Hans-Rudolf Häni, Global Head IT Bank Sarasin

Von Helmuth Fuchs


Moneycab: Herr Häni, seit August dieses Jahres setzen Sie im Handel auf die ETD (Exchange Traded Derivatives) Trading Lösung von Avaloq. Was war der geschäftliche Hintergrund, auf diese neue Lösung zu wechseln?


Hans-Rudolf Häni: An einem Avaloq Customer Advisory Group (CAG) wurde die Idee aufgegriffen, ein Umsystem, das zur Berechnung  der Margin verwendet wurde, durch Avaloq Funktionalität abzulösen. Das Vorhaben ist bei Avaloq sofort auf fruchtbaren Boden gefallen, und es wurde dann in einem gemeinsamen Projekt realisiert.



«In der Zwischenzeit kann aber das Produkt ETD weit mehr, als wir ursprünglich beabsichtigt haben. Das spricht auch für die Zusammenarbeit von Avaloq, der Bank Sarasin sowie ZKB und SGKB.» Hans-Rudolf Häni, Global Head IT Bank Sarasin


Welche konkreten Ziele und Erwartungen waren mit dem Wechsel verbunden?


In erster Linie war das Ziel, den Automatisierungsgrad zu erhöhen, zum Beispiel durch eine Realtime-Verbuchung von Eurex Transaktionen. Eine schnellere Abstimmung der Brokergegenparteien dank Verbuchung der Variation-Margin war ebenfalls ein klares Ziel. Ausserdem haben wir eine Unabhängigkeit von externen Services angestrebt. Durch die Ablösung vom externen System wird eine Reconciliation zwischen Avaloq und dem externen Service hinfällig. Im Weiteren wünschten wir uns eine automatische Verarbeitung von Assignments und Kapitaltransaktionen Eurex.


Konnten Sie mit dem neuen System auch die Lösungslandschaft vereinfachen (Anzahl Umsysteme / Schnittstellen), oder war es einfach die Ablösung eines bestehenden durch ein neues System?


Insgesamt ist die Anzahl der Systeme etwa gleich geblieben. Jedoch konnten wir die Anzahl der Businessapplikationen durch die Integration der Funktionalität ins Avaloq Banking System reduzieren. Dadurch konnten wir den Automatisierungsgrad erhöhen und dem Business eine integrierte Lösung zur Verfügung stellen.


Wie viele Mitarbeitende von Sarasin waren gesamthaft im Projekt engagiert und in welchem Rahmen lagen Ihre Entwicklungskosten für die neue Lösung?


Seitens Sarasin waren im Durchschnitt zwei Mitarbeiter in diesem Projekt tätig. Die Entwicklungskosten für diese neue Lösung bewegen sich im üblichen Rahmen.



«Eine schnellere Abstimmung der Brokergegenparteien dank Verbuchung der Variation-Margin war ebenfalls ein klares Ziel. Ausserdem haben wir eine Unabhängigkeit von externen Services angestrebt.»


Wie haben Sie den ROI (Return on Investment) für das Projekt berechnet und in welcher Zeit wird sich die Investition bezahlt machen?


Der ROI ist selten eine exakte Wissenschaft. Trotzdem war es in diesem Projekt relativ einfach, den ROI zu berechnen. Dieser liegt bei knapp zwei Jahren.


In der neuen Lösung werden Eurex-Transaktionen direkt im Avaloq Banking System verbucht. Weshalb ist das für Sie von Bedeutung?


Durch die Real-Time-Verbuchung von Eurex-Transaktionen im Avaloq Banking System, dank Eurex-Direktanbindung, sind wir wesentlich effizienter geworden als vorher. 


Das Projekt wurde zusammen mit der St. Galler und der Zürcher Kantonalbank entwickelt. Wie hat sich das auf das Projekt ausgewirkt, gab es zusätzliche Aspekte, von denen Sie ebenfalls profitieren konnten?


Die Lancierung dieses Innovations-Projekts zusammen mit den beiden Kantonalbanken hat sich durchaus positiv auf den Projekterfolg ausgewirkt. Von Beginn an haben die Projektpartner aktiv mitgemacht und dadurch das gute Endprodukt entscheidend mitgeprägt. Ich bin überzeugt, dass alle voneinander profitiert haben, sowohl in konzeptioneller als auch in qualitativer Hinsicht.




«Verschiedene interne aber auch externe Abhängigkeiten haben uns auf der Zeitachse die Flexibilität «geraubt». Wie das meistens so ist, hat man zu Beginn des Projekts alle Zeit der Welt. Gegen Schluss wird es dann eher eng.»


Haben Sie von anderen Avaloq Kunden schon ein Feedback auf die Lösung und glauben Sie, dass auch andere Kunden die neue Lösung einsetzen werden?


Dieses Modul in der Avaloq-Palette wird zweifellos Erfolg haben. Früher hiess es TOFF (Traded Options and Financial Futures), neu trägt es den Namen ETD (Exchange Traded Derivatives).


