Geoffrey Scott, CEO der Uster Technologies

Von Christa Spoerle

Moneycab: Herr Dr. Scott, welche Veränderungen hat der Börsengang von Oktober 2007 für Sie persönlich gebracht, was für das Unternehmen?


Dr. Geoffrey Scott: Für mich persönlich, das Management und das ganze Team von Uster Technologies war der Börsengang ein grosser Erfolg, ein stolzer Moment. Der IPO war sozusagen die Krönung der Entwicklung in den vergangenen fünf Jahren. Da haben wir es nach dem Management Buy-Out  geschafft, unser Unternehmen zu einem wichtigen Partner für unsere Kunden, zum Marktführer und einem finanziell sehr gesunden Unternehmen zu entwickeln. Heute sehen wir uns in der Lage, dank grösserer finanzieller Transparenz und Flexibilität unsere Stärken zum Tragen zu bringen und unsere Marktführerschaft ausbauen zu können. Wir haben uns deshalb zum Ziel gesetzt, im mittleren Marktsegment zu expandieren und damit ein langfristig rentables Wachstum in Asien anzustreben. 



«Heute entwickeln und produzieren wir  die Produkte für den chinesischen Markt vor Ort. Unsere Pläne zum Ausbau der Präsenz in China sind auf gutem Wege. Zwei in Suzhou entwickelte Produkte konnten beispielsweise bereits mit grossem Erfolg lanciert werden.» Dr. Geoffrey Scott, CEO der Uster Technologies


Ihre Homepage besitzt einen britisch-chinesischen Touch, ist das bereits richtungweisend für ihr Unternehmen?


China ist heute einer unserer Kernmärkte. Wir haben uns bereits bei Gründung der Uster Technologies 2003 zum Ziel gesetzt, Marktchancen zu nutzen, die uns Wachstum versprechen. Entsprechend haben wir unsere Verkäufe im chinesischen Markt sukzessive, aber deutlich, ausgeweitet und als wichtigen strategischen Schritt unser drittes Technologie Zentrum in Suzhou, in der Nähe von Shanghai, eröffnet. Heute entwickeln und produzieren wir  die Produkte für den chinesischen Markt vor Ort. Unsere Pläne zum Ausbau der Präsenz in China sind auf gutem Wege. Zwei in Suzhou entwickelte Produkte konnten beispielsweise bereits mit grossem Erfolg lanciert werden. Weitere neue Produkte für den chinesischen Markt sind in der Pipeline. 


Welche Bedeutung besitzt der Standort Schweiz/Uster  für Uster Technologies ausser der Geschichte?


Uster  ist der Hauptsitz unseres Unternehmens und ein wichtiges Technologie Zentrum. In Uster werden die anspruchsvollen Technologien der Garnprüfung für den weltweiten Einsatz  entwickelt. Hier finden auch die weltweiten Benchmark-Tests für den gesamten Industriezweig, die «Uster Statistics»,  statt. Dazu gesellt sich der ausgezeichnete Ruf, den Schweizer Unternehmen für ihre qualitativ sehr hochstehenden Produkte geniessen. Dieses Renommee festigt natürlich auch unsere Stellung als weltweiter Marktführer für Qualitätsprüfsysteme in der Textilbranche. Uster ist für uns deshalb nicht nur Standort sondern ein Markenzeichen. Unsere Kunden begeistert es stets, wenn sie unser Unternehmen in Uster besuchen.
 
Die weltweite Konjunktur ist durch die Finanzkrise und die Rohwarenhausse in Mitleidenschaft gezogen, welche Auswirkungen hat dies auf Uster Technologies?


Natürlich spüren wir konjunkturelle Einflüsse, genau gleich wie andere Unternehmen. Unsere Kunden reagieren auf die verlangsamte Nachfrage ihrer Endkunden und passen konsequenterweise ihre Investitionspläne an. Die ganze Branche, auch die Schweizer Textilmaschinenindustrie, spürt den Nachfragerückgang und investiert weniger. Da unsere Kunden aber gerade in schwierigen Zeiten grösseres Gewicht auf Qualität und Kostensenkungen legen,  ist die Nachfrage nach unseren Qualitätsprüfungssystemen ungebrochen. Unser Nachfragerückgang entspricht daher nicht demjenigen bei Textilmaschinenherstellern. 



«Wir erwarten, dass die EBITA-Marge das prognostizierte Niveau von 26-28% des Umsatzes beibehält. Das Nettoergebnis wird jedoch aufgrund des Wegfalls von Sonderkosten aus dem IPO 2007 deutlich höher ausfallen.»


Können Sie an ihren Zielen mit einer EBIT-Marge von 26-28% und ein Umsatzwachstum im hohen einstelligen Bereich für  2008 festhalten?


Uster wird auch 2008 starke Resultate abliefern, obwohl uns der konjunkturelle Gegenwind ins Gesicht bläst. Aber wie erwähnt, sind wir davon weniger stark betroffen als die Textilmaschinenhersteller, weil unser Geschäft anders ist. Falls nicht eine unerwartet starke Verschlechterung der konjunkturellen und politischen Weltlage eintritt,  wird unser Umsatz im laufenden Jahr nur unwesentlich unter dem hohen Vorjahresergebnis liegen. Wir erwarten, dass die EBITA-Marge das prognostizierte Niveau von 26-28% des Umsatzes beibehält. Das Nettoergebnis wird jedoch aufgrund des Wegfalls von Sonderkosten aus dem IPO 2007 deutlich höher ausfallen. Unsere flüssigen Mittel werden uns, wie angekündigt, erlauben, unsere Bilanz weiter zu stärken und eine Dividende in der Höhe in von 30-50% des Nettoergebnisses auszuschütten.


