EU-Schluss: Weitere Gewinnmitnahmen wegen Griechenland

Dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins bei 1,0 Prozent beliess und eine Fortsetzung ihrer Niedrigzinspolitik signalisierte, war laut Marktteilnehmern keine Überraschung. Auch die Bank of England liess ihren Leitzins wie erwartet unverändert.


Beim EuroStoxx 50 zeigten die Kurstafeln einen Schlussstand von 2.942,31 Punkten an und damit 1,09 Prozent weniger als am Vortag. An der Börse in Paris fiel der Cac 40 um 1,20 Prozent auf 3.978,46 Punkte. Der Londoner Leitindex FTSE 100 büsste 0,86 Prozent auf 5.712,70 Punkte ein.


Der Risikoaufschlag für griechische Staatsanleihen stieg auf einen Rekordstand seit der Einführung des Euro. Im späten Nachmittagshandel erholten sich die Kurse wieder etwas und die Rendite ging zurück. Allerdings konnten auch zuversichtliche Aussagen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet nicht für nachhaltige Erleichterung sorgen. «Nach meinen vorliegenden Informationen ist ein Ausfall griechischer Staatskredite kein Thema», sagte Trichet. Die EZB sei auch nicht gegen die beschlossene Einbeziehung des Internationalen Währungsfonds (IWF).


Bankentitel zählten zu den grössten Verlierern. Börsianer verwiesen auf Gerüchte, wonach internationale Geldinstitute im Interbankengeschäft Gelder abziehen und damit die Liquidität des griechischen Finanzsystems gefährden. Engagiert seien neben der Commerzbank vor allem einige britische Banken. Hinzu kommt der anhaltende Anstieg der Risikoprämien für griechische Staatsanleihen im Vergleich zur 10-jährigen Bundesanleihe. Neues Ungemach drohe von einer möglichen Abstufung der Kreditwürdigkeit einiger griechischer Banken, die die Ratingagentur Moody’s derzeit prüfe. In Athen sackten National Bank of Greece und Alpha Bank um jeweils über sieben Prozent ab. Als EuroStoxx-Schlusslicht verloren Societe Generale 3,14 Prozent auf 44,85 Euro. Unicredit verbilligten sich um 2,68 Prozent auf 2,18 Euro. In London ging es für Lloyds Banking Group um 2,95 Prozent auf 63 Britische Pence nach unten.


Bei den ebenfalls in London notierten Minen-Titel zeigte sich Xstrata mit einem Abschlag von 3,84 Prozent auf 1.265 Pence besonders schwach. Auch für Anleger im als konjunktursensibel geltenden Stahlsektor gab es nichts zu gewinnen: Die Papiere des weltgrössten Konzerns ArcelorMittal büssten 2,55 Prozent auf 33,845 Euro ein, und für die Titel des französischen Röhrenherstellers Vallourec ging es um 2,29 Prozent auf 153,55 Euro nach unten.


Aktien von Fluggesellschaften profitierten indes davon, dass British Airways (BA) und Iberia den Vertrag für ihre geplante Fusion unterzeichneten. In den USA finden derzeit zudem einem Pressebericht zufolge Fusionsgespräche zwischen US Airways und der UAL-Tochter United Airlines statt, was die gute Stimmung im Sektor zusätzlich stützte. BA-Titel stiegen mit plus 2,85 Prozent auf 244 Pence an die «Footsie»-Spitze, Iberia verteuerten sich als Favorit der Anleger im spanischen IBEX-35-Index um 1,94 Prozent auf 2,678 Euro. Beim Billigflieger Easyjet bescherten auch die im März gestiegenen Passagierzahlen den Aktien Kursgewinne von 1,14 Prozent auf 3,995 Pence.


Im Einzelhandelssektor sorgte Hennes & Mauritz (H&M) für Lichtblicke. Die schwedische Textilhersteller hatte im ersten Geschäftsquartal mehr als im Vorjahreszeitraum verdient und die Analystenerwartungen übertroffen. Die H&M-Titel sprangen in Stockholm um 5,46 Prozent auf 496,50 Schwedische Kronen nach oben. Unterdessen rechnet Grossbritanniens grösster Textilhändler Marks & Spencer nicht damit, dass Verbraucher in diesem Jahr wieder mehr Geld ausgeben werden. Die Konsumausgaben dürften in diesem Jahr ziemlich stabil bleiben, sagte Marks & Spencer-Chef Stuart Rose. Die Titel des Einzelhändlers rutschten an der Londoner Börse um 2,83 Prozent auf 369 Pence ab.


Überlegungen zu einem Börsengang der Brieftochter liessen die Aktien des niederländischen Logistikers und Paketdienstleisters TNT um 5,55 Prozent auf 22,815 Euro steigen. Auch Partnerschaften kämen für die Sparte in Frage, hatte TNT bei der Hauptversammlung mitgeteilt. Gleichzeitig erwägt der Konzern die Trennung von seinem Express-Geschäft. (awp/mc/pg/33)

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