EU-Verlauf: Sehr schwach – Britisches Rettungspaket hilft kaum

So brach der EuroSTOXX 50 gegen Mittag um 5,68 Prozent auf 2.715,99 Zähler ein. Im Verlauf war der europäische Leitindex bis auf 2.635 Punkte eingebrochen und hatte damit ein neues Tief seit August 2004 markiert. Der STOXX 50 büsste 5,43 Prozent auf 2.390,07 Zähler ein. Der französische CAC-40-Index sackte um 4,87 Prozent auf 3.550,41 Punkte ab – hier wurde sogar zeitweise der Handel aufgrund massiver Ausverkäufe in zahlreichen Aktien angehalten. Der Londoner FTSE 100 rutschte um 4,35 Prozent auf 4.404,91 Punkte.


Die Regierung in London hat ein Rettungspaket von mindestens 50 Milliarden Pfund (65 Milliarden Euro) für britische Banken angekündigt. Diese Finanzspritze soll den acht grössten Banken und Bausparkassen Grossbritanniens zugutekommen, berichtete die BBC. Im Gegenzug erhalte die Regierung Vorzugsaktien dieser Finanzinstitute. Ausserdem werde die Zentralbank weitere 200 Milliarden Pfund (258 Milliarden Euro) an kurzfristigen Krediten zur Verfügung stellen, um die Liquidität der Banken zu garantieren. Händler und Analysten zeigten sich hin- und hergerissen. «Es ist ein nützlicher Schritt, aber dass es keine Details über die genaue Höhe der jeweiligen Kapitalspritzen gibt, ist eine Enttäuschung», sagte ein Analyst. «Wir haben ein bisschen mehr bekommen, als wir erwartet haben», sagte ein anderer Marktteilnehmer.


«Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt» – dies beschrieb denn auch am treffendsten die Reaktion britischer Banken am Mittwoch auf das angekündigte Rettungspaket der Regierung. HBOS katapultierten sich mit plus 45,21 Prozent auf 136,50 Pence an die Spitze im «Footsie» – hier wurden zeitweise Gerüchte laut, wonach sich HBOS dank des Rettungspakets womöglich aus der Übernahme durch Lloyds TSB Group zurückziehen könne. Allerdings habe HBOS bereits dementiert, die Übernahme verlaufe nach Plan, hiess es am Markt. Unterdessen sackten Barclays um 10,18 Prozent auf 256,00 Pence ab. Royal Bank of Scotland (RBS) begaben sich auf Berg- und Talfahrt und gewannen zuletzt 16,11 Prozent auf 104,50 Pence.


Die Branchenkollegen auf dem Festland konnten von der Ankündigung des Rettungspakets nicht profitieren und wurden von der allgemein weiter sehr angespannten Stimmung für Finanztitel nach unten gezogen. So verloren ING Groep 9,77 Prozent auf 12,93 Euro, für UniCredit ging es um 10,26 Prozent auf 2,51 Euro runter. Societe Generale büssten 7,86 Prozent auf 55,78 Euro ein und Santander fielen um 5,66 Prozent auf 10,66 Euro.


Zu den schwächsten Werten zählten unterdessen auch rohstoffsensible Titel. ArcelorMittal brachen um 10,85 Prozent auf 24,82 Euro ein. Der weltgrösste Stahlkonzern erwartet wegen der Finanzkrise zwar nur einen vorübergehenden Rückgang der Stahlnachfrage in Europa. Nach Ansicht des japanischen Stahlherstellers Nippon Steel wird die weltweite Stahlnachfrage im kommenden Jahr aber deutlich langsamer wachsen. Unterdessen hat die Credit Suisse das Kursziel für die Titel von 100 auf 64 Euro gesenkt, an der Einschätzung «Outperform» aber festgehalten.


Ein verpatzter Auftakt der US-Berichtssaison mit enttäuschenden Zahlen des Aluminiumkonzerns Alcoa sorgte bei den Minenwerten in London für Verluste. So rutschten Kazakhmys um 12,21 Prozent auf 363,00 Pence ab, für BHP Billiton ging es um 6,72 Prozent auf 1.014,00 Pence runter. Auch die Branchenkollegen wie Xstrata oder Rio Tinto kamen massiv unter Druck. Alcoa hat wegen sinkender Nachfrage und höherer Kosten einen unerwartet starken Gewinneinbruch erlitten und drosselt nun die Produktion.


Sainsbury brachen nach einem Zwischenbericht um 13,42 Prozent auf 272,50 Pence ein. Die bereinigten Umsatzzahlen des britischen Einzelhändlers zum zweiten Quartal lagen Händlern zufolge zwar am oberen Ende der Markterwartungen. Allerdings bleibe das Umfeld «extrem herausfordernd», teilte Sainsbury mit. In der Schweiz hielten sich unterdessen Givaudan nach Umsatzzahlen und einem bestätigten Ausblick mit minus 2,48 Prozent auf 863,50 Franken besser als der Gesamtmarkt. (awp/mc/ps/20)

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