DIW erwartet trotz Finanzmarktkrise keine Rezession in Deutschland

Für das laufende Jahr rechnet das Forschungsinstitut mit einem Wirtschaftswachstum von 1,9 Prozent in Deutschland. Im kommenden Jahr dürfte sich das Wachstum dann auf 1,0 Prozent abschwächen. Trotz der alarmierenden Nachrichten aus der Bankenbranche rechnet das DIW nicht mit einem Überspringen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft. Ausserhalb des Bankensektors gebe es keinerlei Anzeichen für eine Kreditverknappung an Unternehmen, hiess es in dem Gutachten.


Politik verfügt über geeignete Instrumente
Zudem ist die Wirtschaftspolitik nach Einschätzung des DIW-Präsidenten einer Verschärfung der Situation nicht hilflos ausgeliefert. «Die Politik verfügt über geeignete Instrumente, um verlorengegangenes Vertrauen wiederherzustellen und eine umfassende Selbstblockade auf den Finanzmärkten aufzulösen. Die Wirksamkeit dieser Mittel setzt aber schnelles und entschlossenes Handeln voraus.»


Aufschwung generell zu Ende
Die konjunkturelle Eintrübung der vergangenen Monate ist nach Einschätzung des DIW im wesentlichen nicht auf die internationale Finanzkrise zurückzuführen. Der Aufschwung neige sich generell seinem Ende zu, hiess es weiter in dem Gutachten. Auch werde der Abschwung durch statistische Effekte stark überzeichnet. Der Rückgang der Nachfrage aus den von der Immobilienkrise betroffenen Ländern führe zwar zu einer deutlichen Delle beim deutschen Exportwachstum im ersten Halbjahr 2009. Ein Abrutschen werde jedoch durch ein stabiles Wachstum in den mittel- und osteuropäischen Ländern sowie in den Schwellenländern verhindert. Es sei auch kein Anstieg der Arbeitslosigkeit zu erwarten, was in der Regel als typisches Anzeichen einer Rezession gelte.


Privater Konsum drängt Exporte in den Hintergrund
Im kommenden Jahr wird der private Konsum laut DIW eine zunehmende Rolle für das konjunkturelle Wachstum spielen und Exporte und Investitionen etwas in den Hintergrund drängen. Gestützt werde der private Konsum dabei von dem zurückliegenden Beschäftigungsaufbau. Eine wesentliche Rolle spiele auch der allmähliche Rückgang der Inflation: «Die Teuerung dürfte in diesem Jahr bei 2,9 Prozent und im nächsten Jahr bei 2,2 Prozent liegen.»


Hoffen auf EZB
Eine Belebung der Konjunktur erhofft sich das DIW von der Europäischen Zentralbank. Die Inflation in der Eurozone liege zwar deutlich über den selbstgesteckten Zielen. Dies liege jedoch nicht an einer zu lockeren Geldpolitik der EZB. Ursache seien vielmehr externe Faktoren wie hohe Energie- und Lebensmittelpreise. Angesichts der zurückgehenden Inflation sieht das DIW neuen Spielraum für eine Zinssenkung. «Die Europäische Zentralbank sollte diesen Spielraum nutzen,» sagte DIW-Präsident Zimmermann. (awp/mc/ps/19)

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