Genolier: Hansjörg Wyss will nicht in den VR

Dies teilte die Aktionärsgruppe am Montag mit. Man habe sich in den vergangenen Wochen intensiv bemüht, sowohl ein starkes Konzept für die Zukunft der Gruppe zu entwickeln wie auch eine einvernehmliche Lösung mit den zwei amtierenden Verwaltungsräten zu finden. «Da jedoch offensichtlich trotz intensiver Bemühungen keine Einigung mit den amtierenden Verwaltungsräten Zerkowski und Schröder möglich scheint und damit eine einvernehmliche GV in Frage gestellt ist, wird Hansjörg Wyss in Absprache mit der Aktionärsgruppe am 6. September nicht für eine Zuwahl in den Verwaltungsrat zur Verfügung stehen», begründet die Aktionärsgruppe die Absagte von Wyss.


Hoffen auf einvernehmliche Lösung
Man bringe Herrn Wyss das volle Verständnis dafür entgegen, dass er sich angesichts der anhaltenden Spannungen vorerst nicht engagieren wolle. Die übrigen von der Gruppe Hubert/Lincoln Vale zur Wahl in den VR vorgeschlagenen Namen bleiben unverändert. Es sind dies Antoine Hubert, Raymond Loretan, Antoine Kohler (ehemalige Verwaltungsräte), Cedric George (Klinik zur Pyramide), Christian Le Dorze (Président Vitalia) und Hank Boot (Lincoln Vale). Hubert/Lincoln Vale geben in der heutigen Mitteilung erneut ihrer Hoffnung Ausdruck, eine einvernehmliche Lösung mit den zwei amtierenden Verwaltungsräten zu finden.


Ausbau auf bis zu 12 Kliniken geplant
Antoine Hubert und Lincoln Vale, die gemeinsam 30% der Aktien an Genolier halten, haben sich bereits Ende Juli auf ein gemeinsames Vorgehen zur «Restabilisierung und zur Sicherstellung der erfolgreichen Fortsetzung der Wachstumsstrategie» geeinigt. Gemäss einer Mitteilung von Anfang August ist geplant, die Gruppe über die nächsten 2 bis 3 Jahre von heute 6 auf vorerst 10 bis 12 Kliniken auszubauen. Dabei solle die Privatspitalgruppe eine Umsatzgrösse von 350 Mio CHF erreichen. Für 2010 wird noch ein Umsatz von 200 Mio CHF in Aussicht gestellt.


Mittelzufluss von 50 bis 60 Mio CHF angestrebt
Die entsprechenden Optimierungs- und Pipeline-Projekte seien vorhanden und die Kontakte mit zur Genolier-Gruppe passenden Kliniken in der ganzen Schweiz etabliert, hiess es damals weiter. Ein wichtiger Partner soll in Zukunft die französische Vitalia-Gruppe sein. Die Massnahmen, welche die Aktionärsgruppe für die Realisierung des Wachstums vorschlägt, sind Kapitalerhöhungen, welche «in jedem Fall unter der Gewährung des vollen Bezugsrechts für die bestehenden Aktionäre erfolgen». Um die Verdoppelung der heutigen Geschäftsgrösse zu erreichen und solide zu finanzieren, werde ein Mittelzufluss von rund 50 bis 60 Mio CHF angestrebt. Die entsprechenden Investitionsprojekte sollen der Generalversammlung durch den Verwaltungsrat nach seiner Wahl vorgestellt werden.


Etappensieg für Gruppe Hubert/Lincoln Vale
Erst am vergangenen Freitag hat die Gruppe Hubert/Lincoln Vale vor dem Waadtländer Kantonsgericht einen Etappensieg errungen. Das Gericht habe auf Antrag von Hubert die geplante Kapitalbeschaffung erneut superprovisorisch eingeschränkt, teilte die Westschweizer Spitalgruppe am Freitag mit. Die Ausgabe von Aktien aus genehmigtem Kapital sei verboten worden. Und die Ausgabe von Aktien aus bedingtem Kapital sei ebenfalls an einschneidende Restriktionen geknüpft worden. Damit habe das Waadtländer Kantonsgericht seinen eigenen Entscheid vom 5. August umgestossen. Damals hatte es die superprovisorisch verfügte Beschränkung der Kapitalbeschaffung aufgehoben.


Führung im Juni 2010 abgesetzt
Bleibt der Gerichtsbeschluss bestehen, droht die Kapitalbeschaffung zu platzen, die der neue Verwaltungsrat – bestehend aus Hans-Reinhard Zerkowski und Michael Schröder – plant. Das Gremium hatte am 10. Juni die damalige Führungsriege der Spitalgruppe um Verwaltungsratspräsident Raymond Loretan und Direktor Antoine Hubert abgesetzt. Hubert seinerseits will die ausserordentliche Generalversammlung vom 6. September als Bühne für seine Rückkehr an die Schalthebel der Macht in der Klinikgruppe nutzen. Er fürchtet aber offenbar, dass mit einer Kapitalerhöhung seine Stimmkraft beschnitten werden könnte. Deshalb fordert er, dass Kapitalerhöhungen nur unter vollem Bezugsrecht für alle Aktionäre erfolgen dürften.


Grabenkrieg verschärft
In den letzten Tagen hatte sich der Grabenkrieg verschärft: Der Verwaltungsrat reichte bei der Bundesanwaltschaft eine Strafanzeige gegen Hubert ein: Dieser soll ausländische Amtsträger bestochen zu haben, um Patienten für die Kliniken zu gewinnen. Hubert weist die Vorwürfe von sich. Gleichzeitig stellten sich sechs leitende Ärzte und gegen den verbliebenen Verwaltungsrat: Sie wollen neue Leute im VR und eine langfristig tragfähige Führungsstruktur. Auch in der operativen Führung kommt es zu einem Bruch. Finanzchef Beat Röthlisberger hat auf Mitte Februar 2011 gekündigt. (awp/mc/ps/22)

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