Hans-Rudolf Zeller: «Wir wollen einen zweistelligen Marktanteil erreichen»


General Motors hat in den vergangenen Wochen mit der Ankündigung eines massiven Stellenabbaus in Europa für Schlagzeilen gesorgt. GM-Suisse-Chef Hans-Rudolf Zeller zeigt sich im Moneycab-Interview von diesem Schritt nicht überrascht und äussert sich zu den Zukunfts-Chancen der Marke Opel.

Moneycab: Herr Zeller, der „wilde Streik“ vergangene Woche im Opel-Werk Bochum nach der Ankündigung des massiven Stellenabbaus von GM in Europa ist vorbei. Sechs Tage standen die Bänder still. Welche Auswirkungen hatte die Blockade auf das Geschäft in der Schweiz?

Hans-Rudolf Zeller: Glücklicherweise hatte der Streik keine Auswirkungen auf unsere Geschäfte. Sowohl die Lieferung von Neuwagen als auch die Lieferung von Ersatzteilen funktionierten ohne Unterbruch. Zudem verfügen wir im Ersatzteilbereich dank unserer Händler über einen gewissen Spielraum, da diese grösstenteils über eigene Lagerkapazitäten verfügen.

12’000 Jobs in Europa sollen abgebaut werden – waren Sie vom Ausmass der Einsparungen überrascht?

Handlungsbedarf zeichnete sich ab. Die meisten deutschen Automobilhersteller kämpfen mit den gleichen Problemen und Sorgen. Der europäische Markt stagniert. Es ist mit Sicherheit sinnvoll, die Strukturen heute anzupassen. Die Restrukturierungsmassnahmen wurden eingeleitet, um als gesundes und starkes Unternehmen weiterhin genügend Ressourcen in neue Modelle, Technologien und hochstehende Qualität zu investieren.

Der angekündigte Stellenabbau und die Folgen haben viele negative Schlagzeilen produziert. Fürchten Sie keinen Imageschaden – vor allem bei der Marke Opel?

Kurzfristig sind die negativen Meldungen in den Medien nicht förderlich für unsere Verkaufsaktivitäten. Mittelfristig sind die eingeleiteten Restrukturierungsmassnahmen aber positiv. Eine Rückkehr von GM Europe in die Gewinnzone wird künftig vermehrte Investitionen und Aktivitäten mit sich bringen. Erklärtes Ziel ist es, alle geplanten Modellneuheiten von Opel und Saab in hoher Qualität und unverändertem Zeitplan zu lancieren und das Modellangebot sukzessive weiter auszubauen, um unseren Kunden attraktive Fahrzeuge zu attraktiven Preisen anzubieten. Und ich bin stolz, sagen zu dürfen, dass Opel auf eine sehr treue Kundschaft zählen darf.

GM Suisse ist vom Stellenabbau nicht betroffen. Die Kostensenkungen sollen über strukturelle Änderungen erreicht werden. Können Sie uns schon etwas darüber sagen, wie diese aussehen sollen?

GM Suisse hat die strukturellen Änderungen bereits vor Monaten in Angriff genommen. Per 1. Januar 2004 haben die Opel Suisse SA und die Saab Automobile Schweiz AG unter dem neuen Firmennamen General Motors Suisse SA fusioniert. Seit diesem Datum trägt die GM Suisse die alleinige Verantwortung für den Import, das Marketing und den Vertrieb der Marken Opel und Saab in der Schweiz. Im Sommer 2004 wurden zudem die Arbeitsplätze der General Motors Suisse SA von Biel ins Gebäude des europäischen Sitzes der General Motors in Glattbrugg verlegt. Durch die grossen Synergieeffekte profitieren wir bereits heute von Kostensenkungen und effizienteren Strukturen.

Die GM-Hauptmarke in Europa ist Opel. Auch in der Schweiz hat Opel in den letzten Jahren massiv an Marktanteil verloren. Falsche Modell-Politik, Management-Fehler etc. – viele Gründe werden als Ursache genannt. Wo sehen Sie die Ursachen?

Der Kampf um Marktanteile ist für uns und alle Mitbewerber hart. Wir wollen in ein bis zwei Jahren mit der Marke Opel wieder einen zweistelligen Marktanteil erreichen. Mit unserer äusserst attraktiven Modellpalette haben wir gute Chancen, dieses Ziel zu erreichen. Unsere Produkte sowie deren Qualität sind besser als je zuvor. Die Diesel-Palette überzeugt und die zahlreichen Siege in wichtigen Vergleichstests gegen harte Konkurrenten bestätigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Wie soll es weitergehen? Sind 15 % Marktanteil wie vor 10 Jahren heute noch realistisch und mit welchen Massnahmen soll eine Steigerung der Opel-Verkaufszahlen erreicht werden?

