EU-Mittag: Uneinheitlich – Fortis an EuroSTOXX-Spitze

Die Indizes konnten ihre Gewinne allerdings bis zum Mittag nicht halten und tendierten zuletzt uneinheitlich. Das kräftige Plus an der Wall Street wegen neuer Zinshoffnungen sorge für eine weltweite Stimmungsaufhellung, sagten Händler. Hinzu komme die Fantasie auf weitere Zukäufe als Katalysator für Kursgewinne, wobei die Übernahmelust chinesischer Investoren steige. Auch gute Zahlen wirkten positiv.


Der europäische Leitindex EuroSTOXX 50 stand am Mittag mit 0,07 Prozent im Plus bei 4.324,64 Zählern. Der auch Schweizer und britische Werte umfassende STOXX 50 rutsche dagegen um 0,11 Prozent auf 3.686,75 Punkte ab. Der Euronext 100 sackte um 0,28 Prozent auf 984,78 Zähler ab. In Paris verlor der CAC 40 0,14 Prozent auf 5.553,69 Punkte. Der Londoner FTSE 100 fiel um 0,45 Prozent auf 6.278,10 Zähler. Der Swiss-Market-Index (SMI) gewann 0,42 Prozent auf 8.687,10 Punkte.


Fortis standen mit plus 2,98 Prozent auf 18,69 Euro an der EuroSTOXX-Spitze. Der chinesische Versicherer Ping An hat sich für 1,81 Milliarden Euro 4,18 Prozent am belgisch-niederländischen Finanzkonzern gesichert und ist nun der grösste Einzelaktionär. Mit dem Einstieg habe Ping das Recht, einen Vertreter in das Fortis-Aufsichtsgremium zu schicken, hiess es. Den aktuellen Vereinbarungen zufolge könne Ping den Anteil auf knapp fünf Prozent erhöhen und ihn mit Zustimmung der Fortis-Führung auch darüber hinaus ausbauen. Ping habe jedoch nicht vor, die Mehrheit an Fortis zu erwerben. Der Zukauf zeigt nach Ansicht von KBC-Analyst Dirk Peeters, dass die Bewertung von Fortis attraktiv ist und andere wegen der Kapitalstruktur leicht zukaufen können.


Versicherer profitierten ebenfalls von Übernahmefantasie. Händler verwiesen auf Pläne der China Investment Corp (CIC), im grösseren Stil in Übersee zuzukaufen. Der chinesische Staatsfonds will nach eigenen Angaben verstärkt in internationale Finanzprodukte investieren und hohe Renditen erzielen, auch über alternative Investments. Dabei stünden Versicherer im Visier, hiess es. Dies sorge für Fantasie beispielsweise bei ING und AXA als mögliche Ziele. ING-Aktien verteuerten sich um 1,77 Prozent auf 26,51 Euro und AXA gewannen 0,33 Prozent auf 27,38 Euro. Hinzu komme die Aussage von China Life Insurance, einen strategischen Anteil an einem grossen Versicherer in Europa oder Nordamerika aufbauen zu wolle. Vorstand Yang Chao verhandelt nach eigenen Angaben mit mehreren Übernahmekandidaten.


Saint-Gobain wurden von Spekulationen um die Pläne von Wendel angetrieben. Der Investor hat seinen Anteil an dem Baustoffehersteller von 16,56 auf 17,87 Prozent erhöht und damit frühere Berichte der Zeitung «La Tribune» bestätigt, die bereits am Vortag für kräftige Kursgewinne bei Saint-Gobain-Aktien gesorgt hatten. Der Schritt gebe Wendel die Möglichkeit, strategischen Einfluss auf Saint-Gobain zu nehmen, sagte ein Wendel-Sprecher der französischen Nachrichtenagentur AFP. Saint-Gobain legten um 1,62 Prozent auf 67,73 Euro zu, Wendel gewannen 0,14 Prozent auf 104,97 Euro.


In London sorgen mit Erleichterung aufgenommene Zwischenberichte aus den zuletzt unter Druck stehenden Branchen Hypothekenbank und Baumarkt für eine verbesserte Stimmung, sagten Händler. Alliance & Leicester sprangen nach ihrem Zwischenbericht mit plus 14,40 Prozent auf 727,00 Pence an die «Footsie»-Spitze. Trotz der jüngsten Turbulenzen habe das Finanzinstitut die Anleger mit Sorgen über die mittelfristige Liquiditätsausstattung beruhigt, sagten Händler. Der Zwischenbericht der Baumarktkette Kingfisher fiel laut Händlern ebenfalls «nicht so schlimm wie befürchtet» aus – die Aktien stiegen um 1,19 Prozent auf 161,85 Pence.


Royal Bank of Scotland (RBS) gaben dagegen 1,35 Prozent auf 438,50 Pence ab. Händlern zufolge werden am Markt Spekulationen um hohe Belastungen aus der Kreditkrise in den USA herumgereicht, die bei RBS Abschreibungen von 12 Milliarden Pfund auslösen sollen. Allerdings seien diese Gerüchte eher vage und wenig glaubwürdig, hiess es. Vedanta sprangen dagegen um 8,06 Prozent auf 2.182 Pence an. Hier gebe es Gerüchte um ein Übernahmeangebot aus China, wonach 25 Pfund je Aktie geboten werden sollen. «Es sind nur Gerüchte, aber das sorgt für Fantasie», sagte ein Händler.


In Zürich setzt sich die Erholung der Bankenwerte fort, die bereits am Vortag favorisiert worden waren. UBS fielen allerdings von der SMI-Spitze zurück und legten zuletzt 1,28 Prozent auf 55,25 Schweizer Franken zu. Credit Suisse verteuerten sich um 2,03 Prozent auf 67,75 Franken und Julius Bär stiegen um 1,78 Prozent auf 94,45 Franken. Nestle standen unverändert bei 546,00 Franken. Laut «Wall Street Journal» ermitteln kanadische Behörden gegen den Nahrungsmittlkonzern wegen unerlaubter Preisabsprachen. (awp/mc/th)

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