EU-Ausblick: Kaum verändert – Vorgaben aus Asien bremsen

Der Future auf den US-Leitindex Dow Jones verlor seit dem Börsenschluss in Europa am Freitag 0,31 Prozent. Den britischen FTSE 100 taxierte Finspreads um 0,12 Prozent tiefer. «Die Unsicherheit über die starke Aufwertung des Yen und die Auswirkungen auf die japanischen Gewinne gepaart mit der unsteten Entwicklung der Wall Street bremst auch auf die Stimmung in Europa», sagte ein Händler. Hinzu komme, dass Anleger kurz vor Ende des Monats einige Gewinne mitnehmen wollten.


Unterdessen steht Deutschland nach vier Jahren grosser Koalition vor einem Wechsel zu einer CDU/FDP-Regierung. Insbesondere die Versorger Eon und RWE, die auch im EuroStoxx vertreten sind, könnten Händlern von diesem Ergebnis profitieren.


Nach Abschluss des G20-Gipfels dürften Finanzwerte einen Blick wert sein. Als Erfolg bezeichneten Teilnehmer, dass die Banken nunmehr an die Kandare genommen werden und die Schwellenländer mehr Einfluss in der G20-Gruppe erhalten. Die Fachwelt in Deutschland reagierte zurückhaltend. Vielen Experten gingen die Beschlüsse von Pittsburgh nicht weit genug. Wichtige Fragen, wie beispielsweise die globale Aufsicht über systemrelevante Banken oder eine grenzüberschreitende Insolvenzordnung hätten gar nicht erst auf der Tagesordnung gestanden. Zufrieden zeigten sich dagegen Vertreter der zuletzt viel gescholtenen Finanzbranche. «Die Beschlüsse des G20-Gipfels von Pittsburgh sind insgesamt gesehen sehr verantwortungsvoll», sagte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». Unterdessen verkauft die Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) Filialen an Fonds der Deutschen Bank und least diese zurück und hat über eine Wandelanleihe zwei Milliarden Euro eingenommen.


In Belgien dürften Solvay gefragt sein. Der US-Pharmakonzern Abbott Laboratories übernimmt die Pharmasparte der belgischen Solvay-Gruppe für 4,5 Milliarden Dollar in bar. Darüber hinaus sei geplant, weitere mehrere hundert Millionen Euro zu investieren und Schulden zu übernehmen, teilten beide Unternehmen am Montag mit. Dadurch habe die Transaktion, die noch von den Behörden genehmigt werden muss, einen Gesamtwert von 5,2 Milliarden Euro. Die Commerzbank hob in einer ersten Reaktion die Solvay-Titel von «Reduce» auf «Hold».


Minenwerte könnten unter Druck kommen. Anglo American zufolge könnte das Wachstum in China und damit die Nachfrage nach Rohstoffen kurzfristig abnehmen. Allerdings seien die Fundamentaldaten Chinas auf lange Sicht intakt. Unterdessen könnten Energiewerte vom weiter fallenden Ölpreis belastet werden.


Auch Cadbury dürften Gesprächsthema bleiben. Im Kampf um den britischen Süsswarenkonzern könnte der amerikanische Lebensmittelriese Kraft Foods einen Bericht zufolge jetzt zu einer feindlichen Offerte greifen. Das Gebot könnte dabei um bis zu 14 Prozent auf 850 Pence je Cadbury-Aktie steigen, schrieb die Zeitung «The Observer» am Sonntag unter Berufung auf Finanzkreise. Dem Bericht zufolge will die britische Kartellbehörde diese Woche Kraft dazu verpflichten, innerhalb der dann folgenden 60 Tage eine offizielle Offerte vorzulegen oder für die kommenden sechs Monate die Finger von Cadbury zu lassen. (awp/mc/ps/08)

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