Dreikampf im Mobilfunkmarkt komplett


Das Werben um den Mobilfunkkunden in der Schweiz wird härter: Auch Orange hat nun heute Freitag sein Handyportal «Orange World» in Betrieb genommen.


(pd)
Damit locken nun alle drei grossen Mobilfunkanbieter die Kunden mit News, Bildern oder Spielen. In der Wartephase auf die dritte Generation im Mobilfunk (UMTS) setzen Swisscom, Orange und Sunrise auf die multimedialen Informations- und Kommunikationsdienste, die den mobilen Datenverkehr ankurbeln sollen. Denn das Sprachgeschäft stösst im Schweizer Mobilfunkmarkt zunehmend an seine Grenzen, Wachstum wird dort immer schwieriger.Vorreiter Sunrise
Als erste ging TDC Switzerland im letzten September mit ihrem Internetportal für Handys «Sunrise live» an den Start. Branchenprimus Swisscom folgte im November 2003. Das bereits seit geraumer Zeit existierende Portal «Vodafone live!» des britischen Mobilfunkpartners wurde für die Schweiz angepasst.Orange: Startschuss heute Freitag
Orange hatte bereits im letzten Oktober ihre Pläne offengelegt, «Orange World» nach der Einführung in Grossbritannien und Frankreich in der Schweiz im ersten Quartal 2004 in Betrieb nehmen zu wollen. Der Startschuss fiel laut Orange-Angaben schliesslich heute Freitag.News, Klingeltöne und Bilder
Wie «Vodafone live!» oder «Sunrise live» setzt auch «Orange World» auf News, Klingeltöne oder Bilder. Und Spielernaturen sollen sich unterwegs mit Games vergnügen können. Zuoberst auf dem Handybildschirm locken aber aus aktuellem Anlass die Angebote zur Fussball-Europameisterschaft. Unter den beliebtesten Downloads findet sich bei der Swisscom ein Fussballspiel.Fun & Live Style-People
Angesprochen werden insbesondere junge Erwachsene oder Fun & Live Style-People, wie Orange-Marketing-Chef Timm Degenhardt auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda bestätigt. Bei dieser Zielgruppe sitzt der Geldbeutel für solche Gadgets sehr locker. Die Umsätze von «Vodafone live!»-Nutzern seien höher als bei den andern Mobilfunkkunden, sagt Swisscom-Sprecher Sepp Huber.Sunrise verzeichnete im Februar 100´000 «aktive Anwender» von «Sunrise live», gab der damalige Sunrise Mobile-Verantwortliche Gert Rieder bekannt. Neuere Zahlen sind nicht verfügbar.Swisscom zufrieden
Die Swisscom hat bis Ende Mai das 200´000ste «Vodafone live!»- Handy verkauft. Über 80 Prozent davon würden die Dienste auf dem Portal auch nutzen. «Wir betrachten das als sehr grossen Erfolg», sagt Huber. Orange will sich nicht über Wachstumsziele des eigenen Portals äussern.Interessant sind die Portale für die Telekomkonzerne deshalb, weil die Handykunden ihn als Einkaufskanal nutzen. Damit können Swisscom, Sunrise und Orange sowohl beim Runterladen als auch beim Verkauf der Angebote zum Teil kräftig mitverdienen.Rückläufiges Wachstum
Denn die Einnahmen aus dem Sprachverkehr stossen langsam an die Decke: Gemäss dem grössten Handyhersteller der Welt, Nokia, dürften sie bis 2007 jährlich global nur noch um 5 Prozent zulegen. Auch in der Schweiz sind die Wachstumsfantasien beschänkt, weil rund 80 Prozent der Bevölkerung bereits ein portables Telefon hat.Dagegen rechnet Nokia beim Datenverkehr mit einer Zunahme von 40 Prozent pro Jahr. Orange will den Anteil am Umsatz laut Schweiz- Chef Andreas Wetter von 13 Prozent Ende 2003 auf 25 Prozent bis 2005 erhöhen. Dieses Ziel sei noch konservativ.Datenverkehr legt zu
Bei Swisscom Mobile ist der Datenverkehr im ersten Quartal 2004 deutlich stärker gewachsen (+12,6%) als der Sprachverkehr (+3,3%). Gegenwärtig macht der Datenverkehr 12,2 Prozent der Verkaufserlöse aus. Bei Sunrise hat sich laut Rieder die GPRS- Datenmenge im Mobilfunknetz seit dem Start von «Sunrise live» verdoppelt.Zum Durchbruch verhalf den Handyportalen der technische Fortschritt, nachdem bereits vor Jahren schon einmal der Versuch gestartet worden war, die Handykunden aufs Internet zu locken. Wap scheiterte allerdings kläglich. Die Bedienung erforderte zu viele Klicks. Zudem war die Darstellung auf den kleinen schwarz-weiss Bildschirmen öde.Künftig unabdingbar: Potenter Prozessor
Nun erobert eine ganz andere Handygeneration den Markt, die wesentlich mehr technische Möglichkeiten für multimediale Anwendungen bietet. Entscheidend ist laut Swisscom Mobile- Geschäftsführer Carsten Schloter eine gute Digitalkamera, die Fähigkeiten für polyphone Töne, ein Farbbildschirm mit hoher Auflösung und ein potenter Prozessor.2003: 84 Millionen Kamera-Handys verkauft
Insgesamt wurden im letzten Jahr weltweit 84 Millionen Kamera-Handys verkauft. Im Jahr 2002 waren erst 18 Millionen über die Ladentische gegangen. Und die Entwicklung geht weiter: Nach den Kamera-Handys boomen in Japan bereits die TV-Handys. In der Schweiz will die Swisscom UMTS für Privatkunden aufs lukrative Weihnachtsgeschäft lancieren. (awp/scc/pds)





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