EU-Schluss: Uneinheitlich – Keine klaren Impulse

«Der Markt will nicht viel Boden preisgeben», kommentierte Mike Lenhoff, Stratege bei Brewin Dolphin Securities in London. «Er ist vielleicht ein bisschen zu hoch gelaufen und muss etwas abkühlen.» Doch die Anleger hofften weiter auf eine Konjunkturerholung.


Der EuroSTOXX 50 büsste 0,16 Prozent auf 2.353,53 Punkte ein. Hingegen stieg in Paris der CAC 40 um 0,11 Prozent auf 3.156,29 Punkte. Der Londoner FTSE 100 verbuchte Gewinne von 0,72 Prozent auf 4.362,58 Zähler.


Grösste Gewinner im EuroSTOXX 50 waren Papiere von Aegon mit einem Plus von 6,34 Prozent auf 4,073 Euro. Der wegen Abschreibungen auf Wertpapiere angefallene Verlust des niederländischen Finanzkonzerns war im ersten Quartal geringer ausgefallen als befürchtet. Zudem lag der Wert des Neugeschäfts mit 201 Millionen Euro über den Analystenerwartungen. Fortis-Titel stiegen um 3,48 Prozent auf 2,142 Euro. Die belgische Versicherungsgruppe hatte nach der Zerschlagung infolge der Finanzkrise im ersten Quartal wieder schwarze Zahlen geschrieben. Ein Analyst sprach von einem «ermutigenden Bericht».


Credit-Agricole-Papiere konnten indes ihre zwischenzeitlichen Gewinne nicht behaupten und schlossen moderate 0,34 Prozent niedriger bei 10,175 Euro. Der Gewinn der französischen Grossbank war im ersten Quartal stärker gesunken als erwartet. Die Erträge der Investmentbanking-Sparte Calyon hätten im Gegensatz zu einigen Wettbewerbern «nur im Rahmen der Erwartungen» gelegen, sagte ein Analyst. Einzig das Geschäft mit Anleihen sei bei Calyon solide gewesen, andere Bereiche seien dem Wettbewerb hinterher gelaufen. Aktien von Natixis sackten um 13,58 Prozent auf 1,426 Euro ab. Die Investmentbank der französischen Sparkassen hatte im ersten Quartal einen Milliardenverlust verzeichnet. SocGen-Analystin Sabrina Blanc reagierte mit einer Abstufung von «Hold» auf «Sell» und schraubte das Kursziel von 1,80 auf 1,10 Euro zurück.


Aktien von Bouygues gaben von der Zahlenvorlage belastet um 2,69 Prozent auf 29,845 Euro nach. Der französische Mischkonzern hatte im ersten Quartal 2009 einen Umsatzrückgang von zwei Prozent hinnehmen müssen, schnitt damit aber besser ab als von Analysten erwartet.


Fiat-Aktien gewannen in Mailand 2,89 Prozent auf 7,4700 Euro. Unter den grossen Autoherstellern hatte im April auf dem europäischen Markt dem Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) zufolge einzig der italienische Konzern mit einem Absatzplus glänzen können. Der Autobauer hatte den Verkauf mit den Marken Fiat, Lancia und Alfa Romeo um 4,7 Prozent auf 121.671 Stück gesteigert und damit seinen Marktanteil kräftig von 8,1 auf 9,7 Prozent erhöht. Bei einem Spitzengespräch der Bundesregierung soll an diesem Donnerstag zudem über die Zukunft des angeschlagenen Autobauers Opel beraten werden. Fiat gilt als einer der aussichtsreichsten Partner für ein Zusammengehen mit Opel.


Heftige Kursausschläge gab es an der belgischen Börse. Hier brachen Aktien von KBC nach zwischenzeitlicher Aussetzung vom Handel um 24,92 Prozent auf 14,340 Euro ein. Der belgische Finanzkonzern braucht nach einem Milliardenverlust erneut Hilfe vom Staat. Der Staat sichere zum Teil die Risiken aus hoch riskanten Anlagen in Höhe von 20 Milliarden Euro ab, teilte das Unternehmen mit. Falls der Verlust aus diesen Anlagen die Marke von 3,2 Milliarden Euro übersteigen wird, werde der Staat 90 Prozent davon tragen. KBC müsse dafür eine Prämie von 1,2 Milliarden Euro zahlen. Titel des Pharma- und Biotechunternehmens UCB sprangen dagegen nach der US-Zulassung des Medikaments Cimzia zur Behandlung rheumatoider Arthritis bei Erwachsenen um 15,58 Prozent auf 22,400 Euro hoch.


In London richteten sich die Blicke insbesondere auf Zahlen der BT Group – die Aktien verloren 6,36 Prozent auf 88,357 Britische Pence. Im Schlussquartal des bis Ende März laufenden Geschäftsjahres war der Telekomkonzern tief in die roten Zahlen gerutscht. BT streicht im kommenden Geschäftsjahr bis zu 15.000 Jobs. Das entspricht zehn Prozent der Arbeitsplätze. Aktien von Thomas Cook sanken um 7,31 Prozent auf 228,250 Pence. Der Reiseveranstalter bleibt dagegen nach einem Umsatzplus und einem tieferen Rutsch in die Verlustzone im ersten Geschäftshalbjahr optimistisch. «Wir sind zuversichtlich, unsere Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen», sagte Thomas-Cook-Chef Manny Fontenla-Novoa. (awp/mc/pg/33)

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