EZB-Präsident Trichet lehnt starke Zinssenkungen wie in den USA ab

Dies erklärte Trichetvor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments in Brüssel. In London warnte der britische Notenbankchef Mervyn King vor Inflationsgefahren in seinem Land und wies ebenfalls Zinssenkungen wie in den USA zurück. Die EZB hält den wichtigsten Leitzins vor allem wegen der hohen Inflation im Eurogebiet bei 4,0 Prozent stabil. Die Teuerungsrate liegt wegen hoher Energie- und Nahrungsmittelpreise bei über 3 Prozent. Trichet sagte: «Die Bürger sind mit der heutigen Inflation nicht zufrieden.» Auf mittlere Sicht seien die Inflationsrisiken gestiegen, warnte er zugleich.


«Herdenverhalten»
Im Zusammenhang mit der Finanzmarktkrise pochte der EZB-Chef auf Transparenz. Wo sie fehle, komme es zu «Herdenverhalten», dass dann zu Turbulenzen an die Märkten auslöse. «Finanzinstitutionen müssen ihre Anstrengungen verstärken, um die Risiken zu bewältigen, die vor ihnen liegen können», sagte Trichet. Zentralbanken auf mehreren Kontinenten pumpten in den vergangenen Monaten zusätzliche Liquidität in die Geldmarkt, um deren Austrocknen zu verhindern.


Starke Wechselkursschwankungen unerwünscht
Trichet wiederholte die Formel des EU-Gipfels von vor zwei Wochen, wonach starke Wechselkursschwankungen für das Wirtschaftswachstum unerwünscht sind. Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten sich bei ihrem Brüsseler Treffen am 13. und 14. März in beispielloser Weise besorgt über die Schwäche des US-Dollars und den Höhenflug des Euro gezeigt. Der Euro stieg am Mittwoch in Frankfurt auf 1,5710 US-Dollar.


Wind wird rauher
Die EU-Kommission sieht keinen Anlass, ihren Konjunkturausblick für das Eurogebiet wegen der Finanzmarktturbulenzen nach unten zu korrigieren. «Der Wind wird rauher», räumte die Behörde aber ein. «Und die Folgen bekommt der Euroraum trotz seiner soliden wirtschaftlichen Eckdaten allmählich zu spüren», resümierte EU-Währungskommissar Joaquín Almunia. Seine Behörde erwartet für das laufende Jahr im Eurogebiet unverändert ein Wirtschaftswachstum im Eurogebiet von 1,8 Prozent.


Der britische Notenbankchef King sprach sich gegen starke Zinssenkungen in Grossbritannien aus. Es bestehe keine Notwendigkeit von «aggressiven» Zinsschritten nach dem Vorbild der US-Notenbank. Allerdings stellte er fest, dass die führenden Notenbanken der Welt es bisher nicht geschafft haben, die Krise an den Kapitalmärkten in den Griff zu bekommen. Die koordinierte Aktion von führenden Zentralbanken im März habe bisher nicht den gewünschten Erfolg gezeigt. Langfristig benötige der Bankensektor weiteres Kapital. (awp/mc/pg)

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