Deutsche Bank schneidet trotz Kreditkrise besser ab als erwartet

Zwar rutschte das klassische Investmentbanking wegen der bereits angekündigten Milliarden-Belastungen das erste Mal seit fünf Jahren in die roten Zahlen. Unter dem Strich stieg der Gewinn der Deutschen Bank aber um 31 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Euro. Getrieben wurde das Ergebnis dabei zusätzlich von Beteiligungsverkäufen, niedrigeren Bonuszahlungen und positiven Steuereffekten. Vorstandschef Josef Ackermann rechnet mit weiteren Herausforderungen, sieht darin aber auch Chancen für sein Institut. Die Aktie der Deutschen Bank kletterte vorbörslich um 1,35 Prozent.


Vorsteuergewinn um 23 Prozent zurückgegangen
Der Vorsteuergewinn ging um knapp 23 Prozent zurück, wie der Branchenprimus am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Anfang Oktober hatte sich die Deutsche Bank allerdings bereits zu den Folgen der US-Immobilienkrise geäussert damals einen deutlicheren Rückgang vorhergesagt. Ackermann sprach nun von einem «insgesamt zufriedenstellenden» Ergebnis. Die Strategie, in «stabile» Geschäftsfelder zu investieren, sei richtig gewesen. Positiv stach das in der Vergangenheit vernachlässigte Privatkundengeschäft hervor, das erstmals seit Jahren mehr zum Konzernergebnis beisteuerte als das stark von Abschreibungen belastete Investmentbanking. Zudem sanken die Kosten der Bank um rund 27 Prozent. Trotz fast 3.000 Neueinstellungen lagen die Löhne und Gehälter dabei wegen geringerer Bonuszahlungen rund eine Milliarde Euro unter dem Vorjahreswert.

Ackermann: Profitieren von «Flucht in Qualität»
Die bereinigte Eigenkapitalrendite vor Steuern – die Zielgrösse der Deutschen Bank – betrug im dritten Quartal zwölf Prozent. Nach neun Monaten summierte sie sich auf 29 Prozent und blieb damit über der Zielgrösse von 25 Prozent. Ackermann sagte, er sehe auch künftig Herausforderungen. Die Schwierigkeiten am US-amerikanischen Hypothekenmarkt könnten anhalten und sich auf die Realwirtschaft auswirken. Die Deutsche Bank dürfte aber von der «Flucht in Qualität» profitieren. «Wir haben das vierte Quartal gut begonnen und sind weiterhin davon überzeugt, dass wir unsere gesetzten Ziele für 2008 unter der Annahme normal funktionierender Märkte erreichen werden.» Das Vorsteuerergebnis soll im kommenden Jahr unverändert bei 8,4 Milliarden Euro liegen.


Unerwartet negatives Handelsergebnis
Bei den Erträgen, die im dritten Quartal insgesamt auf 5,095 (6,369) Milliarden Euro zurückgingen, fiel besonders das unerwartet negative Handelsergebnis auf. Es lag bei minus 837 Millionen Euro nach einem Plus von 1,493 Milliarden Euro im Vorjahr. Hier hatten Analysten mit einem positiven Wert gerechnet. Der Provisionsüberschuss verbesserte sich auf 3,016 (2,556) Milliarden Euro, der Zinsüberschuss landete bei 2,133 (1,905) Milliarden Euro. Beide Werte übertrafen die Schätzungen. Die Finanzkrise schlug insgesamt wie Anfang Oktober bereits angekündigt mit 2,2 Milliarden Euro zu Buche.


Investmentbanking rutschte in die roten Zahlen
Das bisher erfolgsverwöhnte klassische Investmentbanking – die Sparte Corporate Banking & Securities (CB&S) – rutschte erstmals seit dem dritten Quartal 2002 in die roten Zahlen. Bei einem Ertragsrückganng von 60 Prozent lag der Vorsteuerverlust lag bei 179 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte die Bank noch rund eine Milliarde Euro verdient. Insgesamt wies die übergeordnete Sparte Corporate and Investmentbanking (CIB) bei geringeren Erträgen einen Vorsteuergewinn von 85 Millionen Euro aus – 93 Prozent weniger als im Vorjahr.


PCAM besser als im Vorjahr
Das Privatkunden- und Vermögensverwaltungsgeschäft (PCAM) schnitt dagegen zwischen Juli und September bei steigenden Erträgen mit einem Vorsteuergewinn von 1,6 Milliarden Euro elf Prozent besser ab als im Vorjahr. Das Privatkundengeschäft (PBC) konnte sogar ein neues Rekordquartal verbuchen, während die Vermögensverwaltung den Gewinn vor Steuern um 45 Prozent steigerte. (awp/mc/ab)

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