Dynamik von Städten aus der Immobilienperspektive

Dynamik von Städten aus der Immobilienperspektive
JLL City Momentum Index 2020 (Grafik: JLL)

Zürich – Jones Lang LaSalle (JLL) erfasst und vergleicht seit 2014 mit dem «City Momentum Index» (CMI) die Dynamik von Städten aus der Immobilienperspektive. Daraus resultiert eine jährliche Rangliste der 20 dynamischsten Metropolen der Welt.

In der aktuellen Ausgabe fällt auf, dass keine europäischen und südamerikanischen Städte unter den Top 20 vertreten sind. Immerhin haben es seit der Einführung des CMI im Jahr 2014 Bogota (1 x), London, Dublin und Lima (je 2 x) ins Ranking geschafft. Städte aus Deutschland oder Osteuropa sucht man hingegen vergebens, und auch Nordamerika taucht erstmals dieses Jahr mit dem Silicon Valley und Austin auf der Karte auf.

Medaillen gehen nach Asien
Die Musik spielt neben den regelmässig in den Top 20 Ranglisten vertretenen «Exoten» Dubai und Nairobi eindeutig in Asien. Mit Ausnahme von 2014 (Lima) und 2016 (Dublin) gehen sämtliche Medaillenplätze an den grössten und bevölkerungsreichsten Kontinent. Dort dominieren die Schwergewichte China und Indien, aber auch die beiden vietnamesischen Zentren Hanoi und Ho Chi Minh City (ehemals Saigon) weisen stets Spitzenplatzierungen auf. Welche lokalen Gegebenheiten führen dazu, dass in diesen Metropolen eine konstant hohe Dynamik gemessen wird?

Im indischen Hyderabad, welches nach 2018 die Rangliste im Jahr 2020 erneut anführt, hat sich nach Apple, Google und Facebook zuletzt auch Amazon niedergelassen. Im vergangenen Jahr eröffnete der Konzern den grössten Standort ausserhalb seines Hauptsitzes in Seattle und beschäftigt im neu eröffneten Campus 15‘000 Mitarbeitende. In Hyderabad wurde 2019 auch die global höchste Absorptionsrate von Büroflächen gemessen. 

Die beiden vietnamesischen Grossstädte Ho Chi Minh City und Hanoi weisen weltweit die höchsten BIP-Wachstumsraten auf. Zudem profitiert das Land vom Handelsstreit zwischen China und den USA, welcher Unternehmen dazu zwingt, ihre Lieferketten zu verlagern.

Die chinesische Stadt Shenzhen (aktuell Nr. 10) unmittelbar nördlich von Hongkong zählte 1980 knapp 60‘000 Einwohner, aktuell dürften es etwas über 12 Mio. sein. Shenzhen entwickelte sich dank der Anwesenheit unzähliger Technologieriesen und einer lebendigen Startup-Szene zu einem Magnet für Talente aus ganz China. Zwei Drittel der Bevölkerung sind zwischen 20 und 40 Jahren alt, keine andere Stadt weist einen höheren Anteil dieser Altersgruppe auf. Ca. 1‘400 km nordöstlich liegt mit Shanghai die einzige Stadt, welche seit Einführung des City Momentum Index durchgehend in den Top 20 vertreten war. Die Metropole mit dem weltweit grössten Containerhafen ist auf dem Weg, in den nächsten fünf Jahren in die erste Liga der wettbewerbsfähigsten Städte (Tokio, New York, London, Paris, Hongkong und Singapur) aufzusteigen.

Hohe Dynamik stösst auf Interesse
Die hohe Dynamik in den erwähnten Metropolen ist zweifellos positiv zu beurteilen und stosst bei Investoren auf Interesse. Die grossen und schnellen Entwicklungsschübe haben allerdings auch Schattenseiten. Das immense Stadtwachstum führt oftmals zu Umweltzerstörung, Überbevölkerung, Verkehrsüberlastung, sozialer Ungleichheit, Obdachlosigkeit und mangelnder Sicherheit. Immer mehr dieser Städte sind zwar international wettbewerbsfähig, allerdings steigen die lokalen Herausforderungen, für welche Lösungen gefragt sind, damit diese auch langfristig und kontinuierlich ihre Positionen halten können.

Methodik
Der City Momentum Index identifiziert die dynamischsten Städte der Welt aus der Immobilienperspektive und wird von JLL seit 2014 jährlich erhoben. Der Index umfasst 130 wichtige Geschäftszentren auf der ganzen Welt (u.a. Genf und Zürich aus der Schweiz) und kombiniert insgesamt 18 sozioökonomische und immobilienwirtschaftliche Variablen. Der aktuelle Report kann unter http://www.jll.com/cities-research bezogen werden. (JLL/mc/kbo)

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