HSBC-Chef Schweiz: «Gestohlene Daten unvollständig und fehlerhaft»

Danach habe er die Daten nach «nach Art eines Puzzles» wieder zusammengesetzt, sagte Zeller dem «Matin dimanche» und der «SonntagsZeitung». Für die französische Steuerbehörde werde es «sowohl in technischer als auch in juristischer Hinsicht» sehr schwierig werden, die Datensätze auszuwerten, sagte Zeller im Interview mit den beiden Zeitungen. Diese schliesse er aus den Daten, die er bislang gesehen habe, sagte der Bankdirektor. Wann und wie es Falciani gelang, die Bankdaten abzuziehen, ist unklar. Es sei möglich, dass der Diebstahl während eines Systemupdates zwischen 2006 und 2007 geschehen sei. «Wir untersuchen die Sache weiter.»


«Keine Anzeichen einer Panik»
Die Kunden hätten bislang eher gelassen reagiert, meinte Zeller: «Es gibt keine Anzeichen einer Panik. Die Abzüge waren bisher sehr geringfügig.» Allerdings hätten sich zuletzt 150 verunsicherte Kunden gemeldet. Die Bank denkt nach Aussagen ihres Direktors nicht daran, Entschädigungen zu zahlen, falls Kunden wegen des Datendiebstahls ein Nachteil entsteht. Auf eine entsprechende Frage seiner Interviewer antwortetet Zeller mit einem knappen «Nein».


Daten von 130’000 HSBC-Kunden übergeben
Falciani soll Frankreich Daten von 130’000 HSBC-Kunden übergeben haben. Unter diesen sind neben Franzosen auch viele Kolumbianer und Italiener sowie chinesische Behörden. Falciani entwendete die Daten nach eigenem Bekunden, weil ihn die Geschäfte der HSBC schockiert hätten. Die Banker hätten sich «wie Zuhälter» verhalten. Wegen des Datenklaus schwelt zwischen der Schweiz und Frankreich ein Streit. Die französische Staatsanwaltschaft will die Daten nutzen, um Geldwäschern sowie Steuerflüchtlingen auf die Spur zu kommen.


Drohgebärden
Die Schweiz dagegen spricht von einem Diebstahl und droht, das neue Doppelbesteuerungsabkommen mit Paris auszusetzen, das 2010 in Kraft treten soll. Zudem verlangt Bern die Auslieferung Falcianis, der in Frankreich unter Polizeischutz steht. Der französische Senat wiederum verzichtete am Freitag auf Drängen der Regierung in Paris erst in letzter Minute darauf, die Schweiz auf eine Schwarze Liste von Steuerparadiesen zu setzen.


Falciani kritisiert Schweiz scharf
Unterdessen hat der ehemalige Informatiker der Genfer HSBC Private Bank, Hervé Falciani, die Schweiz scharf kritisiert. Falciani, der der Bank Kundendaten gestohlen haben soll, sagte in einem Zeitungsinterview, er habe die Schweizer Behörden lange vor den Franzosen über die Daten informiert. Er habe die Schweizer Behörden «Ende Sommer 2006» informiert. «Da ich vom Bund keine Antwort bekam, habe ich mich an andere Behörden gewandt», sagte Falciani gegenüber der französischen Zeitung «Le Figaro» vom Montag. Er habe sich an Schweizer Bundesbehörden gewandt, präzisierte Falciani.


«Keine Bankdaten verkauft»
Der Informatiker stritt ab, jemals Bankdaten gegen Geld verkauft zu haben. Ihm war vorgeworfen worden, er habe 2008 die HSBC-Daten im Libanon zum Verkauf angeboten. «Ich glaubte, ich stünde in Kontakt mit einer staatlichen Behörde», erklärte er die Libanon-Geschichte. «Vor Ort ist mir klar geworden, dass dies nicht der Fall ist. Ich wurde manipuliert», sagte der 35-Jährige. Nach seiner Rückkehr habe er sich mit seinen Informationen an die französische Polizei gewandt, sagte der Informatiker. Das war nach seinen Angaben im vergangenen Jahr. Bereits früher hatte er erklärt, er habe die Daten der Bank abgezogen, weil ihn die Praktiken der Banker angewidert hätten. Die Banker hätten sich «wie Zuhälter» verhalten. (awp/mc/ps/01) 

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