EU-Verlauf: Leichter – schwache Banken nach Obama ziehen Markt runter

Angesichts der schlechten Vorgabe der Überseebörsen und auch wegen der Erwartung einer nur sehr geringen Erholung zum Start an der Wall Street, kann sich der Markt laut Händlern nicht erholen. In diesem Umfeld helfe auch die Stabilisierung des Euro dem Markt nicht. Bankenwerte stehen mit den Plänen von US-Präsident Barack Obama, den Banken stärker die Zügel anzulegen, im Fokus und das sorgt für Unsicherheit. Das zeige auch der Volatilitätsindex von EuroSTOXX-Optionen, der als Barometer für die Unsicherheit gilt, sprang in dieser Woche vom Tief um mehr als dreissig Prozent hoch.


Das Banken-Branchenbarometer STOXX600 Banks war mit minus 1,91 Prozent auf 212,28 Punkte der europaweit schwächste Sektorindex. Die Obama-Pläne, sowohl die Grösse der Banken als auch das Ausmass risikoreicher Geschäfte zu begrenzen, hatten bereits an der Wall Street für heftige Verluste in der Branche gesorgt. Analysten sehen auch negative Einflüsse für die europäischen Vertreter: «Auch wenn diese noch nicht direkt im Visier stehen und von den US-Plänen auch nicht direkt betroffen sind, wirkt sich die Entwicklung auf den Sektor in Europa aus», hiess es von den UBS-Analysten.


JPMorgan sieht durch die Pläne Obamas insbesondere Investmentbanken unter Druck, die Unsicherheit in diesem Segment bleibe ein deutliches Risiko. Sie ziehen daher weiterhin Aktien der Geschäftsbanken vor. Das spiegelt sich auch klar im Kursbild in Europa wieder, betonten Börsianer. Aktien der Deutschen Bank, die von einem Händler als das Institut mit dem stärksten Fokus auf dem Investmentbanking und auch dem US-Geschäft eingestuft wurde, büssten am EuroSTOXX-Ende 4,28 Prozent auf 44,989 Euro ein, ING Groep verbilligten sich um 3,74 Prozent auf 6,641 Euro. In London rutschten Barclays-Aktien um 4,45 Prozent auf 270,25 Pence ab, Credit Suisse fielen um 5,37 Prozent auf 47,60 Franken.


Auch die Börsenbetreiber gerieten aufgrund der eingetrübten Nachrichtenlage unter Druck: Im EuroStoxx50 verloren Deutsche Börse um 3,59 Prozent auf 50,69 Euro ab, die London Stock Exchange büsste im «Footsie» 3,67 Prozent auf 669,00 Pence ein. Da auch der Eigenhandel beschränkt werden soll, sagte ein Händler, rutschten auch die Börsenbetreiber mit ab. Die Analysten von Merrill Lynch bestätigten in einem aktuellen Kommentar zur Deutschen Börse, dass rund 20 Prozent der Umsätze auf dem Eurex-System dem Eigenhandel der Banken zuzurechnen sind. Die Hälfte hiervon tätigten grosse institutionelle Anleger, die direkte Mitglieder der Börsenplattform sind.


Telekomwerte zählten dagegen nach den jüngsten Kursverlusten zu den Favoriten. Telecom Italia standen mit einem Kursplus von 3,72 Prozent auf 1,0590 Euro an die Spitze des EuroStoxx 50 . Händler sprachen von neuerlicher Übernahmefantasie, die von einem Presseartikel ausgelöst worden sei. Einem Börsianer zufolge berichtet die Zeitung «La Repubblica» unter Berufung auf Angaben der Webseite Dagospia, dass die Investmentbank Mediobanca die Einrichtung einer Holding für die spanischen Unternehmen Telefonica und Criteria plane, die dann ein Übernahmeangebot für den italienischen Telefonkonzern abgeben könnte. (awp/mc/ps/16)

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