EU-Eröffnung: Schwächer – Finanzkrise schwappt nach Europa

Für die Hypo Real Estate (HRE) schnürte der deutsche Bankensektor über Nacht eilig ein Rettungspaket, mit der die angeschlagene Bank aber aus dem Schneider sein soll. Die Aktie stürzte dennoch ins Bodenlose. Die Einigung über das 700 Milliarden Dollar schwere Rettungspaket für die US-Finanzbranche komme gegen die neuen Hiobsbotschaften kaum an, sagten Händler.


Der EuroSTOXX 50 fiel in den ersten anderthalb Handelsstunden um 3,31 Prozent auf 3.052,13 Zähler. Der STOXX 50 verlor 3,08 Prozent auf 2.638,21 Punkte. Der Londoner FTSE 100 sackte um 2,76 Prozent auf 4.947,88 Punkte. Der französische CAC-40-Index verlor 3,57 Prozent auf 4.014,95 Zähler.


Fortis schnellten zum Auftakt um knapp 15 Prozent in die Höhe, binnen Minuten schmolz der Kursgewinn jedoch drastisch zusammen. Zuletzt sackten die Aktien sogar ins Minus und verloren 4,34 Prozent auf 4,955 Euro. Ohne staatliches Eingreifen hätte der Finanzkonzern nach Einschätzung des niederländischen Finanzministers Wouter Bos möglicherweise «nicht bis Montagabend überlebt». Ungeachtet dessen sei Fortis immer noch «eine gute Bank», sagte er. Sonst hätten sich die Niederlande, Belgien und Luxemburg nicht zur Rettung des Finanzkonzerns entschlossen. Kreisen zufolge ist BNP Paribas an der Übernahme von Fortis interessiert. Die französische Grossbank wolle jedoch nicht die von Fortis vor kurzem gekauften ABN-Amro-Sparten kaufen, hiess es in informierten Kreisen.


Underdessen stürzte der Kurs der Dexia Banque stürzte um 23,63 Prozent auf 7,69 Euro. Der belgische Staatsfinanzierer wollte einen Bericht über eine bevorstehende Kapitalerhöhung nicht kommentieren. Die französische Zeitung «Le Figaro» hatte zuvor berichtet, dass die Dexia wegen der angespannten Lage an den Finanzmärkten frisches Geld braucht. Credit Agricole brachen um 9,34 Prozent auf 13,05 Euro ein. Societe Generale brachen um 6,76 Prozent auf 60,64 Euro ein. BNP Paribas fielen um 6,45 Prozent auf 63,86 Euro.


In London stürzten Royal Bank of Scotland mit 12,02 Prozent auf 184,25 Pence am deutlichsten ab. Aktien von Bradford & Bingley waren vom Handel ausgesetzt. Die angeschlagene britische Hypothekenbank wird zerschlagen und wohl zum Teil ebenfalls verstaatlicht. Der britische Finanzminister Alistair Darling verteidigte unterdessen die geplante Verstaatlichung. Der Schritt sei nötig gewesen, um das gesamte Bankensystem zu stabilisieren, das von einem B&B- Zusammenbruch getroffen worden wäre, sagte er.


In Italien wird unterdessen die Rettung der maroden italienischen Airline Alitalia in letzter Minute wird immer wahrscheinlicher: Nach fast 15-stündigen Verhandlungen haben in der Nacht zum Samstag auch die Piloten der Gesellschaft grünes Licht für einen Plan zur Sanierung der angeschlagenen Fluglinie gegeben.


In Frankreich sieht sich der Autokonzern PSA Peugeot Citroen trotz des aktuellen Markteinbruchs gut gerüstet, um seine Absatz- und Gewinnziele für 2010 zu erreichen. Die Aktien fielen im schwachen Marktumfeld dennoch um 2,29 Prozent auf 27,06 Euro. Auch der niederländische Elektronikkonzern Philips setzte sich ehrgeizige Ziele in seiner Lichtsparte. «Wir schaffen die Umsatzrendite von 14 Prozent bis 2010», sagte der Chef der Lichtsparte, Rudy Provoost, der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Montagausgabe). Auch hier sank der Kurs trotz des ausgewiesenen Optimismus im schwachen Markt um 2,60 Prozent auf 19,30 Euro. (awp/mc/ps/15)

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