Gottfried Weber, Direktionspräsident der SZKB

von Patrick Gunti


Herr Weber, ein für die Finanzwelt ereignisreiches Geschäftsjahr 2008 hat die Schwyzer Kantonalbank SZKB mit einem um 1,5 % höheren Gewinn von 73,6 Mio. Franken abgeschlossen. Der Bruttogewinn verringerte sich hingegen um 26, % auf 107,50 Mio. Franken. Die Bilanzsumme stieg um 9,3 % auf 11,5 Mrd. Franken. Wie werten Sie das Resultat generell?


Wir sind mit dem Ergebnis 2008 insgesamt zufrieden, weil wir im Kerngeschäft (Zinsensaldo und Kommissionsergebnis) gut gearbeitet und zudem sowohl Kosten als auch Risiken im Griff haben. Somit hielten sich die durch die kollabierenden Börsen auf den bankeigenen Wertschriften ausgelösten Kurseinbussen in Bezug auf das Gesamtergebnis in Grenzen. Bedeutungsvoll für die Zukunftssicherung erscheinen mir die Gewinnung von 10’000 Neukunden und von Nettoneugeld (inkl. Wertschriften) in der Grössenordnung von CHF 1,4 Mrd.


Wie beschreiben Sie das Umfeld, in dem sich die SZKB im vergangenen Jahr bewegt hat?


Das Umfeld möchte ich mit den Begriffen «Finanzmarktturbulenzen bewirken allgemeine Vertrauenskrise», «Kundengeldschwemme bei SZKB», «anhaltend attraktiver Standortkanton Schwyz» und «harter Kampf um Marktanteile im Finanzierungsgeschäft» umschreiben. Dank klaren Kriterien und einer Portion Glück blieb die Bank vor Emittentenausfällen verschont.


Die Kundengelder sind um markante 18,2 % auf 7,9 Mrd. Franken angestiegen. Wie stark hat die SZKB dabei von der Krise bei den Grossbanken profitiert und von welcher weiteren Entwicklung gehen Sie in diesem Bereich aus?


Natürlich hat die SZKB aufgrund ihrer grundsoliden Verfassung von der Finanzmarktkrise profitiert. Die weitere Entwicklung hängt ganz wesentlich von der Stabilität und der Vertrauenssituation im Bankenmarkt ab. Für uns heisst es, die neu gewonnenen Kunden durch Leistung und Kompetenz an die SZKB zu binden.


«Die Zinsmarge ist erneut unter Druck geraten, weil der Kampf um Marktanteile im Finanzierungsgeschäft in einer nie dagewesenen Härte geführt wurde.»


Die Kundenausleihungen nahmen erneut deutlich zu ? um 4,3 % auf 9,38 Mrd. Franken. Welchen Einfluss hatte der anhaltende Preisdruck auf die Zinsmarge?


Die Zinsmarge ist erneut unter Druck geraten, weil der Kampf um Marktanteile im Finanzierungsgeschäft in einer nie dagewesenen Härte geführt wurde. Trotzdem konnte das Zinsengeschäft insgesamt dank Volumenausdehnung und gezielten Bilanzstrukturmanagementaktivitäten positiv gestaltet werden.


Wie hat sich das Hypothekargeschäft entwickelt?


Die Hypothekarforderungen konnten um 3,6 % auf CHF 8,242 Mrd erhöht werden. Damit dürften wir unseren hälftigen Marktanteil in etwa gehalten haben.


Die SZKB hat zuletzt im Dezember die Zinssätze für variable Hypotheken um 0,25 auf 2,75 % gesenkt. Welche Entwicklung der Hypothekarzinsen sehen Sie im laufenden Jahr?


Die variablen Hypotheken notieren bei 2 3/4 % und beim Produkt Eigenheimhypothek (enthält beliebig variierbare Anteile an variablen und Festhypotheken) bei 2 1/2 %. Festhypotheken sind aktuell je nach Laufzeit zwischen 2 % und 3 1/2 % zu haben, eine intakte Kreditbonität vorausgesetzt. Angesichts des historisch gesehen sehr tiefen Zinsniveaus ist der diesbezügliche Senkungsspielraum nach meinem Dafürhalten ausgereizt. Die in jüngster Zeit dramatisch angewachsene Schuldenlast vieler Staaten lässt die Furcht vor einem Wiederaufflackern des Inflationsgespenstes wachsen.


Trotz eines Personalausbaus nahm der Geschäftsaufwand der SZKB nur leicht um 0,9 % zu. Wie konnten Sie die Kosten tief halten?


Wir forcieren seit geraumer Zeit das Benchmarking und die Prozessorientierung, um die Kostenentwicklung – trotz strategischen Wachstumsaktivitäten – im Griff zu halten. Zudem entpuppt sich unsere moderne Finnova IT-Plattform als vergleichsweise günstig. Schliesslich wirkte sich die dem Ergebnis entsprechende, tiefere Erfolgsbeteiligung aufwandmindernd aus.


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Welche Entwicklung konnten Sie im Bereich des Internet-Banking feststellen?


Das Internetbanking hat auch im 2008 seinen Siegeszug fortgesetzt, wie die Zunahme der Anzahl Internet-Verträge um 17,5 % auf 38’659 zeigt. Damit nutzen rund 55 % unserer Privat- und Geschäftskonto-Inhaber den elektronischen Bankkanal.


