EU-Verlauf: Etwas schwächer – Negative Vorgaben – Sorgen um Lehman

Allein Aktien der US-Investmentbank Lehman Brothers waren um 45 Prozent eingebrochen. Die als Interessent für einen Einstieg bei Lehman Brothers ins Spiel gebrachte staatlich kontrollierte Korea Development Bank (KDB) ist einem KDB-Sprecher zufolge indes wegen Meinungsverschiedenheiten aus dem Rennen.


Der europäische Leitindex EuroSTOXX 50 gab am Mittag um 0,70 Prozent auf 3.238,37 Punkte nach. Der STOXX 50 , der auch nicht in Euro notierte Standardwerte aus Europa enthält, verlor 0,77 Prozent auf 2.820,34 Zähler. Der französische CAC-40-Index büsste 0,33 Prozent auf 4.279,00 Punkte ein, der Londoner FTSE 100 gab 1,15 Prozent auf 5.353,10 Punkte ab.


Angesichts der Unsicherheit über die Zukunft der angeschlagenen US-Investmentbank Lehman Brothers und anhaltender Sorgen über den Finanzsektor fanden sich Finanztitel überwiegend auf den Verkaufszetteln der europäischen Börsianer. So lagen Credit Agricole mit minus 2,37 Prozent auf 14,40 Euro im Schlussfeld des EuroSTOXX 50. Auch im britischen «Footsie» zählte Old Mutual mit einem Abschlag von 3,57 Prozent auf 97,30 Pence als Finanzwert zu den Verlierern.


TOTAL gewannen indes 0,72 Prozent auf 44,50 Euro. Der französische Ölkonzern will seine Zwischendividende erhöhen und seine Investitionen weiter ausbauen. Die Gewinnausschüttung soll auf 1,14 Euro je Aktie steigen. Im Jahr zuvor hatte der Konzern einen Euro je Anteilsschein gezahlt. Ebenfalls in Paris legten Sanofi-Aventis nach einem Pressebericht über einen Führungswechsel 5,12 Prozent auf 49,93 Euro zu. Gerard Le Fur, Chef des Pharmakonzerns stehe auf Druck der Grossaktionäre Total und L’Oreal vor dem Rücktritt, berichtet die französische Zeitung «Les Echos». Wie die Zeitung weiter berichtet, soll Le Fur durch Chris Viehbacher von GlaxoSmithKline ersetzt werden. Branchenexperten begründeten den Kursanstieg mit der Hoffnung, dass durch die Verpflichtung des Amerika-Experten Viehbacher, Sanofi-Aventis die eigene Position in den USA verbessern könne.


Nokia zogen mit einer Premiere und einem Analystenkommentar Interesse auf sich. Der weltgrösste Handy-Hersteller hat seine erste Datendienst-Kooperation mit einem Mobilfunk-Anbieter in Nordamerika geschlossen. Mit der kanadischen Rogers Wireless sei ein Abkommen über Spiele und Navigation geschlossen worden, teilte Nokia am Mittwoch mit. Der finnische Konzern investiert massiv in Dienste rund ums Handy, um die Abhängigkeit vom reinen Geräteverkauf zu senken. Dazu hatte Nokia unter anderem für 8,1 Milliarden Dollar einen der beiden grossen Anbieter von digitalen Strassenkarten, Navteq, übernommen. Unterdessen senkte die West-LB ihr Votum für die Aktien von «Hold» auf «Reduce» und kappte das Ziel von 18,50 auf 13,30 Euro. Die Aktie zeigte sich mit 14,05 Euro unverändert.


Abermals gerieten Novartis mit Nachrichten zu Medikamenten in Bewegung und gewannen 0,50 Prozent auf 60,10 Schweizer Franken. Neue Daten einer Phase-II-Studie des Schweizer Pharmakonzerns haben bestätigt, dass der Produktekandidat «MenB» der erste Impfstoff zum Schutz von Kleinkindern gegen Meningitis-B werden könnte. Meningitis-B hatte 2006 einen Anteil von 72 Prozent an allen Meningitis-Fällen in Europa. Weltweit erkranken jährlich 20.000 bis 80.00 Menschen an Meningitis-B. Zudem gibt es neue Studiendaten zu einem Diabetes-Typ-2-Medikament von Novartis. Das Medikament Galvus zeigt gemäss Studiendaten in Kombination mit Metformin eine bessere Verträglichkeit bei Patienten mit Diabetes Typ 2 als andere oral verabreichte Arzneien.


Ebenfalls in der Schweiz verloren Richemont trotz Fünf-Monats-Zahlen über den Erwartungen 4,49 Prozent auf 61,70 Schweizer Franken. Der Luxusgüterkonzern steigerte in dem Zeitraum den Gruppenumsatz in Lokalwährungen prozentual zweistellig. Mit der Umsatzentwicklung von 18 Prozent in Lokalwährungen und einem Plus von 11 Prozent zu aktuellen Wechselkursen hat Richemont die Erwartungen der Analysten übertroffen. Sie gehen trotz der guten Aussichten für Richemonts Märkte aber von einer Verlangsamung des Wachstums aus.


Papiere der Credit Suisse stehen mit einem Pressebericht zur Pleite eines Schuldners im Blick. Einem Artikel der «Financial Times Deutschland» zufolge hat der Wohnimmobilienfonds Level One einen Insolvenzantrag gestellt. Der Fonds habe ein Volumen von rund 1,5 Milliarden Euro, grösster Gläubiger sei die Credit Suisse, so die Zeitung. Die Titel verloren 2,14 Prozent auf 52,55 Schweizer Franken.


Schliesslich brachten Analystenkommentaren Bewegung in eine Reihe von Titeln. Citigroup hat die Aktien der britische BG Group von «Hold» auf «Buy» angehoben. Am Dienstag gestand das Unternehmen das Scheitern der Übernahmeofferte für die australische Origin Energy ein. Die Aktien des britische Öl- und Gaskonzerns gewannen 0,48 Prozent auf 1.051,00 Pence. Morgan Stanley senkte indes das Kursvotum für Enterprise Inns von «Equalweight» auf «Underweight». Titel des Betreibers von Gaststätten fielen 6,23 Prozent auf 248,50 Pence. Desweiteren senkt Lehman Brothers Pearson von «Equalweight» auf «Underweight» und reduziert das Kursziel von 818 auf 715 Pence. Die Papiere des Medienkonzerns verloren 2,24 Prozent auf 675 Pence. Das Votum für Reed Elsevier indes hob Lehman Brothers von «Equalweight» auf «Overweight» und schraubte das Kursziel von 705 auf 777 Pence. Aktien des britisch-niederländischen Verlagskonzerns gaben 0,75 Prozent auf 599,00 Pence nach.


In Paris senkte Lehman Brothers die Einschätzung für Vivendi von «Overweight» auf «Equalweight» und reduzierte das Kursziel von 34,40 auf 31,50 Euro. Aktien des französischen Telekom- und Medienkonzerns verloren 1,30 Prozent auf 25,065 Euro. Die UBS minimierte das Kursziel für Electricite de France (EdF) von 110 auf 100 Euro, liess das Votum für Titel des französischen Energiekonzerns aber auf «Buy». Die Anteilsscheine drehten nach anfänglichen kleinen Gewinnen mit 2,79 Prozent auf 48,75 Euro ins Minus. (awp/mc/pg/18)

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