Deutsche Börse will US-Optionsbörse ISE für 2 Mrd. Euro übernehmen

Umgerechnet knapp 2 Mrd. Euro in bar sollen für die International Securities Exchange ISE geboten werden. Dies teilte die Deutsche Börse am Montag mit. Sie könnte damit überraschend doch noch ein wichtiges Standbein im weltweit dominierenden US-Markt bekommen. Die ISE ist nach eigenen Angaben die grösste US-Börse für Aktienoptionen und gilt im Optionsgeschäft insgesamt als eine der grössten der Welt.


Geschäftsabwicklung über Optionsbörse Eurex
Abgewickelt werden soll das Geschäft über die Optionsbörse Eurex, einer gemeinsamen Tochter von Deutscher Börse und Schweizer Börse. Pro Aktie der ISE sollen 67,50 Dollar gezahlt werden, insgesamt sind dies 2,8 Milliarden Dollar. Der Kurs der ISE legte im frühen Handel in den USA um rund 45 Prozent zu und notierte damit in etwa auf der Höhe des Angebots. Die Aktien der Deutschen Börse waren vom Handel ausgesetzt. An der ISE werden wie an der Eurex Derivate gehandelt, das Geschäft mit diesen zum Beispiel von Aktien abgeleiteten Papieren gilt als besonders wachstumsstark.


In den vergangenen Jahren war die Deutsche Börse mit einer Reihe von Übernahmenversuchen gescheitert. So hatte sie mehrfach erfolglos nach der London Stock Exchange (LSE) Ausschau gehalten. Auch mit der unter anderem in Paris und Amsterdam tätigen Mehrländerbörse Euronext hatte die Deutsche Börse fusionieren wollen. Bei der Euronext kam ihr allerdings die US-Technologiebörse Nasdaq zuvor. Bei der LSE besitzt die New York Stock Exchange (NYSE) inzwischen einen grösseren Anteil, ohne die LSE allerdings allein kontrollieren zu können.


Aufsichtsräte am Zug
Nach der Kaufempfehlung der Vorstandes der Deutsche Börse müssen nun eine Reihe von Gremien entscheiden. So sollten noch am Montag der Aufsichtsrat der Deutschen Börse, der Verwaltungsrat der Schweizer Börse sowie das Management der ISE einen Beschluss fassen. Letztlich müssen dann auch noch die ISE-Aktionäre dem Vorhaben zustimmen.


Hohes Angebot zur Vermeidung eines Bieterstreits?
Experten bewerteten das Gebot unterschiedlich. «Da ist offenbar eine anständige strategische Prämie im Angebot enthalten», sagte ein Analyst, der nicht namentlich genannt werden wolle. «Es sieht ganz so aus, als wolle die Deutsche Börse einen Bieterstreit mit Hilfe eines hohen Angebot ausschliessen.» Der Terminmarkt-Experte Jörg Franke, einst selbst Vorstand bei Deutscher Börse und Eurex, nannte den Kauf sinnvoll. «Die ISE ist eine junge, vollelektronische Derivatebörse. Mit Hilfe ihres Kassamarktgeschäfts dürfte die Deutsche Börse zudem dann auch Zugang zum Aktienmarkt der USA erhalten.»


Übernahme mit Ansage
Erst am Wochenende hatte Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni in einem Interview Käufe in Aussicht gestellt. «Die Konsolidierung wird weitergehen und nicht ohne die Deutsche Börse stattfinden», sagte er der «WirtschaftsWoche». Das Umfeld der Börsen habe sich stark verändert: «Sachen, die man vorher nicht für möglich gehalten hat, erscheinen plötzlich machbar», sagte Francioni mit Blick auf den stark gestiegenen Kurs der Deutsche-Börse-Aktien. (awp/mc/pg)

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