Feintool-CEO Reto Hartmann: «Der Handlungsbedarf war sehr gross»


Nachdem Feintool in den letzten Jahren ein Tief durchschritt, geht es nun aufwärts. Reto Hartmann ist daran, den Betrieb zu restrukturieren und die Marktposition zu festigen. Im Moneycab-Interview sagt er, wie er die Stärken von Feintool nutzen will.

Von Lukas Schweizer

Moneycab: Herr Hartmann, Sie sind seit Jahresbeginn CEO bei Feintool, wie haben Sie die ersten Monate erlebt?
Reto Hartmann: Die ersten Monate waren sehr intensiv, denn es gibt viele Dinge, die wir ändern müssen. Aber es war gleichzeitig eine ungemein befriedigende Arbeit, die mir sehr viel Freude bereitet.

Sie haben an der Konferenz gesagt, der Handlungsbedarf sei grösser, als Sie erwartet haben. Was waren die dringendsten Dinge, die Sie ändern mussten?
Die Struktur von Feintool war sehr kompliziert. Dies hatte zur Folge, dass das Unternehmen fast nicht mehr in der Lage war, Kundenanfragen schnell zu erledigen. Wir haben jetzt eine Struktur geschaffen, die es uns ermöglicht, in fast der Hälfte der früher benötigten Zeit die Aufträge zu erledigen. Es wurden verschiedene einzelne Einheiten zusammengelegt und dadurch haben wir wieder eine Struktur, die es uns erlaubt schnell zu reagieren.

Diese Wandlung schlägt sich bereits in den Zahlen nieder. Der Umsatz ist gewachsen und es resultiert im ersten Halbjahr ein kleiner Gewinn. Ist Feintool aus der Krise raus?
Ich glaube, Feintool hat die Krise definitiv überwunden. Aber, wichtiger ist, dass Feintool wieder auf einem guten Weg ist. Das Turnaroundmanagement eines Technologiebetriebs braucht in etwa zwei Jahre – es muss also noch etwas Geduld aufgebracht werden.

Was macht Sie so zuversichtlich, dass es wieder aufwärts geht?
Alle Indikatoren die wir haben weisen darauf hin. Sei es die grössere Mitarbeiterzufriedenheit, seien es die positiven Kundenreaktionen, die steigenden Bestellungseingänge, die Ratings der grossen Abnehmer, die gesteigerte Produktivität oder das Absetzen von der Konkurrenz. All dies sagt uns, dass wir auf einem guten Weg sind.

Sie geben Ihre Prognosen für das ganze Fiskaljahr nicht gerne in Zahlen an. Die etwa 450 Millionen Franken Umsatz konnten Ihnen entlockt werden. Das würde heissen, etwa das Doppelte vom Halbjahresumsatz. Gilt das auch für den Gewinn?
Vielleicht stimmt Ihre Prognose. Aber was sicher ist, wir werden auf gleicher Basis signifikant mehr Gewinn machen als im letzten Geschäftsjahr. Es wird einen schönen schwarzen Reingewinn geben und wir werden auch eine Dividende auszahlen – so sieht es zumindest im Moment aus.

Nach dem IPO ist Feintool stetig gewachsen, es wurden Unternehmen akquiriert. Was kaufen Sie als nächstes?
Unserer Grundmeinung zu Folge möchten wir nicht mit Akquisitionen wachsen. Ausserdem sind wir in den meisten Betätigungsfeldern in einer guten Marktposition, wir haben also die Fähigkeit aus eigener Kraft intern zu wachsen – und das wollen wir tun. Es kann aber sein, dass wir aus strategischen Gründen etwas kaufen oder begleiten; das Schwergewicht liegt aber nicht auf Akquisitionen. Es gilt jetzt vielmehr zu integrieren war akquiriert wurde, Geld zu verdienen und eine gesunde Bilanz zu erhalten. Das ist mir viel wichtiger.


Reto Hartmann 
CEO der Feintool Gruppe
 
Reto Hartmann ist seit dem 1. Januar 2004 CEO der Feintool-Gruppe. Der 46-Jährige ist Schweizer, lic. jur. und Familienvater von vier Kindern. Vor seinem Engagement bei Feintool war Hartmann fünf Jahre CEO der Berner Valora-Gruppe.

Bei der Valora wurde Hartmann Mitte Juni 2003 vom Verwaltungsrat per sofort freigestellt, es wurden ihm gravierende Kompetenzüberschreitungen vorgeworfen. Hartmann habe ohne Wissen des VR mit der brasilianischen Investorgruppe GPI eine Firmenübernahme unter Beteiligung des Managements vorbereitet.

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