Deutscher Maschinenbau: Auf Horrorjahr folgt Stagnation

Dementsprechend gedämpft sind die Erwartungen des Verbandes an das laufende Jahr. Dabei gibt es einige Unternehmen aus der Branche, die schon wieder zuversichtlicher auf das Jahr schauen. Doch zunächst steht der vorsichtige Ausblick des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), der 3.000 Unternehmen der Branche vertritt.


Umsätze dürften im ersten Halbjahr noch schrumpfen 
«Wir rechnen für 2010 insgesamt mit einer Stagnation», sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Im ersten Halbjahr dürften Umsatz und Produktion zwar noch schrumpfen, im zweiten Halbjahr hingegen kann sich der VDMA ein leichtes Plus vorstellen, sodass unterm Strich mit einer Stagnation zu rechnen sei. «Die Prognose ist insofern ein Lichtblick, als dass wir nach den Einbrüchen unten angekommen sind», sagte Wiechers. «Die Situation lässt sich am besten mit dem Bild vergleichen, dass jemand mühsam wieder auf die Knie gekommen ist, aber nicht schon wieder steht.»


Unterschiede bei Branchen und Regionen
Innerhalb der Maschinenbau-Branche rechnet Wiechers je nach Bereich und Region mit Unterschieden. Unternehmen, die 2009 noch von Auftragspolstern aus guten Zeiten profitiert hätten, dürfen in diesem Jahr mangels neuer Aufträge eher in Schwierigkeiten geraten als bereits heftig gebeutelte, die Chancen auf ein kleines Plus hätten.


Hoffen auf China
In den Kundenmärkten dürfte nach Einschätzung des Volkswirts China mit seinem erwarteten Wirtschaftswachstum weiter für Aufträge sorgen, während von den technologisch bereits gut ausgestatteten Industrieländern nur wenige neue Bestellungen bei den Maschinenbauern eintrudeln dürften. Wegen des hohen technischen Standards dürften diese Länder ihre Investitionen leichter verschieben können als Länder mit hohem Nachholbedarf und starken Binnenmärkten, die abseits der Produktion von Exportgütern für Nachfrage sorgten.


Keine Entlassungswelle
Auf die Beschäftigten im Maschinenbau ist die Krise unter anderem dank Kurzarbeit und flexiblen Arbeitszeitkonten 2009 nicht so stark wie befürchtet durchgeschlagen. Für 2010 rechnet Wiechers mit einem «Anziehen der Insolvenzen». Das allein führe zu Arbeitsplatzverlusten. «Allerdings erwarte ich keine Welle von Entlassungen, sondern einen ansteigenden Pegel», sagt Wiechers. Laut Statistischem Bundesamt hat die Branche von Anfang Januar bis Ende September 21.000 Arbeitsplätze abgebaut. Anfang 2009 hatte die Branche, der grösste industrielle Arbeitgeber Deutschlands, noch 954.000 Menschen beschäftigt. Der Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck gehört zu den schwer von der Krise getroffenen Unternehmen aus der Branche und konnte sein Überleben nur durch staatliche Bürgschaften und Kredite sichern. 4.000 Mitarbeiter sollen bei den Heidelbergern wegen der Flaute insgesamt gehen. Zwar dürfte nach Einschätzung von Vorstandschef Bernhard Schreier aus dem November die Talsohle erreicht sein, von einer schnellen Erholung geht der Manager aber nicht aus.


Licht und Schatten
Der Verkehrstechnik-Konzern Vossloh hingegen will dank steigender Nachfrage nach umweltfreundlicher Mobilität im Nah- und Fernverkehr dieses und nächstes Jahr zumindest ein moderates Wachstum erzielen. Auch der Getränkeabfüllanlagen-Hersteller Krones ist recht zuversichtlich. «Das Geschäft in Europa wird lebendiger», sagte Finanzchef Hans-Jürgen Thaus im Dezember. Asien mit dem wichtigen chinesischen Markt laufe konstant gut. «Nur die Kunden in den ehemaligen Sowjetrepubliken und in Nordamerika halten sich noch stark zurück.» Eine endgültige Entwarnung will Thaus daher nicht geben, rechnet aber in diesem Jahr mit einem Umsatzplus zwischen 5 bis 15 Prozent. Erst jüngst hatte Thaus von wieder anziehenden Auftragseingängen berichtet.


Gildemeister bereits wieder optimistisch
Kranbauer Demag Cranes, der 2009 noch von seinen gut gefüllten Auftragsbüchern aus der Vergangenheit profitierte, erwartet angesichts eines weiter unsicheren Marktumfelds einen rückläufigen Umsatz. Der Bielefelder Werkzeugmaschinen-Hersteller Gildemeister rechnet in diesem Jahr bereits mit der Wende und einem Umsatz leicht über dem Vorjahr. «Wir sind nicht so tief gefallen wie andere und werden auch schneller wieder aufsteigen», sagte Konzernchef Rüdiger Kapitza im November. Seine Hoffnungen ruhen auf dem Service- und Solargeschäft. (awp/mc/ps/09)

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