Insiderverdacht: Anhörung von EADS-Managern

Alle hatten mit hohen Gewinnen EADS-Aktien verkauft, bevor 2006 die dramatischen Produktionsprobleme beim Super-Airbus A380 bekannt wurden und die Aktie abstürzte.


A380-Probleme bis heute nicht gelöst
Im Kern geht es darum, wann die Airbus- und EADS-Manager wussten, dass das Programm des weltgrössten Verkehrsflugzeugs aus dem Ruder lief. Erste Verzögerungen waren seit 2005 bekannt. 2006 wurde zur Gewissheit, dass die Schwierigkeiten bei der Verkabelung der A380 in Hamburg zu gross waren, um die Zeitpläne einhalten zu können. Als der Markt darüber informiert wurde, brach die EADS-Aktie am 14. Juni 2006 um fast 27 Prozent ein. Sie erholte sich von dem Schock bisher nicht wieder. Die A380-Probleme sind bis heute nicht gelöst.


Auch Enders› Ablösung gefordert
Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SDK) hält das für wahrscheinlich. Alle überführten Manager müssten den Konzern verlassen, forderte SDK-Sprecher Michael Kunert am Montag. Wenn ein Insiderdelikt vorliege, hänge auch Enders mit drin, selbst wenn er nicht finanziell profitiert habe. Denn Enders sei als Co-Chef von EADS für die Information der Börsen verantwortlich gewesen.


Märkte getäuscht?
Jetzt will der AMF-Strafausschuss klären, ob EADS damals die Märkte getäuscht hat und die Manager ihr Insiderwissen in bare Münze umgesetzt haben. Dann wären Bussgelder fällig. Auch EADS und seine Grossaktionäre Daimler und Lagardère müssen Rede und Antwort stehen. Daimler und Lagardère hatten vor dem Kurssturz je 7,5 Prozent EADS-Anteile mit Milliardengewinn verkauft.


Heer von Anwälten
Die Beschuldigten ziehen mit fast 50 Anwälten in die bis Freitag dauernde Anhörung. Bis Mitte Dezember wollen sich die Börsengendarmen ein Urteil bilden. Sie können Bussgelder bis zum Zehnfachen der Gewinne aus den Aktienverkäufen verhängen. Auch die Pariser Staatsanwaltschaft wird die AMF-Erkenntnisse genau ansehen. Sie ermittelt ebenfalls wegen des Insiderverdachts. Den Beschuldigten drohen bis zu zwei Jahre Haft sowie Strafen in Millionenhöhe.


Satte Kasse
Enders, Daimler und Lagardère sowie mehrere andere Beschuldigte können jedoch ruhig in die Anhörung gehen. Ein AMF-Berichterstatter kam zu dem Schluss, dass sie ihre Aktiengeschäfte eingeleitet hatten, bevor die Probleme erkannt wurden. Für Forgeard, Leahy, Sperl und vier andere Manager sowie EADS selbst gilt das nicht. Forgeard hatte damals 4,34 Millionen Euro mit den Aktiengeschäften verdient, Leahy 3,12 Millionen und Sperl gut 816.000 Euro. (awp/mc/ps/20)

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