Jüngster Abschiedskandidat ist der Vermögensverwalter Libertas Capital. Dessen Lizenz wurde von der Aufsichtsbehörde des DIFC, der DFSA, am 16. Juli 2009 entzogen. Der Grund: die Firma könne die Mindestkapitalanforderungen nicht mehr erfüllen. Im DFSA-Jargon ist das eine Umschreibung dafür, dass Libertas schlicht das Geld ausging. Laut dem öffentlichen Register der DFSA hat zudem die Wirtschaftsprüfergesellschaft KPMG am 19. April 2009 ihre Lizenz freiwillig zurückgezogen. Nur die KPMG-Buchhaltungsdienstleister verbleiben. Die Zweigstelle von Lehman Brothers wurde am vergangenen 1. Februar abgewickelt. Ausserdem strichen eine Reihe von unabhängigen Vermögensverwaltern jüngst die Segel.
Schleichende Abgänge
Am 1. Mai 2009 meldete die DFSA noch 325 registrierte Mitgliedsfirmen im DIFC. Per heute sind es nunmehr 322 Unternehmen, die von der DFSA beaufsichtigt werden. Dazu zählen..
?… 246 registrierte Firmen, wie Banken und Versicherer. Prominente Beispiele sind UBS, Credit Suisse, Citigroup, Société Générale oder der chinesiche Finanzkonzern ICBC. Sie dürfen per Gesetz kein Retail Banking in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) betreiben, sondern Investment Banking, Private Banking, Corporate Banking und Asset Management.
? Des Weiteren sind 57 Zulieferfirmen ansässig wie beispielsweise Back Office-Dienstleister und Advokaturen.
? Neben 17 Wirtschaftsprüfergesellschaften beherbergt das DIFC auch zwei internationale Märkte: die Wertpapierbörse Nasdaq Dubai und die Dubai Mercantile Exchange, ein Handelsplatz für Rohstoffderivate.
Tausendundeine Ausnahmeregelungen
Die Vorteile für im DIFC residierende Unternehmen sind in den DFSA-Statuten verankerte Vorschriften, die sich am Regelwerk der Londoner Finanzaufsicht FSA orientieren und somit ein für die internationale Finanzwelt vertrautes Umfeld schaffen. Auf den zweiten Blick entpuppt sich die graue Hochhauslandschaft im Herzen von Dubai aber als ein kompliziertes Konstrukt mit tausenduneiner Ausnahmeregelung. So darf die im DIFC ansässige Swiss Life beispielsweise ihre Lebensversicherungen an einen Saudiaraber verkaufen, der nicht in den Golf-Emiraten wohnt, nicht aber direkt an einen Emirati mit Wohnsitz Dubai. Denn der Rechtsraum VAE ist aus Sicht des DIFC «offshore» und bleibt für ausländische Assekuranzen aus protektionistischen Gründen gesperrt.
Wundersame Firmenvermehrung auf dem Papier
Statt jedoch die korrekte Zahl von 322 regulierten Finanzdienstleistern im DIFC zu nennen, taucht in den Pressemitteilungen der DIFC Authority immer wieder die Zahl von 845 Firmen ansässigen DIFC-Firmen auf. Wie das? Die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit rechnet die Restaurants, Copy-Shops, Fitness Clubs und sogar die Blumenläden auf dem DIFC-Gelände einfach zu den ansässigen Unternehmen hinzu. So erscheint die orientalische Wall Street en miniature wie ein Gigant am globalen Finanzhimmel.