HRE: Bund nimmt wichtigste Hürde für Verstaatlichung

Mit einer Stimmenmehrheit von 73,95 Prozent wurde eine Kapitalerhöhung von 2,96 Milliarden Euro beschlossen. Damit konnte der Bund seinen Anteil an der HRE von gut 47 auf 90 Prozent erhöhen und kann die restlichen Aktionäre nun herausdrängen. Auf der Versammlung spielten sich turbulente Szenen wütender und tief enttäuschter Kleinaktionäre ab, die vom Wertverlust ihrer Anteile schwer getroffen wurden.


SoFFin-Chef erleichtert
Der Chef des staatlichen Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin), Hannes Rehm, zeigte sich nach der Zustimmung am Dienstagabend erleichtert, dass eine Enteignung nun nicht mehr notwendig werde. Er kündigte an, dass die 100-prozentige Übernahme durch den Fonds nun wie geplant durchgezogen werde, um die HRE zu retten und die Restrukturierung voranzutreiben.


Generalabrechnung mit früherem Management
Kleinaktionäre und Aktionärsschützer nutzten die Versammlung am Dienstag für eine Generalabrechnung mit dem früheren Management und den Verstaatlichungsplänen der Bundesregierung. «Wir sind am Anfang des Endes dieser Gesellschaft», sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). «Die Aktionäre begleiten dieses Schauspiel mit einem Gefühl der Resignation und der Wut.» Der alte Vorstand unter Georg Funke habe die Bank leichtfertig und fahrlässig gegen die Wand gefahren. «Zocken mit eigenem Geld mag erlaubt sein, aber nicht mit dem Vermögen der Aktionäre.»


«Schwärzeste Stunde des deutschen Kapitalmarktrechts»
Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sprach von der schwärzesten Stunde des deutschen Kapitalmarktrechts. US-Grossaktionär J.C. Flowers war nicht persönlich bei dem Treffen anwesend. Er ist einer der schärfsten Kritiker der vollständigen Verstaatlichung. Die von Flowers angeführten Investoren kontrollieren derzeit noch rund 14 Prozent der HRE-Anteile.


«HRE alleine schlicht nicht überlebvensfähig»
HRE-Chef Axel Wieandt warb auf der Aktionärsversammlung für die Verstaatlichung des Instituts. «Es gibt für die Hypo Real Estate keine realistische Alternative zur Beteiligung des Bundes.» Die HRE sei von der Finanzkrise voll erwischt worden und alleine schlicht nicht überlebensfähig. «Ohne Unterstützung des Bundes gäbe es keine Basis für eine Fortführung der Gesellschaft und der Gruppe. Wir hätten bereits Insolvenz für die Gesellschaft beantragen müssen.» Die Hypo Real Estate habe bereits Garantien und Bürgschaften in Höhe von gut 100 Milliarden Euro in Anspruch genommen, sei aber noch nicht über den Berg.


Keine Kamerateams erwünscht
Hohe Wellen schlug das Verbot von Bild- und Tonaufnahmen bei der ausserordentlichen Hauptversammlung. «Es kann nicht sein, dass die Bank im Hinterzimmer verstaatlicht wird», sagte ein Aktionär unter dem Beifall der Anleger. Kamerateams und Radioreporter durften nur vor Beginn des Aktionärstreffens Aufnahmen machen und mussten den Raum dann verlassen. (awp/mc/ps/15)

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