Mittelfristig haben Sie sich sehr konservative Ziele gesetzt mit einem jährlichen Wachstum von 3-5%, unter welchen Bedingungen würden Sie Ihre Prognosen anheben?


Die derzeitigen Verhältnisse der Märkte und der Weltwirtschaft sind schwierig. Deshalb ist unser Ausblick konservativ. 


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Welches sind ihre wichtigsten Strategien für die einzelnen Marktsegmente ihrer Produkte?


Wir wollen unsere Kernkompetenzen ausbauen, um unsere führende Stellung im Hochqualitätsbereich und unseren technologischen Vorsprung zu festigen. Zugleich wollen wir im mittleren Marktsegment weiter expandieren, um im Zuge der anhaltenden Verlagerung der Nachfrage nach unseren Produkten nach Asien ein langfristig gewinnträchtiges Wachstum zu sichern.


In welchen Regionen erwarten Sie das deutlichste Nachfragewachstum für ihre Produkte?


Indien und China, eigentlich der gesamte südostasiatische Raum, werden weiterhin zu den Top-Performern gehören. Dem Halbjahresbericht 2008 können Sie entnehmen, dass 61,9% der gesamten Verkäufe aus Asien stammen (59,1% im Vorjahr). In Europa und Nordamerika liegen die entsprechenden Werte bei 27,0% (29,1%) bzw. 11,1% (11,8%). Daran können Sie die Verlagerung der Textilproduktion in Tieflohnländer erkennen sowie die Wachstumsabsichten unserer Gruppe im rasch wachsenden chinesischen Markt. Dort werden ir vermehrt neue Produkte im mittleren Preissegment anbieten, um die Chancen im rasch wachsenden lokalen chinesischen Markt zu nutzen.



» Derzeit konzentrieren wir uns auf organisches Wachstum, durch zahlreiche Initiativen vor allem in China unterstützt. Akquisitionen betrachten wir opportunistisch»


Ziehen Sie eine Ausdehnung ihrer Vertriebs- und Serviceorganisation in Betracht, sogar der Technologiezentren?


Wir besitzen in allen unseren Kernmärkten Verkaufs- und Service-Zentren. Bei zusätzlichen Wachstumschancen würden wir eine weitere Expansion in Erwägung ziehen. 


Denken Sie an Akquisitionen, oder ziehen Sie es vor organisch zu wachsen?
 
Derzeit konzentrieren wir uns auf organisches Wachstum, durch zahlreiche Initiativen unterstützt. Akquisitionen betrachten wir opportunistisch.


Werden Sie die Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf absehbare Zeit auf dem Niveau von 10% des Bruttoumsatzes halten?


Ja, unsere Schlüsselaktivitäten zielen darauf ab, technologischer Marktführer zu bleiben. Schliesslich erwarten unsere Kunden Innovationsfreude. Unser Geschäft lebt von Innovation und deshalb müssen wir das Investitionsniveau hoch halten.
 
Die Aktien von Uster Technologies haben sich seit dem Börsendebüt unterdurchschnittlich entwickelt, was erwarten Sie für den weiteren Verlauf des Jahres?


Die derzeitigen Turbulenzen an den Börsen erschweren eine Voraussage über die künftige Kursentwicklung beträchtlich. Aber wir verfügen über eine starke fundamentale Geschäftsbasis. Und unser Management verfolgt konsequent unsere vielversprechenden Strategien, so dass wir eine finanzielle Performance ausweisen können, die den Markt und die Investoren überzeugen wird.




Zur Person
Geoffrey Scott, Jahrgang 1954, ist britischer Staatsbürger. Er erwarb einen Biochemie-Abschluss der Universität in Liverpool und promovierte an der Universität in Nottingham, ebenfalls im Fach Biochemie. Seit 2003 ist er Mitglied des Verwaltungsrates und CEO der Uster Technologies AG. Zwischen 1999 und 2003 war er CEO der Unternehmensdivision Zellweger Uster von Zellweger Luwa AG, Uster. Vorher bekleidete er leitende Managementpositionen bei Kevex Instruments, Fisons plc (Unternehmensbereich Wissenschaftliche Instrumente) und Beckman Instruments.


Zum Unternehmen
Die Uster Gruppe ist ein führender Hersteller von Produkten für die Qualitätskontrolle in der Textilindustrie. Die Gruppe bietet technologisch anspruchsvolle Systeme und Dienstleistungen an, welche die Herstellung von Produkten in optimaler Qualität auf jeder Stufe der Textilverarbeitung gewährleisten; von der rohen Textilfaser wie Baumwolle, Wolle oder synthetischen Garnen bis zum fertigen Gewebe. Uster Technologies legt Qualitätsstandards fest, die als Grundlage für den globalen Handel mit Textilprodukten dienen. Die Gruppe mit Hauptsitz in Uster ist mit ihren Technologiezentren in Uster (Schweiz), Knoxville (USA) und Suzhou (China) sowie einer ausgedehnten Vertriebs- und Serviceorganisation weltweit in den wichtigsten Textilmärkten vertreten. Im Geschäftsjahr 2007 erwirtschaftete die Uster Gruppe mit etwa 530 Mitarbeitenden einen Bruttoumsatz von CHF 187 Mio. und einen Betriebsgewinn (EBITA) von CHF 52 Mio.

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