Deutsche Wirtschaft steuert auf Rezession zu – Produktion sinkt

«Angesichts der seit Monaten rückläufigen Entwicklung der Auftragseingänge in der Industrie und dem abflauenden Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe dürfte sich die Industrieproduktion aber auch in den kommenden Monaten in der Tendenz schwach entwickeln», schreibt das Wirtschaftsministerium. Der aktuelle Rückgang dürfte durch die Lage der Schulferien im laufenden Jahr aber überzeichnet worden sein. Die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes sank im Juli preis- und saisonbereinigt um 1,8 Prozent. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang um 0,5 Prozent gerechnet. Zudem wurde der Juni-Zuwachs mit 0,1 Prozent leicht abwärts revidiert.

Rezessionswahrscheinlichkeit 70 Prozent
Mit dem unerwartet kräftigen Produktionsrückgang ist aus Sicht der UniCredit die Wahrscheinlichkeit einer technischen Rezession auf 70 Prozent gestiegen. Neben dem schwachen Industrieausstoss dürfte auch der private Verbrauch das Wachstum belasten. Die Verbraucher halten sich wegen der hohen Inflation mit Käufen zurück. Von einer technischen Rezession sprechen Volkswirte bei zwei aufeinanderfolgenden Quartalen negativen Wachstums.


Deutsche Industrie im Abschwung
Auch aus Sicht der Postbank befindet sich die deutsche Industrie im Abschwung. So bewege sich das Produktionsniveau von Juli um 2,4 Prozent unter dem durchschnittlichen Niveau des zweiten Quartals. Die Wahrscheinlichkeit, dass es im laufenden Quartal zu einem erneuten Rückgang der Wirtschaftsleistung komme, sei damit hoch. So hätten sich zuletzt Stimmungsindikatoren wie der ifo Index oder der Einkaufsmanagerindex weiter eingetrübt. Der Abschwung dürfte gleichwohl nicht allzu ausgeprägt sein. Positive Impulse könnten von einem weiteren Ölpreisrückgang und der Abwertung des Euro ausgehen.

Investionsgüterproduktion sinkt kräftig
Sowohl die Industrie als auch die Bauwirtschaft verzeichneten im Juli deutliche Produktionsrückgänge. Hier sank der Ausstoss zum Vormonat um jeweils 2,0 Prozent. Innerhalb der Industrie ging die Produktion bei Investitionsgütern mit 3,7 Prozent besonders stark zurück. Auch bei den Konsum- und Vorleistungsgütern waren Rückgänge um 1,7 Prozent beziehungsweise 0,6 Prozent zu verzeichnen. Im aussagekräftigeren Zweimonatsvergleich (Juni/Juli gegenüber April/Mai) sank die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe um 1,7 Prozent. Dabei ging die Industrieproduktion um 1,5 Prozent und die Erzeugung im Bauhauptgewerbe um 2,3 Prozent zurück. Bei den Herstellern von Investitionsgütern war der Rückgang unter allen industriellen Hauptgruppen mit 2,1 Prozent am ausgeprägtesten.


Euro sinkt zeitweise unter 1,42 Dollar
Zum Vorjahr stieg die Gesamtproduktion im Zweimonatsvergleich arbeitstäglich bereinigt um 0,4 Prozent. Die Industrieproduktion kletterte dabei um 0,9 Prozent, während sie im Bauhauptgewerbe um 1,3 Prozent sank. Der Eurokurs fiel nach den Daten zeitweise unter die Marke von 1,42 US-Dollar. Der für den Anleihemarkt richtungsweisende Euro-Bund-Future baute seine Gewinne aus und stieg bis auf 115,50 Punkte. Der deutsche Aktienmarkt reagierte indes kaum auf die Daten. Der Markt ist allerdings bereits seit Donnerstag in einer sehr schwachen Verfassung. (awp/mc/gh/27)

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