Seit dem vergangenen Jahr ist auch die Migros Bank im Kanton Schwyz präsent. Wie präsentiert sich die Konkurrenzsituation für die SZKB und ist ein Ausbau des heute 27 Standorte umfassenden Filialnetzes ein Thema?


Der Kanton Schwyz ist, gemessen an der Anzahl von Bankstellen, sehr gut dotiert, weshalb die SZKB keinen Bedarf nach zusätzlichen Filialen sieht. Wir optimieren jedoch dauernd unser Bancomatnetz (zurzeit 47) sowie Art und Weise des Beratungsangebots vor Ort.


2006 hat die SZKB ihre Innovationsstiftung gegründet. Worum geht es dabei und wie hat sich die Stiftung im letzten Jahr entwickelt?


Mit der Innovationsstiftung bezwecken wir die Schaffung von attraktiven, innovativen und wertschöpfungsstarken Arbeitsplätzen über die Förderung/Ansiedlung von solchen Firmen im Kanton Schwyz. Unsere im Herbst 2006 gegründete Innovationsstiftung verzeichnete im Berichtsjahr 93 Anfragen (kumuliert seit Beginn 189), woraus mit Doodle ein Abschluss resultierte, der national sehr stark beachtet wurde. Vier Projekte sind in Bearbeitung. Bei den seit der Stiftungsgründung finanzierten drei Gesellschaften handelt es sich um Natoil (Schmierstoffe auf natürlicher Basis), Mobile Service (innovative Kaffeelösungen) und Doodle (Terminfindungs-Plattform).


2002 hat die SZKB den Swiss Holiday Park in Morschach komplett übernommen. Aus dem «Problemkind» ist mittlerweile ein Grossbetrieb im kantonalen Tourismus geworden, der 2008 über 176’000 Übernachtungen zählte. Nun steht ein Verkauf zur Diskussion. Wer würde als Käufer in Frage kommen und welche Vorgaben müssten für einen Verkauf erfüllt sein?


Der SHP – ein erfolgreiches Freizeit- und Ferienressort – gehört nicht zum Kerngeschäft der SZKB, weshalb wir mittel- bis langfristig einen Verkauf an einen geeigneten Partner nicht ausschliessen.


«Der schwergewichtig mit mittelständischen Unternehmen und Gewerbebetrieben ausgestattete Kanton Schwyz ist insgesamt nicht so krisenanfällig wie andere Regionen.»


Die Wirtschaftskrise lässt kaum eine Branche und kaum eine Region unberührt. Wie stellt sich für Sie die Situation im Kanton Schwyz dar?


Der schwergewichtig mit mittelständischen Unternehmen und Gewerbebetrieben ausgestattete Kanton Schwyz ist insgesamt nicht so krisenanfällig wie andere Regionen. Trotzdem, die lahmende Wirtschaft zeigt sich in einer steigenden Anzahl an Betrieben mit Kurzarbeit.


Wie überrascht sind Sie vom Ausmass und den Folgen der Finanzkrise?


Korrekturen und Zyklen gehören zur Marktwirtschaft. Zudem galten die Immobilien-märkte von Irland, Spanien, Frankreich, England und den USA seit längerer Zeit als überhitzt. Krisenausmass und Krisengeschwindigkeit haben jedoch alle überrascht. Der dadurch provozierte Vertrauensverlust wird nur mühsam zu überwinden sein. Die Finanzbranche wird in fünf Jahren punkto Geschäftsmodelle und Geschäftsverhalten anders aussehen.


Wie beurteilen sie die Unterstützung der Schweizer Nationalbank für die UBS?


Gradlinig, effizient und effektiv.


Im Zusammenhang mit den Ereignissen der letzten Monate werden Rufe nach mehr Regulierung der Finanzindustrie laut. Wie ist Ihre Meinung dazu?


Nicht mehr Regulierung ist gefragt, sondern richtige Regulierung. Bleibt anzufügen, dass auch inskünftig Regulierungen allein neue Krisen nicht verhindern können.


Ist unter den gegebenen Umständen eine einigermassen gesicherte Prognose über den Geschäftsverlauf 2009 möglich?


Unser Budget sieht auf Bruttogewinnebene eine Verbesserung vor. Ob dies auch für das operative Ergebnis gelten wird, wird von der Entwicklung der Wertberichtigungen, Rückstellungen und Verluste abhängen. Nach diesbezüglich 4 positiven Jahren rechnen wir wieder mit rauheren Zeiten.


Herr Weber, besten Dank für das Interview.





Zur Person:
Gottfried Weber (60) ist als Direktionspräsident der Schwyzer Kantonalbank tätig und für den Präsidialbereich verantwortlich. Zuvor war er 25 Jahre bei der Zürcher Kantonalbank, wovon 10 Jahre als Mitglied der Geschäftsleitung, und 1 1/2 Jahre bei der Rentenanstalt/Swiss Life als Leiter des Geschäftsbereiches Privatkunden tätig. Gottfried Weber ist u.a. Mitglied des Verwaltungsrates der Finnova AG, Lenzburg, des Elektrizitätswerkes Schwyz AG und des Verbandes Schweizerischer Kantonalbanken und Mitglied des Vorstandes des Handels- und Industrievereins des Kantons Schwyz. Er studierte Betriebswirtschaft an der Universität Zü-rich, Abschluss lic. oec. publ. Weber ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder.

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