Ich denke, dass es langfristig für jede Marke sehr hart wird, einen Marktanteil von mehr als zehn Prozent zu erreichen. Trotzdem – Opel nimmt die Herausforderung an. Mit neuen, innovativen Produkten, hoher Qualität und einem ausgezeichneten Preis-/Leistungs¬verhältnis setzen wir alles daran, dieses Ziel zu erreichen.

Wie laufen die Geschäfte von GM Suisse und Opel im speziellen im laufenden Jahr?

Unsere Verkäufe sind – analog der Marktentwicklung – noch immer harzig. Wir sehen aber positive Anzeichen. Der Opel Astra ist im Frühjahr 2004 als 5-türige Limousine äusserst erfolgreich gestartet – und die Vorbestellungen für den Astra Caravan, der offiziell erst in einigen Tagen auf den Schweizer Markt kommt, übertreffen unsere Erwartungen. Bereits liegen 1’200 Bestellungen vor. Äusserst erfolgreich ist auch unser zweiplätziger Verwandlungskünstler Tigra TwinTop gestartet. Seit wenigen Wochen ist das Cabrio-Coupé offiziell auf dem Markt, und wir dürfen bereits 500 Bestellungen verzeichnen, für ein zweiplätziges Nischenprodukt mehr als beachtlich. Dies zeigt, dass unsere Kunden unsere Bestrebungen bezüglich Innovation und Qualität würdigen und Vertrauen in unsere Produkte haben.

Opel gilt heute wieder als innovativere Marke, leidet aber offenbar immer noch an der verfehlten Modell-Politik früherer Jahre. Wie konnte es sein, dass man so zielstrebig an den Trends vorbei produziert hat?

In der Vergangenheit sind gewisse Fehler passiert. Wer aber unsere heutige Produktpalette betrachtet wird schnell feststellen, dass diese bezüglich Qualität, Innovation, Dynamik, Vielfältigkeit und Preis-/Leistungsverhältnis auf höchster Liga spielt und keinen Vergleichstest zu fürchten hat.

Die GM-Europa-Zentrale ist ebenfalls in Zürich angesiedelt. Für Opel ist mittlerweile der fünfte Chef in sechs Jahren zuständig. Wäre in so schwierigen Zeiten nicht etwas mehr Kontinuität wünschenswert?

Mit Fritz Henderson ist heute ein äusserst fähiger Mann an der Spitze des Unternehmens. Ich bin überzeugt, dass er die General Motors Europe zurück auf einen erfolgreichen Weg bringen wird.

Letzte Frage: Was fährt der Chef von GM Suisse für ein Modell?

Einen Opel Signum 3.2 V6 sowie ein Saab 9-3 Cabriolet.



Moneycab Interviews Hans Rudolf Zeller 
Generaldirektor General Motors Suisse SA (Opel + Saab)

Geboren: 7. November 1953

Zivilstand: verheiratet

Hobbies: Tennis, Segeln, Golf

Ausbildung:
– HSG St. Gallen
– MBA Astridge

1997 Generaldirektor Saab Automobile Schweiz AG
2000 Global Marketing Director Saab NSO
2003 Generaldirektor Opel (Suisse) SA
2004 Generaldirektor General Motors Suisse SA (Opel + Saab)

General Motors Suisse SA
Die GM Suisse SA ist eine Tochtergesellschaft der General Motors Corporation und strategisch der europäischen Zentrale General Motors Europe in Glattbrugg unterstellt. Die Firma ist Importeur und Vertriebsgesellschaft für Opel und Saab Fahrzeuge sowie für Teile und Zubehör in der Schweiz und in Liechtenstein. Sitz der Firma ist Glattbrugg.

Die GM Suisse SA konzentriert sich auf das eigentliche Kerngeschäft Import und Vertrieb von Personenwagen und leichten Nutzfahrzeugen, Kundendienst sowie Marketing von Ersatzteilen und Zubehör und lässt damit verbundene Folge- und Nebenaufgaben grösstenteils im Auftrag durch spezialisierte Firmen erledigen. Die Vertriebsorganisation setzt sich aus 81 unabhängigen Direkthändlern sowie aus 270 Lokalhändlern zusammen. Die Beziehungen zwischen Importeur und Händler werden durch ein paritätisch besetztes Komitee gefördert und gepflegt.

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