EU-Verlauf: Fest – Finanztitel besonders gefragt, Versorger schwächeln

Der europäische Leitindex EuroSTOXX 50 gewann am Mittag 1,70 Prozent auf 3.800,77 Punkte. Der STOXX 50, der auch Schweizer und britische Werte umfasst, zog um 1,85 Prozent auf 3.258,82 Zähler an. Der Euronext 100 gewann 1,73 Prozent auf 872,76 Punkte. In Paris verbesserte sich der CAC 40 um 2,08 Prozent auf 4.924,81 Punkte. Der Londoner FTSE 100 sprang um 1,87 Prozent auf 5.998,40 Zähler an.


Die Aussicht auf eine bevorstehende Rettungsaktion für AMBAC Financial, Branchenschwergewicht der krisengeschüttelten US-Anleiheversicherer, hatte am Freitag den Dow Jones Industrial Average (DJIA) aus dem Minus gerissen und zum Wochenauftakt laut Börsianern auch an den europäischen Aktienmärkten für Erleichterung gesorgt. Am Nachmittag dürften US-Konjunkturdaten für Bewegung sorgen. Hier stehen der Chicago Fed Index und der Verkauf bestehender Häuser auf dem Programm.


Insbesondere Banken- und Versicherungstitel profitierten mit deutlichen Kurszuwächsen. In Paris sprangen Credit Agricole um 7,12 Prozent auf 18,65 Euro an. Dexia Banque gewannen 5,73 Prozent auf 16,62 Euro und AXA legten um 3,26 Prozent auf 23,09 Euro zu. In Zürich verteuerten sich UBS um 3,59 Prozent auf 36,96 Schweizer Franken, HBOS gewannen in London 3,95 Prozent auf 671,00 Pence.


Hier sorgte ein Artikel der «Sunday Telegraph» zudem für Übernahmefantasie. Dem Bericht zufolge hat Lloyds TSB ein Auge auf Alliance & Leicester und Bradford & Bingley als mögliche Übernahmeziele geworfen. Lloyds TSB nahe Personen hätten am Samstag jedoch erklärt, dass entsprechende Pläne noch nicht formal diskutiert worden seien. Laut einem weiteren Bericht erwägt das Scheichtum Katar einen Einstieg bei der Royal Bank of Scotland (RBS) . RBS wird am Donnerstag mit Zahlen erwartet. Die Papiere kletterten um 7,21 Prozent auf 405,50 Pence. Alliance & Leicester gewannen 8,43 Prozent auf 535,00 Pence, Bradford & Bingley verteuerten sich um 7,96 Prozent auf 203,50 Pence.


Daneben standen Hammerson nach Zahlen mit einem Kursgewinn von 5,85 Prozent auf 1.121 Pence im Blick. Der Immobilienkonzern hat im Geschäftsjahr den Nettoinventarwert (NAV) trotz schwierigem Umfeld um 3 Prozent auf 15,45 Pfund je Aktie gesteigert. Die Steigerung im ersten Halbjahr von 9 Prozent ist durch einen Rückgang im zweiten Halbjahr um 5,5 Prozent jedoch deutlich verringert worden. Für die Zukunft zeigte sich das Unternehmen zuversichtlich. Die Deutsche Bank sah den bereinigten Gewinn je Aktie im zweiten Geschäftshalbjahr über den Erwartungen und beliess ihr Votum «Buy» und das Kursziel 1.400 Pence unverändert.


In Paris erholten sich Autotitel von der Kursschwäche am Freitag. Renault gewannen 2,70 Prozent auf 71,59 Euro, Peugeot zogen um 2,40 Prozent auf 52,02 Euro an. Lehman Brothers hat die Papiere in die Empfehlungsliste «European Recommended Portfolio» aufgenommen. Die Experten sehen den europäischen Automobilsektor zudem als «Overweight»-Position. Der scharfe Abschwung in den Gewinnschätzungen sei üblicherweise ein guter Kontraindikator, hiess es zur Begründung. Bedenken hinsichtlich abnehmender Nachfrage in den USA und Westeuropa seien in der Bewertung berücksichtigt.


Versorgertitel verzeichneten gegen den festen Trend Kursverluste. Electricite de France (EdF) rutschten um 2,48 Prozent auf 63,34 Euro, Iberdrola verloren 1,93 Prozent auf 9,63 Euro. Börsianer verwiesen auf abnehmende Konsolidierungsfantasien, die für einen Abzug von spekulativem Kapital sorgten. Am Vortag hat ein schottisches Regierungsmitglied der Zeitung «Cinco dias» gegenüber Widerstand gegen eine mögliche Iberdrola-Übernahme durch EdF angekündigt. Auch Union Fenosa und Gas Natural tendierten schwächer.


Roche Holding markierten in Zürich mit plus 4,28 Prozent auf 204,50 Schweizer Franken die Spitze des SMI. Börsianer verwiesen auf eine Entscheidung der US-Gesundheitsbehörde FDA, die dem Krebsmedikament Avastin gegen Brustkrebs im Rahmen eines beschleunigten Zulassungsentscheids vorerst grünes Licht gegeben und sich damit gegen eine Empfehlung eines Expertengremiums gestellt hat. Analysten zeigten sich von der Entscheidung für Avastin überrascht und werteten ihn positiv. Merrill Lynch nahm die Roche-Papiere in ihre «Most Preferred List» mit einem Votum von «Buy» beim Kursziel 210 Franken. Bank Vontobel hob das Kursziel von 245 auf 250 Franken.


In Wien gewannen Voestalpine-Papiere 3,80 Prozent auf 43,70 Euro. Der österreichische Stahlkonzern hat in den ersten neun Monaten 2007/08 etwas bessere Ergebnisse erzielt als von Analysten erwartet. Analyst Klaus Kueng von der Raiffeisen Centrobank sprach zudem von einem sehr starken Auftragseingang im vierten Quartal bei der übernommenen Böhler Uddeholm. (awp/mc/ps)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert