieben werden zu können. Wie sieht die finanzielle Lage im Eden au Lac aus?


Es ist klar, dass ein Hotel in dieser Grösse schwieriger zu betreiben ist. Ich sage es nochmals, der Zusammenschluss mit dem Victoria-Jungfrau ermöglicht uns die Konzentration auf das «Daily Business» und unsere Marketing und Sales Abteilung kann uns auf dem internationalem Markt verkaufen. Wir spüren bereits jetzt, dass sich dieser Einsatz auswirkt. Wir sind zuversichtlich, bald unsere Rentabilität mit grösseren Hotels vergleichen zu können.



«Ich bin der Meinung, dass Zürich eher eine Business Destination ist und die Buchungen von einer florierenden Wirtschaft beeinflusst werden.»


Mit dem neuen Park Hyatt Zürich und in nächster Zukunft mit der Wiedereröffnung des vollständig renovierten Grand Hotel Dolder wird in der Limmatstadt die Fünf-Stern-Hotellerie mächtig aufpoliert. Wie können Sie sich gegen die neue Konkurrenz behaupten, was macht das Eden au Lac besser als die Mitbewerber?
 
Gerade unsere Grösse wird von vielen Gästen geschätzt. Die familiäre Atmosphäre, die Überschaubarkeit des Hotels, die Gewissheit für den Gast, dass er bei uns nicht eine Nummer ist sondern innert kurzer Zeit erkannt und persönlich angesprochen wird, hebt uns von unserem Mitbewerbern ab. Weil wir nie die gleichen Infrastrukturen haben werden wie die anderen grossen Hotels, legen wir viel mehr Wert auf unsere Dienstleistungen. Wir bedienen unsere Gäste mit individuellem und aufmerksamem Service und daher sind unsere Mitarbeiter ein wichtiger Teil unseres Produkts. Es kann also auch sein, dass wenn ein Gast einen Arzt braucht, der Direktor persönlich ihn zur Praxis fährt!


Zürich gehört auch nach neuesten Studien zu den schönsten Städten der Welt und ist sogar die Stadt mit der höchsten Lebensqualität. Haben solche Berichte und Studien einen spürbaren Einfluss auf die Buchungssituation?
 
Diese Berichte sind sehr schön und sicher helfen sie, das Image von Zürich auf der ganzen Welt zu stärken. Ob das direkt zu mehr Buchungen führt, kann ich nicht sagen. Ich bin der Meinung, dass Zürich eher eine Business Destination ist und die Buchungen von einer florierenden Wirtschaft beeinflusst werden. Diese positiven Aussagen über Zürich tragen aber dazu bei, dass ein Geschäftsmann vielleicht die Stadt später auch als Feriengast besucht. Zürich bietet in der Tat sehr viel Kulturelles und auch die Shoppingmöglichkeiten sind vielseitig.


Wie sieht die Auslastungssituation im Eden au Lac aus?


Die Zahlen der ersten 6 Monate werden in diesen Tagen mit dem Halbjahresbericht veröffentlicht. Die Prognosen zeigen uns auch, dass wir bis Ende Jahr noch weiter zulegen können.


Ludovic Pitrel hat sich als Küchenchef im Eden au Lac offensichtlich sehr gut eingelebt und auf der Karte schon seine eigene Handschrift hinterlassen. GaultMillau hat zwar einen begeisterten Bericht geschrieben, aber noch mit sehr zurückhaltenden 13 Punkten bewertet. Was sind Ihre Ziele mit der Küche?


Sie haben Recht, der Bericht war sehr positiv geschrieben und wir bewerten die 13 Punkte als eine gute Ausgangslage für die nächsten Jahre. Ziel ist es, unseren Gästen kulinarische Genüsse auf höchstem Niveau zu bieten und die Auszeichnungen mit Punkten etc. als schöne Begleiterscheinung zu betrachten. Gleichzeitig sind positive Berichte auch ein grosser Motivationsfaktor für die Mitarbeiter.
 
Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?


Ich wünsche mir einen schönen Garten mit Seeanstoss vor dem Hotel in dem wir während der Sommermonate unsere Gäste verwöhnen…





Der Gesprächspartner

Dario Fumagalli-Bärtschi
Geboren am 10. Dezember 1963 in Mailand.
Ausbildung als Koch und 1989 Besuch der Hotel Fachschule Thun.
Verheiratet mit Kathrin Fumagalli-Bärtschi, drei Kinder, Luca 12, Mattia 11, Elena 6

Seit November 2001 Direktor im Hotel Eden au Lac zusammen mit seiner Frau Kathrin.
Hobby: Lesen, Bike und Rennvelo mit den Kindern. Wandern und in Bergseen baden.

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