Aktuell bereiten Sie die Anbindung Ihrer asiatischen Niederlassungen (Hongkong und Singapur) an das Avaloq Banking System vor. Werden diese ebenfalls von der neuen Lösung profitieren und inwieweit müssen lokale Eigenheiten dabei berücksichtigt werden?


Dies wird sich mit der Zeit ergeben. Sicher ist, dass wir durch diesen Rollout des Avaloq Banking Systems in Hong Kong und Singapore grundsätzlich von allen Verbesserungen und Erweiterungen in unserer Avaloq-Lösung gemeinsam profitieren können.


Gegen Ende des Projektes kamen Sie zeitlich unter Druck. Was waren die Gründe dafür und wie haben Sie es geschafft, dass die neue Lösung doch noch auf den geplanten Termin eingeführt werden konnte?


Verschiedene interne aber auch externe Abhängigkeiten haben uns auf der Zeitachse die Flexibilität «geraubt». Wie das meistens so ist, hat man zu Beginn des Projekts alle Zeit der Welt. Gegen Schluss wird es dann eher eng. Wir haben uns selbst unter Druck gesetzt, weil wir den externen Service gekündigt haben. Es ist aber hoch erfreulich, dass das Projekt «just in time» abgeschlossen werden konnte. Noch viel wichtiger ist die Tatsache, dass wir praktisch kein einziges Problem nach dem Going-Live hatten. Das spricht für die Qualität. 


Inwieweit haben sich die zu Beginn des Projektes formulierten Ziele realisieren lassen?


Restlos alle. Dazu kommt noch, dass wir nun deutlich mehr Informationen zur Beurteilung von Krediten ohne Umwege zur Verfügung haben. Ebenfalls haben wir nun übersichtlichere Margenberechnungen dank detaillierteren Reports. Weitere Prozessoptimierungen und auch Mengenskalierungen können nun realisiert werden. In der Zwischenzeit kann aber das Produkt ETD weit mehr, als wir ursprünglich beabsichtigt haben. Das spricht auch für die Zusammenarbeit von Avaloq, der Bank Sarasin sowie ZKB und SGKB.


Was würden Sie rückblickend im Projekt anders machen?


Beim Aufsetzen der Verträge taten wir uns schwer, den Umfang des Projekts zu definieren. Darauf werden wir beim nächsten Projekt besser achten. Ebenfalls mussten zwei Schlüsselpersonen ihre Ferien verschieben, damit wir den Termin halten konnten.


Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?


a) Ich wünsche mir, dass wir den hohen Stand an Stabilität unserer Avaloq-Lösung auch nach der Ausbreitung nach Asien halten können und dabei trotzdem die Wünsche unserer Anwender schnell umsetzen können.
b) Ich habe das Glück, mit einer aussergewöhnlich effizienten und motivieren IT-Mannschaft zusammenarbeiten zudürfen. Ich wünsche mir, dass das so bleibt!





Der Gesprächsparner:
Hans Rudolf Häni ist seit 2008 Global Head IT (CIO) bei der Bank Sarasin & Cie AG mit Gesamt Verantwortung für die Informatik. Er verfügt über mehr als 30 Jahre Informatik-Erfahrung im internationalen Bankenumfeld. Von 1988 bis 1993 hat Hans Rudolf Häni die IT einer Schweizer Grossbank in New York geleitet, um anschliessend verschiedene Management Positionen bei der IT der Credit Suisse zu bekleiden. Vor der Übernahme der Leitung der Informatik bei der Bank Sarasin hat Hans Rudolf Häni ein paar Jahre Provider-Erfahrung bei der Swisscom IT Service als Head Engineering and Operation gesammelt.


Das Unternehmen:
Die Bank Sarasin ist eine führende Schweizer Privatbank, die aus ihrer langjährigen Erfahrung bewusst auf Nachhaltigkeit als wesentlichen Teil ihrer Unternehmensphilosophie setzt. Mit hoher Qualität und Kompetenz betreut sie als Anlageberater und Vermögensverwalter private und institutionelle Kunden. In der Schweiz ist die Bank an den Standorten in Basel (Hauptsitz), Bern, Genf, Lugano und Zürich vertreten. Die Bank Sarasin & Cie AG ist an der SIX Swiss Exchange kotiert. Als nachhaltiger internationaler Finanzdienstleister ist die Sarasin Gruppe heute weltweit an mehr als 20 Standorten in Europa, dem Mittleren Osten und Asien vertreten. Per Ende Juni 2010 betreut sie Vermögenswerte in der Höhe von CHF 96,2 Mia. und beschäftigt rund 1 500 Mitarbeitende. Ihre Mehrheitsaktionärin ist die niederländische Rabobank, die über ein Triple-A-Rating und damit über höchstmögliche Bonität verfügt.

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