Edgar Degas: Graf Lepic und seine Mädchen







Weiter Bilder Edgar Degas aus der Sammlung Bührle.

Es ist kein Zufall, dass in den siebziger Jahren das Porträt für Degas an Bedeutung verliert und, wo es auftaucht, einen starken Wandel erfährt. 1870, nur ein Jahr nach der «Madame Camus au piano», malt er sie nochmals mit einem japanischen Papierfächer in der Hand, silhouettiert vor einer Wand, die das Licht von einer nicht dargestellten Lampe erhellt: der erzkonservative Degas, der Ingres verehrt hatte, unter dem Einfluss Japans als Revolutionär wider Willen. In diesen Zusammenhang gehört auch das Bild des Grafen Ludovic Lepic mit seinen beiden kleinen Töchtern, das wohl kurz nach dem Deutsch-Französischen Krieg entstanden ist. Graf Lepic ist hier auch nicht der Auftraggeber, sondern der Freund und Bildhauer, der mit den Impressionisten ausstellte. Kein Bild, das auf vielfältigen Studien aufgebaut ist, vielmehr ein Bild, das die ganze Frische eines ersten Eindrucks bewahrt, das selbst Studie ist.



Graf Lepic und seine Töchter, Öl auf Leinwand. 65.5 x 81 cm, Entstanden um 1871,

Auf der hellgrundierten Leinwand zeichnet Degas mit hellem, flüchtigem Pinselstrich, den er überall stehen lässt, wie er es gelegentlich schon in den sechziger Jahren getan hatte. Auf dieser Pinselvorzeichnung liegen nur dünne durchscheinende Lasuren, so dass ein fast aquarellartiger Effekt entsteht. Damit die weissen Sonntagskleidchen der kleinen Besucher in ihrer schaumigen Helle zur Wirkung kommen, werden die Kinder schnell vor die türkisfarbenen Läden auf die Fensterbrüstung gesetzt, indem sie den Vater einrahmen.


Einige Jahre später wird Lepic mit den nun schon etwas herangewachsenen Töchtern auf der «Place de la Concorde» Anlass zu einer der überraschendsten und gelungensten Bilderfindungen des Künstlers, in der die Grenzen des Porträts aufgehoben sind. Das Modell des Malers wird zum mithelfenden Künstler.





Biografisches:
Studierte bis 1855 an der Ecole des Beaux-Arts als Schüler von Lamothe. 1856 in Italien. Studium der alten Meister. Bestimmender Einfluss von Ingres. 1865 Beziehungen zu Manet, welche sich auf seine Kunst auswirken. 1873 Reise nach Amerika.&(sb/mc/th)







Sammlung Bührle , Zollikerstrasse 172
Dienstag, Mittwoch, Freitag, Sonntag, 14 – 17 Uhr

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