Deutsche Wirtschaft befindet sich laut Instituten am «Rande von Rezession»

Zahlreiche negative Schocks aus dem Ausland hätten bereits zuvor eine Eintrübung des Konjunkturklimas bewirkt. Nachdem in den vergangenen Monaten die Frühindikatoren regelrecht eingebrochen seien, erwarten die Institute eine sinkende gesamtwirtschaftliche Produktion. In ihrem «Basisszenario» wird sich die Konjunktur nach der Jahreswende wieder fangen.


Minimales Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr
In diesem Szenario erwarten die Institute im Jahr 2009 ein minimales Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent. Für das laufende Jahr erwarten die Institute wie bisher ein Wachstum von 1,8 Prozent. In ihrem «Risikoszenario» prognostizieren die Experten hingegen einen Rückgang des BIP im Jahr 2009 um 0,8 Prozent. In diesem Szenario wird unterstellt, dass die Weltwirtschaft in eine Rezession abgleitet. Die Weltwirtschaft dürfte dann nur um ein Prozent wachsen. Im «Basisszenario» wird hingegen ein Weltwirtschaftswachstum von drei Prozent unterstellt. Im Risikoszenario dürften sich die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen und private Haushalte deutlich verschlechtern. Besonders stark sollten die Ausrüstungsinvestitionen fallen. Das Risikoszenario sei zwar weniger wahrscheinlich als die Basisprognose, die Wahrscheinlichkeit habe sich aber in den vergangenen Wochen deutlich erhöht.


Steigende Arbeitslosigkeit im Risikoszenario
Die Arbeitslosenquote dürfte im Jahr 2009 im «Risikoszenario» auf 8,3 Prozent steigen und es gingen fast 400.000 Arbeitsplätze verloren, schreiben die Institute. In dem für eher wahrscheinlich erachteten «Basisszenario» erwarten die Experten, dass die Arbeitslosenquote wie auch für 2008 vorhergesagt bei 7,5 Prozent liegt.


Sinkende Energie- und Rohstoffpreise
Im «Basisszenario» wird sich die Inflationsrate im Jahr 2009 wegen gesunkener Energie- und Rohstoffpreise deutlich vermindern. Sie dürfte von 2,8 Prozent im laufenden Jahr auf 2,3 Prozent fallen. Die schwache Konjunktur dürfte zudem die Überwälzungsspielräume einschränken. Die Preise sollten jedoch nur nach und nach sinken. Die bisherigen Kostensteigerungen seien noch nicht an die Verbraucher weitergegeben worden. Hinzu komme, dass die Lohnkosten beschleunigt zunehmen.


Die öffentlichen Haushalte dürften in diesem und im kommenden Jahr annähernd ausgeglichen sein, erwarten die Gutachter. Im Jahr 2009 sollten zwar konjunkturbedingte Mindereinnahmen und Mehrausgaben entstehen. Die «abgabenergiebigen» Bruttolöhne und – gehälter sollten jedoch deutlich zulegen.


ZEW-Konjunkturerwartungen eingebrochen
Auch die  Stimmung deutscher Finanzexperten ist vor dem Hintergrund der Zuspitzung der Finanzkrise überraschend deutlich eingebrochen. Die ZEW-Konjunkturerwartungen seien im Oktober zum Vormonat um 21,9 Punkte auf minus 63,0 Punkte gesunken, teilte das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag in Mannheim mit. Volkswirte hatten nur einen Rückgang auf minus 51,1 Punkte erwartet. Die Konjunkturerwartungen liegen weiter deutlich unter ihrem historischen Mittelwert von 27,5 Punkten. Die Verwerfungen auf den Finanzmärkten hätten die Perspektiven für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland «spürbar verschlechtert», hiess es. Neben dem Finanzgewerbe dürften vor allem die exportorientierten Branchen von der Krise betroffen sein. Zudem dürften die privaten Haushalte angesichts der angespannten Lage auf den Finanzmärkten und der extremen Unsicherheit ihre Ausgaben zurückfahren.


Auch die Konjunkturerwartungen für die Eurozone sanken im Oktober kräftig. Der entsprechende Index ging im Vergleich zum Vormonat um 21,8 Punkte auf minus 62,7 Punkte zurück. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum sackte um 34,7 Punkte auf minus 44,7 Punkte ab. (awp/mc/pg/15)

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