Deutscher Bank droht milliardenschwere Klagewelle

Die Aussetzung der Rücknahme von Fondsanteilen der «grundbesitz-invest» sei rechtswidrig, erklärte die auf Investorenrecht spezialisierte Kanzlei Tilp am Mittwoch in Frankfurt. Mehrere Tausend Anleger könnten sich dagegen zur Wehr setzen. In den Fonds der grössten deutschen Bank hatten rund 300.000 Anleger mehr als sechs Milliarden Euro eingezahlt. Die Schliessung gilt als einmalig in der deutschen Geschichte. Derartige Fonds galten jahrzehntelang als sichere Anlage.


Anlieger gleich behandeln
Die Deutsche Bank hatte am Vortag entschieden, dass die Anteile an dem Fonds zunächst weder zurückgegeben noch neue Anteile erworben werden können. Dies gilt so lange, bis das Ergebnis einer Neubewertung des Immobilien-Portfolios Anfang Februar vorliegt, wie die Immobiliensparte DB Real Estate mitteilte. Mit dem Schritt sollen alle Anleger gleich behandelt werden, nachdem in den vergangenen Tagen viele ihr Geld bereits abgezogen hatten. Bei anderen Fonds hatten jüngst dagegen die Konzerngesellschaften Geld nachgeschossen, um die Liquidität zu sichern.


Leerstand macht zu schaffen
Der betroffene Fonds hat vor allem in deutsche Gewerbeimmobilien investiert. Sinkende Büromieten und viele leer stehende Gebäude machen der Branche zu schaffen. Nach den Problemen bei einem Deka- Immobilienfonds 2004 befürchten Branchenexperten eine Massenflucht aus den vermeintlich sicheren offenen Immobilienfonds. Nach Ansicht der Anwaltskanzlei, die nach eigenen Angaben bereits erste Anfragen von Anlegern erhalten hat, können auch Prospekthaftungsansprüche auf eine komplette Rückabwicklung der Anteilskäufe geltend gemacht werden. So habe der Fonds Zahlungen an Dritte nicht ausreichend dargelegt und das Prospekt auch nicht entsprechend der angespannten Liquiditätslage angepasst.


Firmenimage zu Gunsten drastischer Renditevorgaben geopfert
«Es ist vielen Anlegern vollkommen unverständlich, dass die Deutsche Bank augenscheinlich ihr Firmenimage weiterhin zu Gunsten drastischer Renditevorgaben opfert», sagte Rechtsanwalt Andreas Tilp. Die Tübinger Kanzlei ist bereits im Betrugsfall Phoenix und bei den Klagen von Aktionären gegen die Deutsche Telekom tätig. Ein Sprecher der DB Real Estate Investment GmbH wollte mögliche Klagen nicht kommentieren. «Es ist noch viel zu früh dafür, wir müssen uns erst einmal anschauen, wie die Schadenersatzansprüche begründet werden», sagte der Sprecher. Die Rechtsabteilung werde dies prüfen.


Aktie unter Druck
Die Aktie der Deutschen Bank geriet am Mittwoch stark unter Druck. Händler verwiesen auf die Probleme mit dem Immobilienfonds. Die Pa piere der grössten deutschen Bank sanken bis zum Mittag um 1,71 Prozent auf 81,40 Euro und wurden damit Schlusslicht im DAX . Seit Bekanntwerden der Problem bei ihrem Immobilienfonds gab die Aktie rund drei Prozent nach. Nach einem Bericht der Wirtschaftswoche gibt es wegen des Fonds einen Konflikt zwischen der Deutschen Bank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). BaFin-Chef Jochen Sanio habe erst am Dienstagnachmittag von der Schliessung erfahren und sei gegen diesen Schritt gewesen. Die Aufsicht warte jetzt auf die schriftliche Begründung der Deutschen Bank, welche «aussergewöhnlichen Umstände» sie zu dem radikalen Schritt gezwungen hätten.

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